146 Beginn der Sitzung 6 Uhr 15 Minuten. Vorſteher Dr. Frentzel: Ich eröffne die Sitzung. Als Vertreter des Magiſtrats ſind abgeordnet die Herren Stadtbauräte Bredtſchneider, Seeling, Stadtſchulrat Dr Neufert, Kämmerer Scholtz, Stadt⸗ rete Dr Gottſtein, Ring, Dr. Spiegel, Stadtſyndikus Sembritzki. Als Beiſttzer walten die Herren Stadtv. Mar⸗ zahn und Ruß. Herr Ruß führt die Rednerliſte. Entſchuldigt ſind die Stadtverordneten Herren Bade, Dr Crüger, Dunck, Erdmannsdörffer, Gra⸗ nitza, Guttmann, Hirſch, Hofer, Jachmann, Jür⸗ genſen, Dr Landsberger, Mann, Neukrang, Neu⸗ mann, Otto, Rackwitz, Richter, Wagner, Wenzke und Zander. Die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Tages⸗ o Inung Nr. 20 liegen mit den Akten aus und gelten als genehmigt, wenn bis zum Schluſſe der öffent⸗ lichen Sitzung Widerſpruch nicht erhoben wird. Ausgelegt werden ferner 1 Einbürgerungs⸗ geſuch und folgende Zuſchriften: 1. der Grundbeſitzer⸗ vereine von 1894 und von 1903 in Charlottenburg betr. Gas⸗ und Waſſerpreiſe, 2. des Charlottenburger Grundbeſitzervereins von 1895 betr. Waſſerpreis und Müllabfuhrgebühren, 3. der Charlottenburger Feuer⸗ wehrmänner betr. Kriegslohnzuſchläge. Ferner iſt uns eine ſehr erfreuliche Mitteilung ſeitens des Magiſtrats der Stadt Soldau zuge⸗ gangen, wonach die ſtädtiſchen Körperſchaften daſelbſt beſchloſſen haben, die bisherige Soldauer Scheunen⸗ ſtraße, die nach der noch anzulegenden Challotten⸗ burger Aue führt, fortan zur dauernden Wacherhal⸗ tung der Erinnerung an die opferfreudige Hilfe, die der hieſige Patenverein und die Stadt Charlotten⸗ buig der kriegszerſtörten Stadt in dieſer großen Zeit zuteil werden laſſen, Charlottenburger Straße zu benennen. Wir treten in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Einführung des neugewählten Stadtrats Dr Suß⸗ mann. Der Herr Oberbürgermeiſter hat das Wort. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Mein ſehr ver⸗ ehrter Herr Kollege! Trotzdem ſie nicht durch die Schule der Stadtverordnetenverſammlung gegangen ſind, ſind Sie uns kein Fremder. Sie haben in einigen wichtigen Zweigen der Gemeindeverwaltung Ihre ehrenamtliche Tätigkeit uns ſchon zur Verfü⸗ gung geſtellt; Sie waren nicht weniger als drei Jahre als Armenpfleger tätig, und Sie ſind bereits ſeit 1906 bezw. 1907 Mitglied zweier wichtiger De⸗ putationen, der für die Waſſerwerke und der für den Arbeitsnachweis. Wir dürfen ohne weiteres an⸗ nehmen, daß die Erfahrungen, die Sie in dieſen wichtigen Verwaltungszweigen gemacht haben, Sie befähigen, ein vollberechtigtes und vollverpflichtetes Magiſtratsmitglied zu werden. Ich habe aber auch Anlaß, anzunehmen, daß, abgeſehen von dieſer Er⸗ fahrung, Ihre Arbeitsfreudigkeit im Ma⸗ giſtrat eine beſonders ausgeprägte ſein wird. Ich darf das daraus ſchließen, daß Sie ſelbſt die Freund⸗ lichkeit hatten, ſofort nach Ihrer Wahl an mich her⸗ anzutreten und mich zu bitten, ob Sie nicht ſchon vor Ihrer Beſtätigung Gelegenheit nehmen könnten, Sitzung am 5. September 1917 ſich in den ſtädtiſchen Einrichtungen