Sitzung am 10. Oktober 1917 Punkt 6: Vorlage betr. Vermietung des Ratskellers. — Druck⸗ ſache 130. Stadtv. Funke: Meine Herren! Meine Freunde ſtellen den Antrag, dieſe Vorlage zunächſt einem Ausſchuß zu überweiſen. Wir haben den Wunſch, dort über einige Einzelheiten durch den Ma⸗ giſtrat informiert zu werden, und wir ſind der An⸗ ſicht, daß dieſe Information zweckmäßigerweiſe nicht in der Vollverſammlung, ſondern zunächſt in einem Ausſchuß erfolgt. Wir beantragen deshalb die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern. (Die Verſammlung beſchließt einſtimmig nach dieſem Antrage und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bade, Bollmann, Dr Borchardt, Dr Byk, IDr. Frentzel, Funke, Haack, Heidenreich, Laskau, . Otto, Panſchow, Schwarz, Straehler und Zeiſe. Vorſteher Dr. Frentzel: Das Protokoll der heu⸗ tigen Sitzung vollziehen die Herren Wenig, Wolffen⸗ ſtein und Zielenziger. Wir kommen nunmehr zu Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlagen betr. Waſſerpreis, betr. Gaspreis und betr. Erhöhung des Preiſes für elektriſchen Strom. — Druckſachen 131, 99, 120, 121. Berichterſtatter Stadtv. Dunck: Meine Herren! Als der Ausſchuß zuſammentrat, konnte er ſich der Ueberzeugung nicht verſchließen, daß die vom Ma⸗ giſtrat vorgeſchlagenen Tariferhöhungen für Waſſer, Gas und Elektrizität durchaus begründet ſind, be⸗ gründet einmal durch die fortwährende bedeutende Steigerung der Kohlenpreiſe — die Kohlenpreiſe ſind am 1. Oktober neuerdings erhöht worden —, begündet ferner durch die fortwährende Steigerung der Materialienpreiſe und Arbeitslöhne und begrün⸗ det ferner auch durch die eingeführten Kohlen⸗ und Verkehrsſteuern. Trotzdem wollte der Ausſchuß erſt in einer allgemeinen Beſprechung unterſuchen, ob in Rückſicht auf die allgemeine Finanzlage der Stadt dieſe neue Belaſtung für die Bürgerſchaft weniger fühlbar geſtaltet werden könnte. 22 Die Finanzlage der Stadt, meine Herren, iſt, wie es im Kriege nicht anders ſein kann, ern ſt. Zwar iſt ein erfreulicher Lichtblick inſofern vorhan⸗ den, als wir wohl annehmen können, daß beim Ka⸗ pitel Steuern das Soll um eine weſentliche Summe durch Mehreingänge übertroffen werden wird; wir können heute wohl damit rechnen, daß wir einen Mehreingang an Steuern von 1,5 Millionen Mark zu erwarten haben werden. Demgegenüber ſteht aber eine ganze Anzahl ſehr ungünſtiger Poſten. Vor allen Dingen muß beachtet werden, daß der Dispo⸗ ſitionsfonds aufgebraucht iſt. Sodann ſtehen die Zinſen von 22 Millionen Mark Kriegsauslagen der Stadt — dieſe Summe wird bis Ende des Jahres erreicht ſein — nicht im Etat; die Zinſen werden ungefähr 1 Million Mark betragen. Dabei ſind die Zinſen für die Reichsmindeſtſätze, die auf das Reich fallen werden, in dieſer Million nicht enthalten. Ferner kommen 30 Millionen langfriſtige Anleihen, ſoweit ſie in dieſem Jahre zur Auszahlung gelangen, 181 zur Verzinſung; dieſe ſteht gleichfalls nicht im Ciat. Ferner kommen die Kriegsteuerungszulagen hinzu, die wir in der vorigen Sitzung mit 1,5 Millionen Mark beſchloſſen haben, und weitere 