Sitzung am 27. Juni 1917 ſchloſſen, auf eine Darlegung meiner Stellungnahme zu verzichten. Nachdem aber der Herr Oberbürger⸗ meiſter ſeine Erklärung abgegeren hat, habe ich es für nötig gehalten, meine ſachlichen Gründe ausein⸗ ander zu ſetzen, die ich ſchon vorher hatte, um eine andere Stellung als die Fraktionsmehrheit einzu⸗ nehmen. Vorſteher Dr Frentzel: Bevor ich dem Herrn Oberbürgermeiſter das Wort gebe, bemerke ich, daß ich die Aeußerungen des Herrn Oberbürger⸗ meiſters dahin verſtanden habe, daß er feſtſtellte, daß Herr Kollege Bernhard ſachliche Gründe für ſeine Haltung nicht beigebracht hätte. Ich habe mir jetzt das Stenogramm geben laſſen; es lautet fol⸗ gendermaßen: Ich bin dem Stadtw. Bernhard außeror⸗ dentlich dankbar dafür, daß er ſein wahres Geſicht in ſo überraſchender Weiſe enthüllt hat, darf aber wohl feſtſtellen, daß ſachliche Gründe ihn zu ſeinem Vorgehen durchaus nicht be⸗ wogen haben können. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Ich bin dem Herrn Vorſteher ſehr dankbar, daß er mich durch ſeine Feſtſtellung bereits des größten Teils deſſen überhoben hat, was ich eigentlich zu ſagen beab⸗ ſichtigte. Wenn Herr Stadtv. Bernhard meine Er⸗ klärung als „beſonders ſonderbar“ bezeichnet, ſo werde ich das zu tragen wiſſen; es wird vielleicht noch öfters vorkommen, daß ſich ihm Erklärungen von mir als „beſonders ſonderbar“ darſtellen, ohne —4 ich ſie deshalb für beſonders verfehlt halten werde. Im übrigen habe ich den Worten des Herrn Vorſtehers nur noch hinzuzufügen, daß es nach meiner Anſicht durchaus im Intereſſe der Sache ge⸗ handelt iſt, wenn ich auf den Standpunkt des Magi⸗ ſtrats, den ich kenne und der ſich, wie ich hinzu⸗ ſetzen darf, in dieſem Falle nicht einmal durchaus mit dem meinigen deckt, im Intereſſe des Zuſtande⸗ kommens der Sache, die wir alle wollen, von vorn⸗ herein hinweiſe. Ich kann darin keine Schädi⸗ gung, ſondern lediglich eine Förderung der Sache erkennen, beſonders dann, wenn es ſich wie heute bei der Geſchäftslage des Hauſes um die letzte Sitzung vor den Ferien handelt und vor einer Zeit von etwa drei Monaten an eine anderweitige Er⸗ ledigung der Sache nicht zu denken ſein würde. Berichterſtatter D. Stadthagen (Schlußwort): Ich habe hier nur noch feſtzuſtellen, daß die Mit⸗ teilung des Herrn Oberbürgermeiſters, daß der Aus⸗ ſchuß einſtimmig der Anſicht geweſen wäre, die Rechtslage ermögliche nicht eine andere Löſung der Sache, nicht ganz zutrifft, — ſo ungefähr war, glaube ich, die Wiedergabe. Ferner möchte ich be⸗ merken, daß ich eigentlich die Hoffnung gehabt hatte, daß uns dieſe nicht gerade ſehr erquickliche Erörte⸗ rung, die wir ja auch im Ausſchuß ſchon gehabt haben, hier in der Vollverſammlung hätte erſpart werden können. Schr richtg) Ich hätte das dringend im Intereſſe der Mitarbeit der Frauen und der ganzen Sache gewünſcht. Nun hat die Oeffentlichkeit auch über die Anſichten der verſchiedenen Seiten Näheres gehört:; wir können 125 es nicht ändern. Wir wollen aber hoffen, daß dar⸗ um die Mitarbeit der Frauen eine nicht weniger er⸗ ſprießliche ſein wird und daß dieſes Werk zum Segen der Stadt ausſchlagen möge. Meine Herren, das Beſſere iſt unter Umſtänden der Feind des Guten, und daher ſchlage ich Ihnen nochmals im Intereſſe des glatten Zuſtandekommens der Vorlag vor, den Vorſchlägen des Ausſchuſſes zuzuſtimmen. (Unter Ablehnung der ſozialdemokratiſchen An⸗ träge beſchließt die Verſammlung nach den Ausſchuß⸗ vorſchlägen wie folgt: Die nachſtehend aufgeführten Deputatio⸗ nen werden durch Zuwahl von Frauen mit be⸗ ratender Stimme — in der jeweils angege⸗ benen Zahl — ergänzt: Deputation für Geſundheitspflege 1 Frau 7 für den Arbeitsnachweis . 3 Frauen zur Beratung über Maß⸗ nahmen zur Hebung der Volksſchulen 2 für das höhere Mädchen⸗ ſchuhveſenn. 2 „ für das ſtädt. Fortbil⸗ dungsſchulweſen . 1 Frau „ für die Verwaltung der Krantenhauſer. 1 „ 7 zur Verwaltung der Wohl⸗ fahrtsſchule 11 — zur Beratung von Maß⸗ nahmen gegen die Le⸗ mittelteuerung . 2 Frauen Kuratorium der Puls⸗Stiftung . 1 Frau Die Wahl der Frauen hat durch die De⸗ putationen zu erfolgen. Für Wahldauer, Wahlhinderniſſe und dergl. kommen die Beſtimmungen der Städte⸗ ordnung für Stadtverordnete zur entſprechen⸗ den Anwendung.) 71 72 7 Vorſteher Dr. Frentzel: Wir kämen jetzt zu der — die ich zu Beginn der Sitzung verleſen habe: Anfrage der Stadtv. Bade und Gen. betr. Maß⸗ nahmen gegen Mietſteigerungen. Frageſteller Stadtv. Katzenſtein: Meine Her⸗ ren! Anfragen ſtellen iſt leichter als Anfragen be⸗ antworten, und wir ſind uns vollkommen klar darüber, daß die Frage, die wir hier an den Ma⸗ giſtrat richten, keine ſehr einfache und leichte Beant⸗ wortung finden kann. Aber die dringende Gefahr, die für weite Kreiſe unſerer Bevölkerung heute vor⸗ liegt, hat uns genötigt, dennoch dieſe Angelegenheit hier zur Sprache zu bringen. Es iſt Ihnen allen bekannt — ich brauche das nicht mehr des Näheren darzulegen —, in welch un⸗ erhörtem Maße ſämtliche Gegenſtände des täglichen Bedarfs für die Bevölkerung verteuert worden ſind, derart, daß es einem großen, vielleicht dem größten Teil der Bevölkerung heute kaum mehr möglich iſt, den notwendigen Lelensunterhalt zu erſchwingen, (Stadtv. I o lenbe rg: Auch für Hauswirtel) und wenn ich ſehr wohl weiß, daß auch für die Haus⸗ wirte eine Reihe von Erſchwerungen eingetreten