140 itzung am Alſo die drei Forderungen der Groß⸗Berliner Gemeinden darf ich nochmals rekapitulieren: 1. Ge⸗ ſtaltung der Verordnung ſo, daß einfach ein Prozent⸗ ſatz des vorjährigen Verbrauchs als Maximum feſt⸗ gelegt wird; 2. Feſtſetzung eines Minimums an Verbrauch, das jedem ohne Zuſchlag zuſteht, ſelbſt wenn er an ſich die prozentuale Erſparnis nicht er⸗ zielt; 3. Feſtlegung des Vierteljahrs als entſchei⸗ dende Zeirſpanne und nicht des Monats, wie es bisher war. Ich glaube, meine Herren, nach alle dem können Sie die Zuverſicht haben das-haben auch die heu⸗ rigen Verhandlungen bei dem Herrn Reichskom⸗ miſſar ergeben —, daß die Verordnung nunmehr ein Geſicht bekommt, mit dem die Groß⸗Berliner Be⸗ pölkerung iu allgemeinen zufrieden ſein kann. Aber ich möchte auch in dieſer Beziehung hier nochmals ausſpiechen: eine Verordnung, die allſeitig befriedigt, werden wir auch mit den Vertretern ſämtlicher Groß⸗ Berliner (emeinden nicht zuſtandebringen. Das liegt in der Matur der Sache. Wir werden uns alle aber dem nicht cutziehen können, daß wir auch auf dieſem Gebiere wic auf ſo vielen anderen im Kriege ein Loch zurückmecken und uns beſchränken müſſen. Jedenfalls wird aber — das glaube ich ſagen zu können das Hauptbeſtreben der Groß⸗Berliner Gemeinderertreter ſein, den Herrn, Reichskommiſſar zu veranlaſſen — und er hat auch in dieſer Be⸗ ziehung durchaus die erforderlichen Zuſicherungen ſchon gegeben —, daß jedenfalls dem kleinen Ver⸗ braucher ſein Eriſtenzminimum gewahrt bleibt. Das iſt ja, wie ich zuletzt noch bemerken möchte, deshalb auch beſonders notwendig, weil die allge⸗ meinen Verhältniſſe ſchon dazu geführt haben, daß der jetzige Gasverbrauch ganz weſentlich über den vorjährigen hinausgeht. Wenn man alſo eine pro⸗ zentuale Zurückſetzung auf den vorfährigen Gasver⸗ brauch bezieht, ſo muß man ſich darüber klar ſein, daß dieſe prozentuale Zurückſetzung ſehr erheblich größer iſt, als es ſich in der Ziffer ausdrückt, weil nämlich in dieſem Jahre ſchon ſehr viel mehr ver⸗ braucht iſt als im vorigen Jahre. Die Gründe hierfür brauche ich Ihnen nicht auseinanderzuſetzen: ſie liegen auf allen möglichen Gebieten, beſonders aber auf dem, daß durch die mangelnde Warm⸗ waſſerverſorgung und das Fehlen der ſonſtigen Brennſtoffe naturgemäß das Heizen und Kochen mit Gas erheblich größeren Umfang angenommen hat als früher. (Zuruf.) — Das iſt ſelbſtverſtändlich, die Verſchlechterung des Gaſes findet aber bis zu einem gewiſſen Grade ſchon ihre Auswirkung darin, daß die 80%, die der Herr Reichskommiſſar feſtgeſetzt hat, auf den Heizwert aus⸗ gerechnet ſind. Daraus geht hervor, daß die Groß⸗ Berliner Gasanſtalten, die das Entbenzolierungs⸗ verfahren haben, ſich 90% begnügen dürfen, mit einer Einſchränkung auf während bei Anſtalten, die nicht entbenzolieren, 80% des Vorjahres gefordert] werden. Ich wiederhole, meine Herren: ich glaube, Sie dürfen der Auffaſſung ſein, daß die Groß⸗Berliner Gemeinden und ihre Bürger durch die Regelung, wie ſie jetzt getroffen werden ſoll, ſo weit zu ihrem Rechte kommen, wie das nun einmal bei den Kriegs⸗ verhältniſſen irgendwie möglich