Sitzung am 19 men drei bis vier Wochen vergehen, ehe dieſe Berichte in den Händen der ſämtlichen Konſumenten ſein wer⸗ den. Für die Zwiſchenzeit hatte ich Ihnen geſagt, welche Auswege möglich ſind. In demſelben Augen⸗ blick, wo der einzelne Konſument die Auskunft ſchon früher haben will, bekommt er den Zettel kurzer⸗ hand ausgeliefert; aber die Geſamtheit wird dieſe Mitteilungen erſt in drei bis vier Wochen erhalten. Für die Uebergangszeit ſehe ich keine großen Schwie⸗ rigkeiten. Im weſentlichen ſoll es darauf ankommen, daß wir uns alle von dem Geſichtspunkt der Spar⸗ ſamkeit leiten laſſen. Ich kann alſo nur allen Ab⸗ nehmern empfehlen, recht ſparſam zu Werke zu gehen, und wenn ſie das tun, dann werden ſie das Wenige, was von den einzelnen Konſumenten verlangt wird, nämlich eine Erſparnis um 10% eintreten zu laſſen, jederzeit erreichen. Das Schlimmſte, was paſſieren kann — das liegt aber im Intereſſe der Allgemein⸗ heit und iſt ſchließlich für den Konſumenten auch kein Unglück —, iſt, daß er etwas weniger gebraucht haben wird, als ihm wirklich zuſteht. Tritt dieſer Fall ein, dann werden wir gerade das erreichen, was wir erreichen wollen, nämlich Kohlenerſparnis. Im weſentlichen ſind, wie ich wiederholen kann, die Wünſche der Antragſteller durch die Organiſation, die ich Ihnen hier auseinandergeſetzt habe, erfüllt. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Ich kann im Namen meiner Freunde meiner Freude darüber Ausdruck geben — ich nehme auch an, daß die Stadtverordnetenverſammlung im ganzen ſich dem anſchließt —, daß der Magiſtrat ſo ſchnell der Idee des Antrages entſprochen hat, daß die ſämt⸗ lichen Bürger der Stadt die Aufſtellungen über den Gasverbrauch in den verſchiedenen Monaten des vorigen Jahres bekommen. Ich kann das, was der Herr Stadtrat über die jetzt ſchon beſtehende Mög⸗ lichkeit, ſich über den vorjährigen Gasverbrauch zu vergewiſſern, geſagt hat, nur beſtätigen. Man hat vielleicht noch den Streifen über den Betrag der Geldſumme, die man gezahlt hat, aber man hat nicht mehr das größere Blatt, auf dem genauer angegeben iſt, wieviel Gas man verbraucht hat. Dieſes wirft man im allgemeinen fort; früher hatte man auch keine Veranlaſſung, es aufzuheben. Heutzutage wird man es vielleicht tun. Ebenſo wenig ſteht auf den meiſten Zetteln, die an den Gasmeſſern ſind, noch der Betrag verzeichnet, den man vor einem Jahre ent⸗ nommen hat. Auf dem Wege, der nunmehr be⸗ ſchritten wird, wird es den Bürgern ſehr gut mög⸗ lich ſein, ſich über die Menge zu vergewiſſern, die ſie jetzt verbrauchen dürfen. Ich wollte nur fragen, wie die Hausbeſitzer ſich dazu zu ſtellen haben, um die 10% bei der Beleuchtung der Treppenflure zu ſparen. Das iſt noch gar nicht in Betracht gezogen. Stadtv. Peeſch: Es läßt ſich doch bei der o gut ſparen wie in allen urch, daß kleinere Brenner Häuſer werden auch außer⸗ dem jetzt früher geſchloſſen, d. 9. ſchon um 9 Uhr abends, was im vorigen Jahre noch nicht der Fall war. Schon dadurch tritt eine Gaserſparnis ein. Stadtv. Dr. Stadthagen (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren! Durch die Erklärung des Magiſtrats iſt meines Erachtens der Antrag