142 wie ſie mir, augenblicklich wenigſtens, unmöglich er⸗ ſcheint. Denn wenn nur 90% des vorjährigen Ver⸗ brauches benutzt werden ſollen, der gegenwärtige Verbrauch tatſächlich aber auf 130/% des vorjährigen geſtiegen iſt, ſo haben wir es mit einer Einſchränkung von etwa 30%, von etwa einem Drittel desjenigen zu tun, was gegenwärtig verbraucht wird. Das aber dieſer gegenwärtige Verbrauch in dieſer Weiſe ange⸗ ſtiegen iſt, das liegt doch vor allem an der mangel⸗ haften Kohlenbelieferung auch der Einzelhaushal⸗ tungen. Der Herr Oberbürgermeiſter wies auf die Zentralheizung hin. Ja, meine Herren, die große Maſſe wohnt nicht in Häuſern mit Zentralheizung, hat aber ihren Gasverbrauch doch außerordentlich, ich möchte ſagen: beinahe ungemeſſen, ſteigern müſſen, eben weil ſie abſolut nichts anderes zur Er⸗ zeugung von Wärme zur Verfügung hatte. Das ſind Verhältniſſe, die ſich im kommenden Winter doch nicht zum Beſſern, ſondern eher noch zum Schlechtern ändern werden. Unter dieſen Umſtänden ſcheint es mir nicht möglich, den Verbrauch weiter einzuſchränken, als es gegenwärtig ſchon geſchieht, alſo nun gar noch unter den vorjährigen Verbrauch herunterzugehen, ohne daß ein wirtſchaftlicher Zuſammenbruch erfolgt, der dann auch eine Geſamtkataſtrophe herbeiführt. Es wäre wirklich ein — es fehlt mir der richtige Ausdruck dafür —, wenn es dazu kommen ſollte, daß wir in Deutſchland, in dem kohlenreichſten Lande der Erde, deswegen den wirtſchaftlichen Zuſammenbruch erleiden, daher den Krieg dann auch verlieren wür⸗ den und einen uns aufgezwungenen Frieden anneh⸗ men müßten, weil wir, die wir uns auf unſer Or⸗ ganiſationstalent ſo viel zu gute getan haben, nicht imſtande geweſen ſind, für eine richtige Organiſation der Kohlenförderung und Kohlenverteilung zu ſorgen. Dieſe Folgen, meine ich, können nicht nach⸗ drücklich genug den maßgebenden Stellen zum Be⸗ wußtſein gebracht werden. Stadtv. Bernhard: Sehr richtigl) Betriebsleiter Dr. Funk: Meine Herren! Es liegt mir daran, Ihnen mitzuteilen, auf welche Weiſe die Verordnung durch die Vertrauensmänner zuſtande gekommen und ihre Unterſchrift darunter gekommen iſt. Als die Kohlenlieferung nachließ, hatten wir uns vor längerer Zeit in den einzelnen Gaswerksbetrieben die Frage vorgelegt, ob wir nicht unſeren Behörden vorſchlagen ſollten, eine angemeſſene Rationierung des Gaſes oder irgend⸗ welche anderen Maßnahmen zur Einſchränkung des Gasverbrauchs hereizuführen. Wir waren Ende Juni zu der Ueberzeugung gekommen, daß das nicht mehr zu umgehen iſt, und waren in Berlin bei der Direktion der Berliner Gaswerke zuſammengekom⸗ men, um vorbereitende Schritte zu tun und Ihnen nachher die Sache fertig zur Beratung und Beſchluß⸗ faſſung vorzulegen. Als wir bei dieſen Sitzungen waren, traf uns die Nachricht, daß der Reichskommiſſar die Gasſtelle übernommen hat und beabſichtige, die Re⸗ gelung für ganz Deutſchland ſelbſt in die Hand zu nehmen. Dadurch waren wir natürlich ausgeſchal⸗ tet, und wir haben nun von dem Moment an, möchte ich ſagen, unter einem gewiſſen Zwang gehandelt. Ich habe mich in den erſten Beſprechungen, die dann ſtattfanden — ich lege beſonderen Wert da⸗ rauf, das ausdrücklich zu betonen⸗ ſcharf dagegen gewendet, daß hier den Vertrauensmännern in der Sitzung am 22. Auguſt 1917 Perſon der Gaswerksleiter