iſt. (Bravol) f] Vorkehrungen treffen, den 22. Auguſt 1917 Stadtv. Wöllmer: Meine Herren! Nach dem ausführlichen Bericht des Herrn Oberbürgermeiſters, dem wir ja für die Schritte, die der Magiſtrat ge⸗ tan hat, dankbar ſein können, kann ich mich kurz faſſen; denn ein großer Teil der Wünſche, die die Bürgerſchaft geäußert hat, ſcheint ja in Erfüllung zu gehen. Der Herr Oberbürgermeiſter hat in ſeinen Ausführungen auf Grund der ihm gewordenen Mit⸗ teilungen darauf hingewieſen, daß wir beſtimmt mit einer Beſchränkung der Kohlenzufuhr insgeſamt, alſo auch für die Gaswerke, rechnen müſſen. Er iſt auf die Gründe, die dies veranlaſſen, nicht eingegangen. Wenn wirklich kein Zweifel darüber beſteht, daß in Rückſicht auf die Rüſtungsinduſtrie eine Beſchrän⸗ kung der Kohlenzufuhr nötig iſt, dann wird die Bürgerſchaft auch dieſe weitere Beſchränkung ihrer Lebenshaltung mit Mut und Geduld tragen und deſſen eingedenk ſein, was ſie dem Vaterlande ſchul⸗ dig iſt. Ich habe jedoch die Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters ſo verſtanden, als ob die Ver⸗ ordnung des Herrn Reichskommiſſars, die ſich auf das Reich bezieht und eine Beſchränkung auf 80 % des vorjährigen Verbrauchs vorſieht, auch für Groß⸗ Berlin platzgreifen ſoll. (Zuruf.) — So, alſo nur auf 90%. Die Herabſetzung der Beſchränkung von 80 auf 90% hat ja auch, wie der Herr Oberbürgermeiſter erwähnte, ſeinen guten Grund. Ich glaube aber auch meinerſeits hervor⸗ heben zu ſollen, weshalb gerade die Groß⸗Berliner (Hasanſtalten ein gewiſſes Anrecht haben, gut mit Kohlen beliefert zu werden. Meine Herren, die Groß⸗Berliner Gasanſtalten gehören in gewiſſem Sinne auch mit zur Rüſtungs⸗ induſtrie, indem ſie auf Veranlaſſung der Heeres⸗ verwaltung Benzol herſtellen. Durch die Herſtel⸗ lung des Benzols ſinkt der Heizwert des Gaſes er⸗ heblich. Es muß ferner darauf hingewieſen werden, daß die fortgeſetzte Verringerung der Zufuhr von Kohlen unſere Gasanſtalten dazu gedrüngt hat, immer mehr Waſſergas zuzuſetzen. Aus dieſen beiden Gründen hat eine ungeheure Verringerung des Heizwertes des Gaſes ſtatigefunden. Der Heiz⸗ wert des Gaſes war im Juni 1914 durchſchnittlich etwa rund 5 450 Wärmeeinheiten; er beträgt aber jetzt, im Juli dieſes Jahres, nur durchſchnittlich 4370 Wärmeeinheiten, ſodaß das Gas alſo unge⸗ fähr 20% an Wert verloren hat. Ich weiß nicht, ob dieſer Umſtand genügend berückſichtigt iſt. Die ſtaatlichen Inſtanzen ſollten in Rückſicht auf die Benzolfabriten der Gasanſtalten, in Rückſicht auch auf die Möglichkeit, mehr Benzol zu liefern, und wegen der großen Verringerung des Heizwertes Gasanſtalten mehr Kohlen zu liefern. Meine Herren, der Herr Oberbürgermeiſter hat mit Recht hervorgehoben, daß jede Rationierung ihre Härten hat. Ich begnüge mich, mit Genug⸗ tuung zu konſtatieren, daß ſich erſtens der Magiſtrat jetzt mit Energie und, wie es ſcheint, mit Erfolg der Sache angenommen hat und daß die Verordnungen nicht mehr auf Veranlaſſung bezw. auf Befehl ſtaat⸗ licher Behörden, ſondern nach ſorgfältiger Prüfung der Gemeindebehörden feſtgeſtellt und erlaſſen wer⸗ den ſollen. Ich möchte wünſchen, daß ſich der Ma⸗