erledigt, und es Stadtrat Caſſirer: Treppenbeleuchtung ebenſ anderen Fällen, auch dad genommen werden. Die . September 1917 175 braucht eine weitere Abſtimmung darüber nicht ſtatt⸗ . wir ziehen ihn unter dieſen Umſtänden zurück. Vorſteher Dr Frentzel: Der Antrag iſt zurück⸗ gezogen; die Angelegenheit iſt damit erledigt. Wir kommen nunmehr zu der am Beginn der Sitzung verleſenen Anfrage der Stadtv. Bade und Gen. betr. Ver⸗ tauf von ſtädtiſchem Obſt und Gemüſe. Anfrageſteller Stadtv. Leupold: Meine Herren! Unſere Anfrage ſtützt ſich auf eine große Reihe von Klagen aus dem Publikum, das nicht begreifen kann, wie in der heutigen Zeit der allgemeinen Lebens⸗ mittelknappheit immerhin noch eine große Menge von Obſt und Gemüſe verderben kann. Ich kann dafür einige Beiſpiele anführen. Einzelne beklagen ſich beſonders darüber, daß die vor 10 oder 14 Tagen im ſtädtiſchen Verkauf angebotenen Pflaumen und Birnen, die tat⸗ ſächlich nicht mehr in genießbarem Zuſtande waren, an mehreren Tagen hintereinander verkauft wurden. Der Preis war allerdings ein ſo mäßiger, daß gute Ware dafür heutzutage nicht zu haben iſt. Des weiteren erlebte ich auf dem Wochenmarkt einen recht unangenehmen Vorfall bei dem Verkauf von Birnen. Es wurden Birnen verkauft, die nicht nur nicht einwandfrei, ſondern ſogar ſchon in Fäulnis übergegangen waren. Der Unwille des Publikums erregte einen ziemlichen Auflauf, und als ein Wacht⸗ meiſter geholt wurde, dem die Frage vorgelegt wurde, ob dieſe Birnen noch zur menſchlichen Ernährung dienen könnten, erklärte er: Sie ſehen doch, der Magiſtrat liefert die Ware, und wenn ſie der Magiſtrat liefert, iſt ſie eben verkäuflich. (Hört! hört!) Den ſtärkſten Unwillen aber, glaube ich, erregt es, daß heute auf den Höfen der Viehhalter mitunter in großen Mengen Gemüſe abgeladen wird, das ja ſchließlich nicht mehr zur menſchlichen Ernährung dienen kann, woraus aber hervorgeht, daß mehr ver⸗ dirbt, als bei den heutigen Verhältniſſen verderben dürfte. Das iſt an einer ganzen Reihe von Stellen von Leuten, die dort wohnen, beobachtet worden. Wir ſind der Anſicht, daß ſeitens des Magiſtrats alles geſchehen müßte, was möglich iſt, damit unbedingt 5 Waren der menſchlichen Ernährung erhalten leiben. Stadtrat Auguſtin: Meine Herren! Als wir uns im März dieſes Jahres in der Lebensmittel⸗ deputation mit der Belieferung der Stadt mit Ge⸗ müſe im Frühjahr, Sommer und Herbſt beſchäftigt haben, habe ich, als ich den Plan vorlegte, den ich entworfen hatte, bereits darauf hingewieſen, daß es ein riskantes Geſchäft ſein würde, bei dem wir mit großen Verluſten rechnen müßten. Auch in Frie⸗ denszeiten — das habe ich damals mit Zuſtimmung von Deputationsmitgliedern, die ſachkundig ſind, ausgeführt — verdirbt auf dem Transport eine ganze Menge von friſchem Gemüſe wie auch von Obſt. Namentlich trifft das bei denjenigen Gemüſe⸗ und Obſtſorten zu, die als frühe zu bezeichnen ſind. Trotzdem wir nun in Charlottenburg in der glücklichen Lage waren, recht erhebliche Mengen Ge⸗ müſe und Obſt bisher einzuführen — ich darf Ihnen nur ganz kurz die Ziffern nennen: bis zum 12. Sep⸗ tember haben wir nicht weniger als 38 000 Zentner