132 ſer Art die unerhörteſten und unerträglichſten Ge⸗ winne für ſich zu ſammeln. Wenn nun der Herr Oberbürgermeiſter meint, man könne nicht mit rauher Hand allgemein in ſolche Verhältniſſe hineingreifen, — nun, ich habe im Eingang auf eine Verordnung des Schweizer Bundesrats Bezug genommen, einer Behörde, die wirklich nicht in dem Verdacht ſteht, in radikalem Sinne oder in unüberlegter Weiſe in öffentliche, in private Angelegenheiten hineinzutappen. Dieſer Bundesrat hat eine Verordnung in dem Sinne, wie ich das hier angeregt hale, bereits in Kraft geſetzt. Von Fall zu Fall ſoll danach geprüft werden, ob eiwa eine Mietſteigerung berechtigt iſt, und eine unberechtigte ſoll unterſagt werden. Es ſoll auch von Fall zu Fall geprüft werden, ob im Falle der An⸗ erkennung der Berechtigung der Mieterhöhung der Mieter etwa außerſtande iſt, dieſe Mehrbelaſtung zu tragen, und ob nicht dann die Oeffentlichkeit ver⸗ pflichtet ſein ſoll, für ihn einzutreten. Meine Herren, ich ſagte bereits: wenn ſo viele Milliarden für die Steigerung von Konjunktur⸗ und Fuchergewinnen vorhanden ſind, dann müſſen auch die Millionen vorhanden ſein, um dort, wo eine Steigerung etma gerechtfertigt ſein ſollte, Alhilfe zu ſchaffen. Ich habe darauf hingewieſen, daß es andere Mittel gibt; die Stadt hat eine Reihe von Mitieln ergriffen. Ich habe nicht etwa die Miet⸗ zuſchüſſe, die die Stadt bezahlt hat, als ein Geſchenk an die Hausbeſitzer hingeſtellt; ich habe geſagt, daß ſie den Hausbeſitzern el enſowohl wie den Mietern zugute gekommen ſind. Denn es wird doch wohl niemand im Ernſte glauben, daß es den Haus⸗ beſitzern zu Beginn des Krieges möglich geweſen wäre, etwa eine allgemeine Herausſetzung der Krie⸗ gerfamilien vorzunehmen. Das wäre derart un⸗ möglich geweſen, daß ſie viel, viel ſchwerere Aus⸗ fälle hätten tragen müſſen, wenn ihnen nicht in ſo reichem und weitherzigem Maße die Gemeinden und indirekt auch Staat und Reich entgegengekom⸗ men wären. Ich habe durchaus anerkannt, daß es Mittel geben muß, um wirklich vorhandenen Not⸗ ſtänden entgegenzuwirken, nicht bloß die Heral⸗ ſetzung der Hrpothekenzinſen. Wir ſtehen heute noch auf dem Standpunkt, daß jede Steuer nach der wirk⸗ lichen Leiſtungsfähigkeit bemeſſen werden muß, und wenn man die Konjunktur⸗ und Wuchergewinne des Krieges in angemeſſener Weiſe, wie es heute noch nicht geſchieht, heranzieht, dann wird es auch mög⸗ lich ſein, denjenigen Hausbeſitzern, die wirklich nach⸗ weislich ernſte Verluſte erlitten haben, die Steuer⸗ laſten zu erleichtern. Meine Herren, man hat Höchſtpreiſe für eine ganze Reihe von Gegenſtänden des täglichen Be⸗ darfs feſtgeſetzt; man hat ſogar ich erinnere hier an die Fleiſchverordnung — Zuſchüſſe aus öffent⸗ lichen Mitteln gewährt, um dieſe Höchſtpreiſe nicht zu einer zu ſchweren Belaſtung der Verkäufer werden zu laſſen, und wenn es dringend notwendig werden ſollte, dann möge auch hier die greifen. Aber wir wollen doch nicht vergeſſen: die Zeit der hochgeſteigerten Löhne wird vorübergehen, 28 werden eine ganze Reihe Laſten, die heute auf dem Hausbeſitz liegen, verſchwinden. Aber wer von Ihnen glaubt, daß die Mietſteigerungen wieder ver⸗ gehen werden? (Zuruf: Jeder glaubt 81) unerträglicher Allgemeinheit ein⸗ Sitzung am 27. Juni 1017 — Ja, wer es glaubt, wird ſchwer enttäuſcht werden. Die Mietſteigerungen haben