176 Sitzung am 19. Gemüſe und nicht weniger als 15 000 Zentner Obſt nach Charlottenburg eingeführt —, ſind die Men⸗ gen, die uns verdorben ſind, ganz außerordentlich gering geweſen. Es liegt das ja zum Teil daran, daß die Ware ſehr ſchnell abgegangen iſt und nicht Klagen hat. Aber wir haben auf der anderen Seite doch mit ſehr langen Transportzeiten rechnen müſſen, um ſo mehr, als gerade das Gebiet, das ja in Friedenszeiten in der Hauptſache Groß⸗Berlin mit Gemüſe und Obſt verſorgt, die Provinz Bran⸗ denburg, in dieſem Jahre faſt gänzlich ausgefallen iſt. Ihnen allen iſt ja bekannt, daß wir in der Pro⸗ vinz Brandenburg die ſchlechteſte Obſt⸗ und Gemüſe⸗ ernte in der ganzen Monarchie haben. Wir waren alſo darauf angewieſen, unſer Obſt und Gemüſe in der Hauptſache aus denjenigen Gebieten zu beziehen, wo reiche Ernten waren, nämlich aus Süddeutſch⸗ land. Namentlich bekommen wir Waren aus der Pfalz und aus Heſſen. Daß dieſe Ware vielfach unter dem Transport etwas gelitten hat, iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich. Nun hat der Herr Vorredner drei einzelne Fälle angeführt. Er hat einmal geſagt, daß wir Pflaumen abgegeben hätten, die nicht mehr ganz einwandfrei waren. Dieſer Fall iſt mir bekannt. Es ſind zwei Waggons Pflaumen geweſen, die infolge des langen Transports aus Süddeutſchland her ſchleunigſt weg mußten, wenn ſie überhaupt noch verwertet werden ſollten. Wir haben dieſe Ware auf dem ſchnellſten uns möglichen Wege dem Konſum zugeführt, und zwar einmal durch die Markthändler und dann da⸗ durch, daß wir ein eigenes Geſchäft in der Scharren⸗ ſtraße eingerichtet haben, wo vom Auto herunter verkauft wird. Die Ware iſt reißend weggegangen, da wir ſie zu Preiſen abgegeben haben, die dem Zu⸗ ſtande der Ware angemeſſen waren. Ich glaube, wenn Sie diejenigen fragen würden, die die Ware gekauft haben, ob ſie lieber auf die Ware verzichtet oder dann doch dieſe genommen hätten, ſie Ihnen geantwortet hätten: nein, ſie würden gern noch mehr gekauft haben. Der zweite Fall iſt der von den Birnen. Auch dieſer Fall iſt mir bekannt. Es hat ſich hier um Birnen gehandelt, die wir bei Regen haben ausladen müſſen. Die Ware hatte gelitten, und wir haben ſie auf den Markt geworfen, um ſie möglichſt ſchnell abzuſetzen. Für das, was der Polizeibeamte dort erklärt hat, ſind wir nicht verantwortlich; darüber kann ich keine Erklärung abgeben. Aber, meine Herren, wenn wir verſucht haben, dieſe Ware noch dem Kon⸗ ſum zuzuführen — und das iſt gerade zu einer Zeit geweſen, als Birnen noch ſehr ſchwach vertreten waren —, und wir gerade dieſe Ware nicht einfach als Viehfutter abgegeben haben, ſo werden Sie das doch billigen können. Sie werden gerade daraus unſer Beſtreben ermeſſen können, die Ware möglichſt — auch demjenigen zuzuführen, der am erſten uſpruch darauf hat. Nun wird weiter darauf hingewieſen, daß in unſerm Laden in der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße — den meint wohl der Herr Vorredner — Gemüſemengen, die halb oder ganz verdorben ſind, in größerem Um⸗ fange abgegeben werden. Meine Herren, wir be⸗ nutzen den Laden in der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße 4 um alle diejenige Ware aufzunehmen, die nich: 4 1 1 einwandfrei iſt. Von den rund 30 Waggons Obſt täglich, die für Charlottenburg in den letzten Tagen eingegangen ſind — das zieht ſich ſchon September 1917 eine ganze Weile