Sitzung am 14. Stadtv. Dr Stadthagen: (anz befriedigt haben mich die Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters nicht. Der Vertrag iſt ſeinerzeit mit dem Pächter des Ratskellers geſchloſſen worden, einerſeits mit der Verpflichtung für ihn, eine gewiſſe Pacht zu zahlen, andererſeits mit der Verpflichtung für die Stadt, gewiſſe Renovationen von Zeit zu Zeit vorzuneh⸗ m. Jetzt haben wir Krieg, und es ſoll jetzt bei Ab⸗ lauf des Pachtvertrages ein neuer Vertrag unter weſentlich veränderten Verhältniſſen abgeſchloſſen werden, mit einer ganz minimalen Pachtſumme von 5000 ℳ gegenüber 25 000 ℳ, die bisher gezahlt worden ſind. In dem Augenblick, wo man das tut, muß man ſich doch fragen, ob auch die Ve pflichtung, die die Stadt übernommen hat, Renovationen vor⸗ zunehmen, im alten Umfange beſtehen bleiben oder ob man nicht mit Rückſicht auf die Kriegsverhältniſſe dieſe Renovationsarbeiten einſchränken ſoll. Ein⸗ ſchränken kann man dieſe Renovationsarbeiten inſo⸗ weit nicht, als die bauliche Erhaltung des Ratskellers und Rathauſes darunter leiden würde. Das gebe ich ohne weiteres zu. Wenn uns geſagt worden wäre, die baulichen Verhältniſſe im Ratskeller und Rat⸗ hauſe leiden es unter keinen Umſtänden, daß wir die 10 000 %ℳ erſparen oder an ihnen etwas er⸗ ſparen, ſo wü de für mich die Sache erledigt ſein. Dieſe Erklärung habe ich bisher noch nicht gehört, ſondern ich habe nur gehört, daß der neue Ratskeller⸗ pächter auf alle mög ichen Renovationen Wert ge⸗ legt hat, zunächſt im Betrage von 25 000 ℳ, ſchließ⸗ lich hat man ſich auf 10 000 ℳ geeinigt. Alſo ein Zuſammenhang zwiſchen den beiden Fragen beſteht meines Erachtens ganz klar. Wenn die Frage, die ich geſtellt habe, hier noch aufgeklert würde, ſo würde ich wohl begreifen können, daß man ſich dazu entſchließen könnte, heute ſchon dem Vertrage zuzuſtimmen. Immerhin muß man das eine bedenken: es wird f.aglos in der Bürgerſchaft — das iſt mir ſchon jetzt geſagt worden als etwas Merkwürdiges em⸗ pfunden, daß eine Pachtſumme auf dieſen Betrag heruntergeſetzt wird. Ich habe einige Kenntnis auch von anderen Pachtverträgen auf dieſem Gebiete. Mir iſ nicht bekannt, daß de artige Ermäßigungen bei Privatpachtverträgen eingetreten ſind, die ſolche Lokale betreffen, die auch jetzt gut gehen. Es gibt Lokale, die jetzt überhaupt keinen Beſuch aufweiſen, aber es gibt andere, die relativ gut gehen, und zu dieſen gehört glücklicherweiſe der Ratskeller. Es iſt ja begreiflich, daß de: neue Pächter bei dem Riſiko, das er immerhin im nächſten Jahre auf ſich nehmen muß, nicht die alte Pachtſumme zahlen will. Aber der Sprung von 25 000 ℳ auf 5000 ℳ erſcheint doch etwas ſehr gewaltig. Nach dieſer Richtung hin wird wohl doch noch zu prüfen ſein, ob man nicht wenigſtens die Verpflichtungen, die die Stadt hat, ablöſt und durch eine vertragliche Beſtimmung er⸗ ſetzt, daß während dieſer drei Jahre der neue Päch⸗ ter kein Anrecht auf Renovationen hat. Das wäre eine Ergänzung des Vertrages, die nötig würde. Da⸗ rüber müßte man ſich erſt im Ausſchuß verſtändigen. Das können wir nicht in der Vollvekſammlung machen. Bürgermeiſter Dr. Maier: Ich möchte auf die Anfrage des Herrn Stadtv. I). Stadthagen er⸗ widern, daß die