134 von Mietſchulden für die Zeit ihren Büchern gehabt. Ob ſie einmal hereinbekommen hätten, iſt eine andere Frage. Auf der anderen Seite mußten die Wirte aber die Hypothekenzinſen be⸗ zahlen. Infolgedeſſen iſt dieſe Mietbeihilfe, die ſelbſtverſtändlich auch als Unterſtützung für die Mieter gedacht war und auch als ſolche gelten muß, doch zum ſehr erheblichen Teile dem Hausbeſitz zu⸗ gute gekommen. Das werden Sie nicht leugnen können. rieſige Anhäufungen nach dem Kriege in die aber überhaupt (Zurufe: Doch!) — Sie können es ja leugnen, aber ich glaube, es wird nicht ſehr vielen Eindruck machen. Im übrigen brauchten wir uns über die Frage gar nicht zu ſtreiten, wenn die Mieterhöhung eine Einzelfrage wäre und ſich ſo geſtaltete, daß der einzelne Hauswirt verſuchte, ſie bei den Mietern, die ſie ſeiner Anſicht nach zahlen können, durchzu⸗ ſetzen und es bei den anderen unterließe. Aber das bedenkliche Geſicht bekommt das Ganze erſt durch das organiſierte Vorgehen der Hausbeſitzervereine. Demgegenüber muß ich allerdings ſagen, daß ich das Verfahren, daß einfach gedruckte Formulare genom⸗ men und den Leuten ſummariſch ins Haus geſchickt werden, aus einer ganzen Reihe von Gründen für höchſt bedenklich halte. Ich ſtehe nicht an, dieſes Ver⸗ fahren für die Ausbeutung einer Notlage zu halten. Denn eine Notlage liegt heute ſelbſt bei den Leuten vor, die in der Lage wären, auszuziehen und viel⸗ leicht eine gleichwertige Wohnung, wenngleich außer⸗ halb Berlins oder gar außerhalb Groß⸗Berlins, zu finden. Ein Umzug gehört heute beinahe zu den Unmöglichkeiten. (Sehr richtig!) Die Koſten und Mühen eines Umzuges ſind heute ſo außerordentlich, daß der Mieter ſchon dadurch dem Hausbeſitzer gegenüker in der Freiheit ſeiner Entſchließungen gehemmt iſt. Da halte ich es wohl für angebracht, wenn im einzelnen Falle Haus⸗ beſitzer und Mieter ſich darüber einigen, ob erhöht werden ſoll. Aber ich halte es nicht für recht, daß in dieſer Weiſe ganz generell auch die Frauen von Kriegsteilnehmern und Witwen von Kriegsgefalle⸗ nen ohne weiteres in der Miete erhöht werden. Nun, meine Herren, hat ja die Sache doch auch noch eine ganz andere Seite, die allgemeines In⸗ tereſſe hat. Durch dieſe maſſenhaften Erhöhungen der Mieten legen Sie die Verhältniſſe für die Zu⸗ kunft feſt, Schr richtig! bei den Sozialdemokraten) und das halte ich für kedenklich. Soweit der Haus⸗ beſitz etwa ſagt: er habe bei Heizung und Warm⸗ waſferverſorgung die und die Mehraufwendungen und erhebt deswegen einen Kriegszuſchlag von ſo und ſo viel —, iſt gar nichts dagegen zu ſagen. Aber was jetzt allgemein an den Mieten erhöht wird, iſt nachher nicht wieder rückgängig zu machen. (Sehr richtig! — Widerſpruch.) — Davon iſt doch gar keine Rede, daß es rückgängig zu machen iſt. Die Mehrzahl der Leute ſteht ja Sitzung am 27. Juni 1917 heut auf dem Standpunkt, daß wir nachher eine Wohnungsnot haben werden, daß nachher noch eine weitere Erhöhung der Mieten Platz greifen wird. Durch ſolche dauernde Feſtlegung der Mieten wird nach meiner feſten Ueberzeugung eine vernünftige Sanierung des Grundkeſitzes nach dem Kriege ver⸗ hindert. Ich ſehe die größte Gefahr darin, daß jetzt nicht nur auf Grund vernünftiger wirtſchaftlicher Erwägungen in einzelnen Fällen die Miete geſteigert wird, ſondern daß auch dieſenigen die Miete ſteigern, die zu Mietſteigerungen dadurch gezwungen ſind, daß ſie ihre Häuſer bis an den Schornſtein beliehen haben, daß ſie damit für ein paar Monate ihre Grundſtücke ſanieren und daß wir dann nach dem Kriege wieder genan die gleichen Verhältniſſe haben wie vorher, nämlich Hausbefitzer — da komme ich auf den Ausgangspunkt meiner Betrachtungen zu⸗ rück — Hausbeſitzer, die nichts weiter ſind als über⸗ ſchuldete Platzhalter für Hypothekenbeſitzer, die bis zu 90 oder gar noch mehr Prozent des faktiſchen Wertes die Häuſer beliehen haben. Anſtatt daß ſchließlich einmal eine Sanierung des Grundbeſitzes dadurch herbeigeführt wird, daß die wirklich ſchwa⸗ chen, ungeſunden Elemente zuſammenbrechen, damit dem geſunden Hausbefttz wirklich genutzt werden kann, ſchleppen ſie ſo dieſe kranken Elemente mit weiter und ſchaden nachher gerade wegen der Un⸗ möglichkeit, zwiſchen geſund und ungeſund zu ſchei⸗ den, letzten Endes am meiſten dem ſoliden Grund⸗ beſitz. Aus dieſem Grunde wehre ich mich auf das entſchiedenſte gegen die generelle Erhöhung. Des⸗ halb möchte ich auch bitten, daß wir die Entwick⸗ lung dieſer Dinge ſehr ſorgfältig im Auge behalten. Denn es iſt nicht nur eine Frage der Mieter und Vermieter, ſondern in der Tat eine Frage des finan⸗ ziellen Wohles der Gemeinde für die Zukunft. Da⸗ her müſſen wir die Frage im Auge behalten und ihre Entwicklung aufmerkſam weiter verfolgen. Vorſteher Dr Frentzel: Meine Herren! Es iſt von verſchiedenen Stadtverordneten ein Antrag auf Schluß der Debatte geſtellt worden. Auf der Redner⸗ liſte ſtehen noch die Stadtv. Jolenberg, Leyſer, Dr Stadthagen und Panſchow. Ich frage zunächſt, ob der Antrag auf Schluß der Debatte genügend unterſtützt wird. — Das iſt der Fall. Nunmehr bringe ich den Antrag zur Abſtimmung und bitte diejenigen Herren, ſich zu erheben, die für den Schluß der Debatte ſind. (Geſchieht.) — Das iſt die Mehrheit; der Schluß der Debatte iſt eingetreten. 6 Stadtv. Dr. Stadthagen (perſönliche Bemer⸗ kung): Meine Herren! Ich habe mich zur perſön⸗ lichen Bemerkung gemeldet, da ich zu meinem Be⸗ dauern durch den Schluß der Debatte verhindert worden bin, die unrichtige Auffaſſung, die Herr Kollege Meyer von den Worten meines Fraktions⸗ kollegen Liepmann hatte, zu berichtigen. Stadtv. Dr. Liepmann (perſönliche Bemerkung): Ich möchte dieſen Faden weiter ſpinnen und Herrn Kollegen Meyer gegenüber geltend machen, daß er meine Darlegungen inſofern falſch aufgefaßt hat, als er glaubte, ich hätte dem das Wort geredet, daß nun nonen Tece und nac beſtimmten Prozentſatz die Schema § zu einem Rieten erhöht werden