166 mit der gleichen Schritt zu Verwaltung der Gaswerke was für ſie geradezu un⸗ aufrechtzuerhalten, halten der Direktion der gar nicht einfallen kann, möglich wäre. Aber, meine Herren, wenn nun die Löhne ge⸗ zahlt werden — ich gebe zu, mit einem kleinen Bei⸗ geſchmack davon, daß es Konjunkturlöhne ſind, aber doch Löhne, die auch vorwiegend und mit dem be⸗ ſtimmten Bewußtſein der Verwaltung gezahlt werden, daß es Löhne ſind, die die gegenwärtige Teuerung einigermaßen ausgleichen ſollen dann bleibt die Sradt mit einem Teuerungszuſchlag von 25 5 doch recht kläglich hinter den in dieſen Deputationen ge⸗ zahlten Löhnen zurück, und deswegen glauben meine Freunde, daß es ſich wohl rechtfertigt, dieſen Zuſchlag ganz allgemein auf 30 5 feſtzuſetzen. Was die im Ausſchuß geſtreiſte Anregung be⸗ trifft, lediglich eine Kategorie der ſtädtiſchen Arbeiter, die Feuerwehrleute, herauszuheben und ihnen einen höheren Zuſchlag zu gewähren, ſo können meine Freunde, ſo ſehr ſie auch die Arbeit der Feuerwehr⸗ leute anerkennen, ſich doch nicht damit einverſtanden erklären, gegenwärtig die Löhne für eine Kategorie zu revidieren, für die anderen dagegen nicht. Wohl aber wünſchen meine Freunde, daß auch die Feuer⸗ wehrleute den Zuſchlag von 30 § in gleicher Weiſe wie alle anderen Kämmereiarbeiter bekommen. Meine Herren, der Herr Berichterſtatter hat zum Schluß noch darauf hingewieſen, daß eine Neu⸗ geſtaltung des Normallohnplans dringend notwendig iſt und gleich nach dem Krieg vorgenommen werden ſoll. Die dringende Notwendigkeit erkennen meine Freunde ebenfalls an, ſie verſchließen ſich auch nicht den außerordentlichen Schwierigkeiten, die ſich einer Reviſion unſeres Normallohnplans und unſeres Nor⸗ malbeſoldungsplans während des Krieges entgegen⸗ ſtellen würden. Aber ſo weit wie der Herr? ericht⸗ erſtatter können wir nicht gehen, daß wir ſagen: während des Krieges ſoll an dieſe Neugeſtaltung nicht herangegangen werden. Wir ſind damit ein⸗ verſtanden, daß jetzt an dieſe Neugeſtaltung, an dieſe Reviſion nicht herangetreten wird, und zwar in der Hoffnung, daß der Krieg in einigermaßen abjehbarer Zeit beendet ſein wird. Sollte entgegen dieſer Hoffnung der Krieg noch längere Zeit dauern, ſollten ſich an die verfloſſenen drei Jahre noch etwa neue drei Jahre Krieg anſchließen, dann ſind meine Freunde keineswegs in der Lage, heute zu erklären, daß während des Krieges an dieſen Verhältniſſen nicht gerüttelt werden kann, ſondern wir müſſen uns vorbehalten, falls der Krieg nicht bald zu Ende geht, zu geeigneter Zeit trotzdem mit der Anregung zu kommen, in eine allgemeine Reviſion der Beſoldun⸗ gen und Löhne einzutreten. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Ich hätte auf das Wort verzichten können, da die Aus⸗ führungen des Herrn Stadtw. Dr Borchardt gegen⸗ über dem, was von ihm im Ausſchuß vorgebracht und von uns dort bereits behandelt worden iſt, nichts Neues gebracht haben. Indes ſind dieſe Ausfüh⸗ rungen geeignet, in den Kreiſen der Arbeiterſchaft eine gewiſſe falſche Vorſtellung, eine gewiſſe Beun⸗ ruhigung hervorzurufen, und da halte ich es doch für gut, wenn nochmals darauf hingewieſen wird, daß der Standpunkt, den er und ſeine Freunde ver⸗ treten, der ſachlichen Billigkeit nicht entſpricht. (Sehr richtig!) Sitzung am 19. Septemder 1917 Wenn