Sitzung am 14. November 1917 Teil im Felde. Alſo müſſen wir perjönlich eintre⸗ fen.“ Bei denjenigen, die in dem Formular nicht beſtimmte Stunden angeben können, habe ich durch gütſiche Unteriedung erreicht, daß ſie faſt alle ge⸗ ſchrieben haben; nach Möglichkeit zur Verfügung. Es muß ſelbſtverſtändlich gütlich vereinbart werden, daß gegenfeitige Vertretungen ſtattfinden, damit der An⸗ walt zu ſeinem Termin, der Arzt zu ſeinem Kran⸗ ken, die Mutter das Kind pflegen kann. Das iſt jelbſtverſtändlich und mit gutem Willen auch durch⸗ führbar. Aber wenn Sie den wirtſchaflich Schwachen hier jagen: alles legt man nur Euch auf die Schul⸗ jer —, ſo können Sie das nicht verantwoꝛten. Wie liegt denn die Sache? Sie ſagen: die Jugendlichen können herangezogen werden. Ich weiß damit aus Erfahrung Beſcheid. Wir haben ſie nicht zur Verfügung. Unſere Jugendlichen werden dringend gebraucht im Handwerk und überall ſonſt. Ich kann das ſehr wohl beurteilen, ich lebe unter den Jugendlichen. Wir haben überall ſchwere Not. Die Jugendlichen werden zu Güterentladungen ge⸗ braucht. Im vorigen Jahre war ihre Hilfeleiſtung noch nicht ſo organiſiert wie jetzt. Alle Jugendkom⸗ pagnien werden auf die Bahnhöfe kommandiert. Wir haben ſchon dadurch not, ſie unterrichtlich zu ver⸗ ſorgen. Schnee wird auch durch ſie gefegt werden. Und nun muß ich eine Lanze brechen für die Hauswirte. Unſere Hauswirte ſind heute ſo ſchwer belaſter. Wenn nicht gefegt wird, trifft ſe in erſte Linie die Schuld. Sie können aber keine Leute be⸗ kommen. Wie können die in erſter Linie verant⸗ wortlich gemacht werden, die doch vielfach ſelbſt einen Beruf haben. Sie haben vielfach ſchwächliche Por⸗ tierleute. „Soſollenſie Kriegsgefangene heranziehen! iſt leicht geſagt. Schon in dieſem Jahre iſt bei der Landwirtſchaft wie ich im Gegenſatz zu Herrn Kollegen Borchardt ſagen will — mit den Kriegs⸗ gefangenen gehörig aufgeräumt worden. Darum haben wir heute die Jugendlichen, die Soldatenkom⸗ mandos draußen. Wir können eben den Kriegsge⸗ fangenen nicht das nötige Vertrauen ſchenken. Die Kriegsgefangenen aus dem Auslande ſind bis jetzt auf öſterreichiſchem Gebiet, die erhalten wir hier nicht, und hier haben wir keine zur Verfügung. Da⸗ zu kämen die Beköſtigungsfrage und andere Schwierigkeiren! Wir müſſen uns darüber klar werden, vor wel⸗ cher Frage wir ſtehen. Wie bekommen wir Lebens⸗ mittel, wie Schutzmittel gegen Kälte heran? Es darf nicht wieder ſo werden wie im Vorjahre, daß der Schnee zu feſt wird und die Straßen unkehrbar werden. Das gibt dann eine viel mühſeligere Ar⸗ eit. Ich war im vorigen Winter in meiner Straße den einzige Hauswirt, der zur Freude der Nachbar⸗ ſchaft vor ſeiner Tür gefegt hat. Der einzelne aber kann es nichr ſchaffen. Es iſt alſo notwendig, hier vechtzeitig einzugreifen, und daher müſſen alle faulen Giemanté heran, aus welchem Standr ſie auch ſeen. Sehr richng!) Ich kann ſagen, daß gerade die ſozial Höchſtgeſtell⸗ . . zuerſt 2 r . 