und Anſtalten zu orientieren. Ich muß ſagen, daß es mich mit ganz beſonderer Freude erfüllt hat, dieſe Arbeitsfreudig⸗ keit bereits vor dem Antritt Ihres Amtes bei Ihnen zu entdecken, und ich darf wohl ſagen, daß die darin ausgeſprochene Geſinnung Ihrerſeits zu den ſchönſten Hoffnungen berechtigt. Sie haben den Staatsdienereid noch nicht ge⸗ leiſtet. Ich muß Sie daher bitten, vor der Ein⸗ führung den vorgeſchriebenen Dienſteid unter Er⸗ hebung der rechten Hand zu leiſten, indem Sie die Formel ableſen. (Stadtrat Dr Sußmann leiſtet den Eid.) Nunmehr, verehrter Herr Kollege, darf ich Ihnen die Beſtätigungsverfügung des Herrn Re⸗ gierungspräſidenten überreichen und Sie nochmals herzlichſt willkommen heißen zu gedeihlicher Mit⸗ arbeit in unſerm Kollegium. Vorſteher Dr Frentzel: Sehr geehrter Herr Stadtrat! Geſtatten Sie, daß ich Sie, nachdem Sie nunmehr in das Magiſtratskollegium aufgenommen worden ſind, im Namen dieſer Verſammlung, die Sie zu dieſem Amte mit großer Mehrheit gewählt hat, herzlich begrüße. Sie haben den Gedanken, der Ihrem Berufe zugrunde liegt und der in dem Wunſch und dem Willen beſteht, anderen, Leidenden zu hel⸗ fen, in Ihrer Tätigkeit bisher ſchon weit über den Rahmen der eigentlichen Berufstätigkeit ausgedehnt. Wie wir ſoeben vom Herrn Oberbürgermeiſter gehört haben und wie es vielen von uns bekannt iſt, ſind Sie ſchon früher überall da, wo es Elend zu lindern und Not zu ſteuern galt, als Helfer in Tat und auch in Wort und Schrift eingetreten. Sie werden, ſeien Sie deſſen verſichert, namentlich in dieſer Zeit in Ihrer Stellung als Magiſtratsmitglied, in amtlicher und darum auch verantwortungsreicher Stellung, reichlich Gelegenheit haben, dieſen Ihren Wünſchen und Ihren Beſtrebungen nachzuleben und nachzu⸗ eifern. Deswegen begrüßen wir alle Ihren Eintritt und die Zurverfügungſtellung Ihrer Arbeitskraft mit lebhafteſter Freude, mit ebenſo lebhafter Freude, wie wir wünſchen, daß auch Ihnen aus der Betätigung Ihres Amtes reiche Befriedigung für Sie erwachſen möge. Seien Sie herzlich willkommen! Stadtrat Dr. Sußmann: Meine Herren! Der Herr Oberbürgermeiſter hat freundliche und ermun⸗ ternde Worte an mich geſprochen. Ich danke ihm von Herzen dafür. Ich danke gleichfalls dem Herrn Stadtverordnetenvorſteher für ſeine Begrüßungs⸗ worte und dem Stadtverordnetenkollegium für das Vertrauen, das mich an dieſe Stelle berufen hat. Es liegt ein ungemeiner Reiz darin, an den Aufgaben einer großen und blühenden Kommune an verantwortlicher Stelle mitzuwirken, zumal in einer Zeit, die Neues und Unerhörtes aus ſich ge⸗ bären will und die auch die Städteverwaltungen dahin drängt, unbegangene Wege zu gehen und alte Wege auszubauen und umzubauen. Ich will mich den Obliegenheiten meines Amtes einordnen in dem Sinne einer Verpflichtung zur Arbeit, die über die Sorge für das einzelne niemals den Blick für die großen Zuſammenhänge und das Ganze vergißt und geleitet von den Ideen eines fruchtbaren, aufbauen⸗ den und trotz allem Leid der Gegenwart zukunfts⸗ frohen Sozialismus. 8 (Bravo!)