Herr Stadtv. Dr Borchardt auf die neue Lohnfeſtſetzung in denjenigen Deputationen Bezug nimmt, die zur ſelbſtändigen Lohnfeſtſetzung berech⸗ tigt ſind, ſo greift er damit fehl. Wenn wir ver⸗ gleichen wollen, ob die Zulage, die wir vorſchlagen und die der Ausſchuß der Stadtwerordnetenver⸗ ſammlung erhöht hat, tatſächlich ausreichend iſt, ſo dürfen wir nicht lediglich dieſe Zulage mit den Lohn⸗ zuſchlägen unſerer Deputationen vergleichen, ſondern müſſen uns einmal umſehen, wie denn andere Ge⸗ meinden in Groß⸗Berlin dieſelbe Frage geregelt haben. Und dabei ergibt ſich, meine Herren, daß wir bei weitem an der Spitze ſtehen. (Hört! hört!) Wenn wir uns hier einmal anſehen, was die Arbeitergemeinde Neukölln, wo die Intereſſen der Arbeiterſchaft ja beſonders ſtark in der Stadtwerord⸗ netenverſammlung vertreten ſind, den Arbeitern an Teucrungszulagen gewährt — ich werde Ihnen dieſe Zahlen mitteilen —, ſo werden Sie ſich ſelbſt das Urteil bilden können, daß unſere Vorſchkäge durchaus ſachentſprechend ſind und allen Anforderun⸗ gen der Billigkeit genügen. Den ſtädtiſchen Arbeitern wird dort, ſoweit ſie ledig ſind, eine tägliche Teue⸗ rungszulage von 50 5, für Verheiratete von 60 3 und von 20 § für jedes Kind bis zum vollendeten 16. Lebensjahr gewährt. In Schöneberg — das iſt diejenige Gemeinde, die nach uns am weiteſten geht — iſt dieſer Zuſchlag pro Stunde auf 13 § feſtge⸗ ſetzt worden, und wir, meine Herren, haben dieſen Zuſchlag jetzt, wenn wir dem Ausſchuß folgen, auf 15 § bemeſſen. Sie ſehen alſo daraus, daß die Regulierung der Zuſchläge ſo, wie ſie der Ausſchuß vorſchlägt, durchaus ſachentſprechend und es nicht notwendig iſt, den Lohnfeſtſetzungen der einzelnen Deputationen zu folgen. Denn in der Tat gehen die Löhne der qualifizierten Arbeiter unſerer Be⸗ triebe ſtändig über die Löhne unſerer Kämmerei⸗ arbeiter hinaus, und wenn jetzt während des Krieges, wo qualifizierte Arbeiter naturgemäß in geringer Zahl zur Verfügung ſtehen, die Löhne weiter erhöht werden, ſo liegt das in der Natur der Dinge und wird in allererſter Linie durch die Notwendigkeit bedingt, die erforderlichen Ar⸗ beitskräfte ſicherzuſtellen. Ob das mit der Konjunk⸗ tur bearündet werden ſoll oder damit, daß ein quali⸗ fizierter Arbeiter an die Lebenshaltung naturgemäß erhöhte Anforderungen ſtellen will, das können wir jedem einzelnen überlaſſen. Wir im Magiſtrat ſind jedenfalls der Meinung, daß dieſe Lohnerhohung in allererſter Linie im Intereſſe der Sicherſtellung der Arbeitskräfte, alſo aus Konjunkturgründen, e folgt. Ich würde alſo bitten, lediglich an dem feſtzu⸗ halten, was Ihnen der Ausſchuß vorſchlägt; das iſt ſehr wohl erwogen. Sollten Sie dagegen geneigt ſein, dem Vorſchlage des Herrn Stadtv. Dr Borchardt zu folgen, ſo müßten Sie die Angelegenheit an den Ausſchuß zurückverweiſen. Es iſt gänzlich ausge⸗ ſchloſſen, daß wir die Kriegslohnzuſchläge auf 30 5 und die übrigen Teuerungszulagen in der Höhe bemeſſen, wie ſie vom Ausſchuß vorgeſchlagen werden. Denn die Teuerungszulagen, die ſich in der Höhe der Zuſchläge ausdrücken, ſtehen in untrenn⸗ barem Zuſammenhange mit den anderen Zulagen. Es würde eine ſchreiende Ungerechtigkeit ſein, wenn wir hier die 30 § feſtſetzen und den im Normal⸗ lohnplan ſtehenden Kämmereiarbeitern nur 600 ℳ jährliche Zulage gewähren.