1,5 Millionen Mark machen die Perſonalkoſten und die Kriegs⸗ beihilfen aus. Dieſe 3 Millionen Mark ſind einſt⸗ weilen auf beſonderen Konten gebucht; es wird aber nicht anders gehen, als ſie mit der Zeit auf das Or⸗ dinarium zu übernehmen, um ſo mehr, als ſie all⸗ mählich den Charakter von dauernden Ausgaben angenommen haben. Ferner müſſen wir berückſich⸗ tigen, daß die Pacht der Theater wohl nicht in der vorgeſehenen Höhe eingehen wird. Das ſind ſo viele ungünſtige Poſten, daß der Ausſchuß zu der Ueberzeugung kam, es ſei nicht möglich, die Werke durch Herübernahme von Be⸗ trägen aus dem Etat günſtiger zu geſtalten. Wenn wir die Tarife nicht erhöhen, würde der Ausfall bei den Werken ca. 2½ Millionen Mark im laufenden Etat betragen. Die Werke würden nicht mehr ver⸗ dienen, und die Folge wäre, daß die Steuern uner⸗ ſchwinglich werden würden. Im Kommunalabgaben⸗ geſetz iſt aber ausdrücklich vorgeſehen, daß ſtädtiſche Werke mindeſtens eine angemeſſene Verzinſung er⸗ bringen müſſen. Nachdem ſo die Finanzlage einigermaßen ge⸗ klärt war, trat der Ausſchuß in die Einzelberatung ein. Die Waſſerwerke, meine Herren, haben, wie Sie wiſſen, einen eigentlichen Nutzen nie erbracht; auch jetzt iſt die vorgeſchlagene Tariferhöhung keine zu bedeutende; denn bei 2 Millionen Mark Waſſer⸗ geldeinnahme iſt die Tariferhöhung nur auf 240 000 Mark bemeſſen, was kaum die Mehrkoſten deckt. Trotzdem hat der vom Magiſtrat vorgeſchla⸗ gene Tarif nicht die Billigung des Ausſchuſſes ge⸗ funden, und zwar aus dem Grunde, weil er den Fehler enthielt, daß die kleinen Verbraucher ihr Waſſer billiger bekommen ſollten als ſeither. Es ſind aus dem Kreiſe der kleinen Verbraucher niemals Klagen darüber gekommen, daß das Waſſer zu teuer ſei, und unter dieſen kleinen Verbrauchern befinden ſich auch 234 Villenbeſitzer. Man einigte ſich daher auf einen andern Tarif, der mehr dem ſeitherigen Staffeltarif angepaßt iſt, während die Vorlage des Magiſtrats eine Brücke zum Einheitstarif ſchlagen wollte. Der Tarif, der im Ausſchuß ſchließlich ein⸗ ſtimmige Annahme gefunden hat, läßt bei einem Waſſerverbrauch bis zu 300 ebm im Vierteljahr den Preis wie ſeither beſtehen. Es ſollen alſo bis 30 ebm 9 ℳ koſten, 31 bis 100 hm 30 §, 101 bis 900 chm 15 „ und über 900 chm 12 5 je ebm. Was an den kleinen Verbrauchern dadurch er⸗ ſpart wird, daß ihnen der Tarif nicht ermäßigt wird, das kommt den Hausbeſitzern zuſtatten, ſo daß für die Hausbeſitzer ſich gerade der neue Waſſertarif nicht ſo fühlbar macht, als es nach der Vorlage des Ma⸗ giſtrats der Fall geweſen wäre. Dieſer Tarif hat, wie geſagt, einſtimmige Annahme im Ausſchuß ge⸗ funden. Es wurde ſodann der Tarif der Gaswerke be⸗ raten. Die Gaswerke, meine Herren, haben, wie Sie wiſſen, in den letzten Jahren gemeinſam mit den Elektrizitätswerken, immer das Rückgrat der ſtädti⸗ ſchen Finanzen gebildet. Dafür, dieſes Rückgrat zu brechen, konnte natürlich niemand die Verant⸗ wortung übernehmen. Berlin hat auch inzwiſchen den Gaspreis auf 20 § erhöht; in dieſer Höhe hat ihn uns der Magiſtrat vorgeſchlagen, und er hat