Wiederherſtellungsarbeiten, die mit den 10 000 ℳ abzugelten ſind, unbedingt notwendig ſind, um überhaupt den Ratskeller in der bisherigen November 1917 193 Form aufrecht zu erhalten. Das hat die Hochbau⸗ verwaltung feſtgeſtellt, und deshalb ſind die berref⸗ fenden Mittel von der Hochbaudeputation bewilligt worden. Ich würde alſo ohne jede Einſch änkung dieſe Frage bejahen können. Was im übrigen die Höhe des Pachtzinſes an⸗ geht, ſo iſt darüber im Ansſchuß eingehend verhan⸗ delt worden, (Sehr richtig!) ſo daß es nicht notwendig iſt, hierauf noch weiter einzugehen. Ich bitte deswegen Herrn I)r Stadt⸗ hagen, mich davon zu entbinden, auf dieſe Frage weiter zu antworten. Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Ich bin mit dem Herrn Bürgermeiſter ganz einer Meinung, wenn er der Anſicht iſt, daß dieſe Angelegenheit nicht gut im Plenum zu verhandeln wäre. Aber wenn Sie die Sache nicht in den Ausſchuß zurückver⸗ weiſen wollen, dann zwingen Sie meine. Freunde und mich, die Angelegenheit hier näher zu beleuchten. Es iſt zweifellos richtig, daß zurzeit im Ratskeller nicht das verdient werden kann und auch nicht ver⸗ dient worden iſt, was in früheren Jahren verdient worden iſt. Sämtliche Reſtaurationsbetriebe in ganz Groß⸗Berlin leiden unter dieſer Kalamität. Der Gewinn des Ratskellers iſt zurückgegangen. Aber bedenken Sie doch: wenn Sie die bisherige Pacht, die zu niedrig geweſen iſt und heute noch zu niedrig iſt, zugrundelegen, dann ſind im Ratskeller im letzten Kriegsjahre ich will eine Summe an⸗ nehmen, ohne mich daran zu binden 25 000 % verdient worden, und legen Sie zu dieſen 25 000 Mart die 20 000 ℳ zu, die Sie jetzt an der Pacht ermäßigen, dann haben Sie einen Gewinn von 45 000 ℳ, den Sie ohne weiteres dem neuen Päch⸗ ter gewiſſermaßen zuweiſen in der Annahme, daß das Geſchäft in ähnlicher Weiſe weitergeht. Wenn Sie ein derartig lukratives Geſchäft jeman⸗ dem übergeben, dann wird ſich doch jeder vernünf⸗ tige Hauswirt auf den Standpunkt ſtellen, daß an Renovierungen nur das zu machen iſt, was durch⸗ aus notwendig iſt. Da iſt es nicht angebracht und richtig, wenn wir uns auf den Standpunkt ſtellen, daß die Summe von 10 000 ℳ. das Minimum iſt, das gegeben werden muß, gegenüber der Tatſache, daß wir nur 5000 ℳ. Miere bekommen. Weiter hat der Herr Bürgermeiſter ausgeführt, daß mit Herrn Chriſt ein Vertrag abgeſchloſſen ſei, der eine gewiſſe Milderung des in der Vorlage abge⸗ druckten Vertrages enthalte. Meine Herren, für uns iſt dieſer Vertrag nicht bindend, für die Ab⸗ ſtimmung der Stadtverordnetenverſammlung iſt das maßgebend, was hier im gedruckten Vertrage vor⸗ liegt. Ich zweifle gar nicht daran, daß nach einiger Zeit der neue Pächter und mit Recht an uns herantreten und ſagen wird: ihr habt von Rechts wegen das und das zu leiſten, und ich bitte, da mein Pachwertrag ſo und ſo lange läuft, dem Folge zu geben. Es würde dann unrecht ſein, wenn wir uns drücken wollten und ſagen: du haſt damals eine Er⸗ klärung nach dieſer oder jener Richtung abgegeben. Wenn wir der Vorlage zuſtimmen, dann ſtimmen wir auch dem Vertrage zu. Meine Herren, wenn man von der Höhe der Pachtſumme ſpricht, ſo darf ich darauf aufmerkſam machen, daß hier in allernächſter Nachbarſchaft vier