ſich vor dem Kriege in Weiſe vollzogen, es haben ſich die Einkünfte der Bodenrente auf Koſten der breiten Maſſen, der nicht Boden Beſitzenden, in unerträg⸗ lichem Maße gehäuft. Deshalb iſt es nicht unge⸗ rechtfertigt, wenn auch heute der Bodenbeſitz und die Bodenrente wenigſtens einen Teil dieſer Laſten wieder in anderer Weiſe erſtatten. Meine Herren, ich geſtehe: wir haben von dieſer Verſammlung, die auf Grund dieſes Wahlrechts zu⸗ ſtande gekommen iſt, eine andere Haltung, als wir ſie heute kennen gelernt haben, kaum erwartet. Wir haben es aber trotzdem für nötig gehalten, dieſe Frage hier an die Oeffentlichkeit zu tragen, weil es ſich hier neben vielen öffentlichen Notſtänden um einen weiteren Notſtand handelt, und weil es not⸗ wendig iſt, auch einmal die breiten Schichten, die (isher nur Objekt der Hausbeſitzerpolitik geweſen ſind, zur Beſinnung zu mahnen. Der Hausbeſitz iſt glänzend organiſiert, aber die Mieterſchaft iſt glän⸗ zend unorganiſiert, und es muß an die Mieterſchaft der Aufruf ergehen, ſich gleichfalls eine Organiſation zu ſchaffen, damit ſie in anderem Maße, wie es heute möglich iſt, ihre Intereſſen wahrt. Dem Magiſtrat möchte ich ans Herz legen⸗ wenn auch vielleicht in formeller Weiſe die Forde⸗ rungen, die wir ſtellen, erfüllt ſind, wenn auch eine Ausſprache ſtattgefunden hat, die nicht zu einem uns erwünſchten Ergebnis geführt hat, dieſe Frage trotzdem nicht aus dem Auge zu laſſen. Ich habe ſchen mehrfach die warnende Stimme gegenüber der Gefahr der Wohnungsnot erhoben. Wenn Herr Dr Liepmann ſagte, es ſei doch keine Wohnungsnot, wenn die Mieten ſteigen, — nun, für denjenigen dem es ſchwer fällt, die Miete aufzubringen, iſt auch das ſchon eine Wohnungsnot. Und für denjenigen, der genötigt iſt, eine Wohnung zu nehmen, die dem Bedarf ſeiner Familié nicht genügt, weil er die Miete für eine leſſere Wohnung nicht erſchwingen fann, iſt das ebenfalls eine Wohnungsnot. Und wenn vielleicht Wohnungen leer ſtehen, während die Mieter auf der Straße liegen, weil ſie keine beſſere Wohnung bezahlen können, ſo iſt das wohl eine Wohnungsnot in dem abſoluten Sinn des Wortes. Dieſe Gefahr iſt vorhanden. Ich ſchiebe daher dem Magiſtrat und all den Behörden, die auf dieſem Gebiet einen Einfluß ausüben können, die volle Verantwortung für das zu, was geſchehen kann und was, wenn die Dinge ſo weitergehen, geſchehen wird. Stadtv. Bernhard: Meine Herren! Herr Kol⸗ lege Katzenſtein hat, man mag nun mit ſeinen Aus⸗ führungen im einzelnen übereinſtimmen oder ande⸗ rer Anficht ſein, uns ſachlich nichts geſagt, was ſich praktiſch tun ließe, um der Anfrage, die er hier ge⸗ ſtellt hat, nach außen und in die Tiefe Wirkung zu verſchaffen. Ich muß ſagen: ich würde grundſätzlich für meine Perſon — und wahrſcheinlich würde es die große Mehrheit meiner engeren Kollegen auch tun — außerordentlich gern ein praktiſches Mittel er⸗ greifen, wenn ich es wüßte, und ich habe geglaubt, daß Herr Kollege Katzenſtein uns ein ſolches Mittel ſagen würde. Von der Verordnung des Schweizeriſchen Bundesrats, dem einzigen, was Herr Kollege Katzen ſtein wirklich angeführt hat, bezweifle ich nicht, daß ſie eriſtiert. Aber ich muß ganz offen ſagen, daß ich eigentlich nicht recht weiß, wie ſie durchzuführen iſt. Denn wenn ich mir, nachdem nun einmal die organiſierten Grundbeſitzervereine beinahe grund⸗