die Rolle eines Ver⸗ ordners zugewieſen werden ſolle. Ich habe geſagt: wenn eine Verordnung ergehen ſoll und die Ma⸗ giſtrate und Stadtverordnetenverſammlungen können darüder nicht vorher befragt werden, weil die Zeit zu ſehr drängt, ſo iſt es notwendig, daß entweder der Reichskommiſſar ſelbſt die Sache zeichnet oder daß er das Oberkommando veranlaßt, die Zeichnung zu übernehmen. Es iſt dann die Angelegenheit als ſehr dringend hingeſtellt worden, und ſie iſt auch zweifellos dringend geweſen. Die Sache mußte bald zum Klappen kommen, weil die Kohlenbelieferung zum Herbſt erfahrungsgemäß ſtark ins Stocken ge⸗ rät und die Gefahr für den Gaswerksbetrieb dann beſonders groß wird. Es war alſo Gefahr im Verzuge, und dem Drängen und den anderen Herren die ſich ſchließlich dazu bereit erklärten, folgend, habe ich mich auch mit innerem Wider⸗ ſtreben bereit gefunden, die Sache mitzumachen. Ich habe dann bei unſeren Beſprechungen über die Verordnung den Eindruck gehabt, daß die Sache nicht, wie es vielfach in der Preſſe hingeſtellt worden iſt, vom grünen Tiſch aus oder oberflächlich be⸗ handelt worden iſt. Wir haben die Sache nach allen Richtungen hin ſehr eingehend durchgeſprochen, namentlich unter Berückſichtigung der Wirkungen, die die Verordnung auf die Bevölkerung ausüben müßte. Wir haben uns geſagt, daß für eine Ver⸗ ordnung von ſo einſchneidender Wirkung vor allen Dingen maßgebend ſein muß, daß in die Verhält⸗ niſſe des einzelnen ſo wenig wie möglich einge⸗ griffen werden dürfe; jeder müſſe möglichſt in den Verhältniſſen bleiben, in denen er bisher geweſen ſei. Es müßten offenbare Verſchwender etwas ſtär⸗ ker getroffen werden als diejenigen, die ſich bisher bereits einer gewiſſen Sparſamkeit befleißigt hätten, und es müßte zur Durchführung der ganzen Ver⸗ ordnung vom rein perwaltungstechniſchen Stand⸗ punkt aus die Verordnung ſo gefaßt ſein, daß nicht nachher eine zahlloſe Maſſe von Anträgen auf Sonderſtellung zu erwarten ſei. Aus dieſem Grunde haben wir eine Verordnung nach individuellen Ver⸗ hältniſſen nicht für gangbar gehalten. Ich möchte mich hier auf die Einzelheiten nicht zu weit ein⸗ laſſen; ſie werden ja in den Beratungen, die wir noch zuſammen haben werden, zur Sprache kommen müſſen. Wir haben bei unſeren Beratungen immer das Ziel vor Augen gehabt, möglichſt keine ſchlech⸗ tere Belieferung als bisher herbeizuführen. Daß natürlich auch bei der Gasmeſſerverordnung, die nachher herausgekommen iſt, ſehr viele Härten vor⸗ handen geweſen ſind, iſt uns klar geweſen; aber daß dieſe Härten bei der Ausführung nachher gemildert werden müßten, war uns ebenfalls klar. Ich bedaure perſönlich, daß bei der ganzen Ver⸗ ordnung die Vertrauensmänner erſtens ihre Un⸗ terſchrift haben darunter ſetzen müſſen, und zweitens, daß die Verordnung nicht zum Ausdruck bringt, in welcher Weiſe ein Ausaleich der Härten erfolgen kann, der möglich iſt. Ich hoffe, daß das in den nächſten Beratungen mit zur Sprache kommt und daß dann vielleicht die Gasmeſſerverordnung, wenn ſie auch nicht zur weiteren Ausführung gelangen ſollte, doch nicht ſo in Grund und Boden getreten 4 2 wie das bisher in der Oeffentlichkeit geſchehen iſt. Stadtv. Bernhard: Meine Herren! Aus dem⸗ was Herr Direktor Funk eben ausgeführt hat, geht hervor, daß dieſe Verordnung zu denjenigen gehört,