00 Wir wollen uns in dieſer Beziehung keine Flauſen vor⸗ machen. Jeder eeneen. hefen auch die Frauen der ſozial Huberge tellten. Eine Generalstochter in meinem Hauſe war die erſte, die unterſchrieben hat. Gerade die echte Vornehmheit tut es zuerſt. Im worigen Jahre haben auch in der Wilhelmſtraße 199 adlige Frauen gefegt. Ich habe keine Veranlaſſung. für den Adel ein Lanze zu brechen; aber was ich weiß, daß muß ich berichten, denn es iſt die Wahr⸗ heit. Deswegen wollen wir hier kar zum Ausdruck bringen: gebt uns eine in der Form angemeſſene Verfügung denn ſo geht es nicht, die beſtehende Verordnung muß abgeändert werden „ aber her⸗ an müſſen alle. Ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß wir ein Formular verlangen müſſen, in dem die verſchiedenen Möglichkeiten Schneebeſeitigung auseinandergehalten ſind, und daß man auf dieſer Grundlage in gütlicher Weiſe die Mit⸗ wi kung aller zu erreichen ſuchen muß. Das wird auch gelingen, wenn ſich die Leute darüber klar werden, daß ſie ſonſt weder Kohlen noch Lebens⸗ mittel erwarten können. Wer nicht mithilft, ihnen dieſe Klarheit zu bringen, auf den fiele die ſchwere Verantwortung einer andernfalls eintretenden ſchwe⸗ ren Not. 7 Bezüglich der Beurteilung der Form der Schnee⸗ beſeitigungs⸗Verordnung ſeimme ich Herrn Kollegen Borcha dt bei: die Sache will ich aber aus gewich⸗ tigen, zwingenden Gründen doch beront wiſſen. (Bravo!) Stadtv. Dr. Frentzel: Ich habe mich zum Wort gemelder, um eine kurze Bemerkung zu machen. Von Herrn Kollegen Euck iſt darauf hingewieſen worden, wie ungleich die einzelnen Einwohner durch dieſe Verordnung belaſtet werden und belaſtet wer⸗ den können. Ich möchte Ihnen ein Beiſpiel aus dem Hauſe erzählen, in dem ich wohne. Das Haus liegt an einem Platz und wird begrenzt auf zwei Seiten von Straßen. Die Straßenkreite vor dem Platz iſt ſehr groß, ebenſo ſind die beiden Straßen recht breit, ſo daß eventuell bei dauerndem Schneefall dort ſehr viel Schnee fortzuſchaffen wäre. In dieſem Hauſe wohnen 9 Familien, aber dieſe 9 Familien zählen im ganzen nur 3 Männer. Das iſt ein vor⸗ tragender Rat aus dem Kultusminiſterium, ſoweit ich weiß, bereits die Altersgrenze überſchritten hat, ferner ein hervorragender Arzt, ein Univerſitäts⸗ profeſſor, der meiſtenteils nicht in Berlin weilt, ſon⸗ dern an der Front iſt und im Kriegsdienſt beſchäftig: iſt, und meine Wenigkeit. Die übrigen Familien⸗ vorſtände ſind Damen, Witwen, von denen ich wohl, ohne ungalant zu ſein, annehmen kann, daß ſie be⸗ reits die 60 Jahre überſchritten haben. Es würde alſo, wie die Dinge gelagert find, in dieſem Falle die Pflicht zur Beſeitigung des Schnees allein auf meinen Schultern ruhen. (Heiterkeit.) Wenn dies durchgeführr werden ſollte, ſo wäre es mir — algeſehen von der Ausübung meines Berufes, der als Kriegshilfsdienſt gilt, weil kriegswichtig nicht mehr möglich, in dieſem Kreiſe zu erſcheinen fitr den Fall, daß Petrus nicht ein Einſehen hat. (Heiterteit.) 2 Ich möchte Sie gteich darauf vorbereiten, daß Sie mich dann unter Umſtänden vermiſſen werden. (erneme Henerten. iſter Dn Scholz: Meine Herren! Den ce §füit der Heranziehung zur der, ungen kann ich mich perſönlich