179 beſonders verändern ſie, ſich hinſichtlich der Ver⸗ pflegungsſätze für die Pferde, der Futterverhältniſſe und überhaupt all der Gegenſtände, die bei der Wagengeſtellung in Frage kommen. Es iſt heute jedem klar, daß in einem halben Jahr wirklich große Veränderungen eintreten, und der Herr Vertreter des Magiſtrats hat uns nachgewieſen, daß die Verände⸗ rungen derartig waren, daß ſelbſt Mitglieder des Ausſchuſſes, die anderer Anſicht waren — ich zähle mich zu dieſen —, ſich ſchließlich überzeugen ließen. Ich bedauere, daß die Vertreter der Fraktion des Herrn Kollegen Dr Liepmann ihrer Fraktion nicht ſo berichtet haben, daß die betreffenden Mitglieder orientiert waren. Meine Freunde ſind durch die Mitglieder des Ausſchuſſes, die zu unſerer Fraktion gehören, ſo genügend orientiert worden, daß ſie ſich überzeugen ließen, und ich trage kein Bedenken, nun⸗ ſe die Annahme der Vorlage ſehr warm zu emp⸗ ehlen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren! Es iſt zu bedenken, daß der Fuhrherr Haerecke ſein An⸗ gebot, das ſich auf das echnungsjahr 1917/8 be⸗ 112 zu einer ſehr frühen Zeit, wenn ich nicht irre, ereits im Auguſt vorigen Jahres, abgegeben hat. Der Vertrag iſt mit ihm, wenn ich nicht irre, am 2. November des vorigen Jahres abgeſchloſſen worden. Die bindenden Erklärungen ſind alſo 7 bis 8 Monate vor dem Beginn des Rechnungsjahres abgegeben worden, ſo daß er unmöglich vorausſehen konnte, welche Entwicklung die Preislage der Futtermittel noch im Rechnungsfahr 1917⸗18 nehmen würde. Ich darf darauf hinweiſen, daß die Futtermittelpreiſe ſchon während des Winters koloſſal in die Höhe ge⸗ gangen ſind, und daß ſie jetzt, nachdem ſich heraus⸗ geſtellt hat, daß die Heuernte ſehr ſchlecht geraten iſt, nochmals außerordentlich geſtiegen ſind⸗ Die Herren erinnern ſich, daß Fuhrwerke zur Anfuhr von Koks und Kohlen in den Monaten Februar und Mürz ſelbſt zu den höchſten Preiſen nicht zu haben waren, und daß das Militär einſpringen mußte. Der Fuhr⸗ unternehmer Haerecke hat alſo zu einer Zeit, als die Futtermittelpreiſe tatſächlich ganz ungeheuer in die Höhe gegangen waren, darum erſucht, man möchte ihm ſeine Preiſe, die er mit uns 7 oder 8 Monate vorher vereinbart hatte, entſprechend erhöhen, und die Sachverſtändigen, die wir befragt 9aben und die auf dieſem Gebiet tatſächlich gut Beſcheid wiſſen, haben erklärt, daß die Preiserhöhung, die Haerecke be⸗ anſprucht, angemeſſen iſt, und daß kein Menſch billiger Pferde ſtellen kann. / Das ſind im weſentlichen die Gründe, meine Herren, die die Deputation und den Magiſtrat be⸗ wogen haben, Ihnen ſeine Vorlage zu machen, und die nach meiner Auffaſſung auch den Ausſchuß ver⸗ anlaßt haben, dem Antrag des Magiſtrats beizu⸗ treten. Stadtv. Dr Liepmann: Meine Herren! Wenn die Ausführungen des Herrn Magiſtratsvertreters überzengend wären — die Gründe ſind ja nach geiner Auffaſſung ſo beſchaffen, daß ich nicht ver⸗ ſtehe, wie man ſie in eine geheime Sitzung ver⸗ weiſen kann —, dann müßte man daraus den Schluß ziehen, daß überhaupt während der Kliegszeit Ver⸗ trüge von längerer Dauer als einem Monat, ſagen wir mal, nicht geſchloſſen werden ſolllen. Sitzung am 19. (Sehr richtig!) September 1017 Herr Kollege Bergmann hat ſelbſt