ſo hin —, nehme ich diejenige Ware nach dem Lager in der Kaiſer⸗Friedrich⸗ Straße, die eben ſchnell abgegeben werden muß und nicht erſt den langen Weg durch die Hand der Zwiſchenhändler und Kleinhändler laufen kann. Daß bei dieſer Ware Abfälle entſtehen, iſt ganz klar, zu⸗ mal wenn ſie nicht ſofort von der Bevölkerung auf⸗ genommen wird. Sie wiſſen ja ſelbſt, daß wir bei einzelnen Sorten direkt Stockungen im Abſatz gehabt haben. Das trifft namentlich auf die Pfirſiche zu. Bei dem Gemüſe machen wir es ganz ähnlich. Das Gemüſe, das etwas gelitten hat und deshalb ſchnell abgeſetzt werden muß, nehmen wir nach der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße hin; denn wir wollen es den Kleinhändlern nicht zumuten, es ihrerſeits abzugeben. Im übrigen nehmen wir täglich auch diejenigen Ge⸗ müſemengen auf das Lager in der Kaiſer⸗Friedrich⸗ Straße, die wir durch die Kleinhändlergruppen nicht abſetzen können. Ihre Aufnahmefähigkeit iſt ſelbſt⸗ verſtändlich doch auch begrenzt. Dieſe Grenze müſſen wir innehalten, und das, was ſozuſagen übrig bleibt, geht nach der Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße. Daß dort die Ware manchmal etwas länger lagern muß, bis die Abſatzmöglichkeit wieder gegeben iſt, liegt auf der Hand. Aber Sie dürfen nun nicht glauben, daß wir uns damit begnügten, die Ware dorthin zu nehmen und ſie verfaulen zu laſſen. Im Gegenteil, wir haben nicht unerhebliche Mengen ge⸗ trocknet und nach Potsdam geſchickt, um Marmelade daraus zu machen. Wir haben aber in der Tat dort Abfälle ge⸗ habt; ich weiß nicht, ob der Herr Vorredner das an⸗ geführt hat. Ein größerer Poſten Gurken iſt uns auf dieſe Weiſe verloren gegangen. Das ſind Gurken geweſen, mit denen wir etwas anderes nicht haben anfangen können und die zu einer Zeit gekommen waren, als die Bevölkerung Gurken nicht aufnahm. Sie waren rettungslos dem Verderben preisgegeben; ebenſo ein Poſten Mairüben; wir konnten nichts anderes damit anfangen. Wir haben natürlich ſolche Waren, nachdem wir geſehen hatten, daß wir ſie zur menſchlichen Ernährung nicht verwenden konn⸗ ten, dem einzigen Zweck zugeführt, zu dem ſie noch verwertbar waren, indem wir ſie nämlich den Be⸗ ſitzern der Abmelkwirtſchaften, die unter großer Futternot leiden, überließen. Ebenſo hat einer der Molkereibeſitzer, der einen größeren Stall hat, die ſtändige Berechtigung, die Abfälle aus der Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße abzuholen. Solche Abfälle ent⸗ ſtehen ohne weiteres und werden immer entſtehen müſſen. Wenn z. B. der Weißkohl naß geworden iſt, müſſen die äußeren Blätter abgenommen werden, und das ſind nicht unerhebliche Mengen. Dieſe Abfälle entſtehen auch bei ordnungsmäßiger Wirt⸗ ſchaft ſowohl bei den Kleinhändlern wie bei den Ver⸗ einen, durch die wir die Waren abgeben. Wenn ich noch ein Wort zu der Bemerkung in der Anfrage ſagen darf, daß ein großer Teil des von der Stadt gelieferten Obſtes und Gemüſes in verdorbenem Zuſtand zum Verkauf gelangt iſt, ſo möchte ich darauf hinweiſen, daß die Kleinhändler keinerlei Berechtigung haben, Obſt und Gemüſe im verdorbenen Zuſtand abzugeben. Auch darüber ſind uns Klagen zugegangen. Ich möchte aber auch von dieſer Stelle ausdrücklich betonen: die Kleinhändler haben einen ſo erheblichen Gewinn am Obſt und Gemüſe, der Umſatz des Obſtes und Gemüſes geht zur Zeit ſo fabelhaft vaſch vor ſich und die Unkoſten