geſagt, daß ſich im Kriege die Verhältniſſe von 2 zu 10 ändern. Das hätten ſich die Vertragſchließenden, insbeſondere der Unternehmer, der die Fuhrleiſtun⸗ gen übernommen und den Vertrag im November unterzeichnet hat, überlegen müſſen. Er hat aber im Mai, als noch keine übermäßige Trockenheit herrſchte, den Preiserhöhungsantrag geſtellt, nach⸗ dem er vorher, um einen Konkurrenten zu unterbie⸗ ten, niedrigere Preiſe gefordert hatte. Sollen wir denn nur, wenn der Unternehmer den Vorteil hat, den Vertrag innehalten und nicht auch dann, wenn der Vorteil auf unſerer Seite iſt? Ich ſehe nicht die geringſten Gründe dafür ein, bin auch nicht durch die Ausführungen des Herrn Kollegen Bergmann davon überzeugt, daß hier irgendwelche Billigtet da⸗ für ſpricht, einem Privatmann aus dem Stadtſäckel 38 000 ℳ zuzuſchanzen. Deswegen werden meine Freunde gegen die Vorlage ſtimmen. (Ein von dem Stadw. Bernhard geſtellter An⸗ trag auf Schluß der Debatte wird abgelehnt.) Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats ſcheinen mir doch nicht ganz durchſchlagend zu ſein; denn dieſes Steigen der Futtermittelpreiſe betraf doch überhaupt nicht die weſentlichſten Futtermittel. Ich bin im Augenblick nicht gerade über die Einzelheiten genau info miert — man müßte eben über derartige Fragen zutreffendes Material haben weiß aber ungefähr und bin ſo weit informiert, daß für Heu Höchſtpreiſe beſtanden haben, daß ſogar die Zuſchläge ſpäter her⸗ untergeſetzt worden ſind, daß ferner für Erſatzfutter ebenſo beſtimmte Feſtſetzungen beſtanden haben. Ob tatſächlich eine weſentliche Steigerung in den Mona⸗ ten, um die es ſich hier handelt, eingetreten iſt, das müßte doch ganz planmäßig nachgewieſen werden. Ob das im Ausſchuß der Fall geweſen iſt, weiß ich nicht; es ſcheint doch nicht zutreffend zu ſein. (Stadtv. Otto: Dazu haben wir Sachverſtändige!) Mit der allgemeinen Redensart, daß die Futter⸗ mittel, ſoweit ſie nicht durch Höchſtpreiſe gebunden ſind, im freien Verkehr nur ſehr ſchwer zu beſchaffen ſind, kann man nichts beweiſen. Denn dabei han⸗ delt es ſich nur um einen kleineren Teil der Futter⸗ mittel, nicht um den Hauptteil, der überhaupt ge⸗ währt werden kann. Alſo ich muß ſagen, daß es mir doch ſehr zweifelhaft erſcheint, ob die Frage wink⸗ lich o eingehend geprüft worden iſt, wie es der Fall ſein müßte, um zu dem Schluß der Bewilligung der 38 000 ℳ zu kommen. Daß wir jetzt einfach 38000 % mehr zahlen wollen, nachdem Hennicke, der früher unſere Fuhrleiſtungen meines Erachtens zu unſerer ziemlichen Zufriedenheit ausgeführt hat, durch den Wettbewerb ausgeſchaltet iſt, das verſtehe ich nicht. Ich kann nur ſagen: auch die Ausführungen, die jetzt ſdom Magiſtratstiſch aus gemacht worden ſind, haben mich abſolut nicht davon ülerzeugt, daß es richtig iſt, der Vorlage in dieſer Form zuzuſtimmen. Stadtv. Meyer: Meine Herren! Ich kann mich doch nicht entſchließen, die ganze Sache lediglich als eine Rechtsfrage anzuſehen, obwohl auch bei der Betrachtung als Rechtsfrage gewiſſe Bedenken in mir auftauchen, da bekanntlich die Entſcheidung dar⸗ über, wann eine Unmöglichkeit der Erfüllung des Vertrages vorliegt und wann nicht, ſchwanken. Aber ganz abgeſehen davon, bin ich der Meinung, daß ſich