4 2 8 maßgebenden Stellen Fühlung nehmen, damit ſpäter Menſchen und Material zum Bauen da ſind. Aber das Hauptbedenken, das wir gegen den Antrag haben, iſt das, daß unſeres Erachtens die Frage des Wohnungsweſens eine Groß⸗Berliner Frage iſt, die nicht von einer einzelnen Kommune Groß⸗Berlins gelöſt werden lann. Ich ſchließe mich hier ganz den Ausführungen an, die in der Verhandlung vom 19. Januar 1916 Herr Stadtſyndikus Sembritzli ge⸗ macht hat. Er führte aus, daß er die Kleinwoh⸗ nungsfrage innerhalb einer einzelnen Gemeinde Groß⸗Berlins überhaupt für unlösbar halte und daß der Wohnungsmarkt wie die meiſten anderen Märkte Groß⸗Berlins nicht ein Markt der einzelnen Ge⸗ meinde, ſondern eine Angelegenheit Groß⸗Berlins iſt. Meine Herren, wie ſehr das eine Groß⸗Berliner Angelegenheit iſt, geht zunächſt ja ſchon daraus her⸗ vor, daß wir die Frage, ob ein Wohnungsmangel überhaupt beſteht, nur an der Hand der Groß⸗Ber⸗ liner Statiſtik zu prüfen vermögen. Sehr richtig!) — * Ich habe Ihnen vorhin nachzuweiſen verſucht, daß man wohl in einem Teile der Gemeinden Groß⸗ Berlins einen Wohnungsmangel, in andern aber einen verhältnismäßig ebenſo großen oder größeren Wohnungsüberfluß haben kann. Wenn das aber der Fall iſt, dann beſteht im Rahmen Groß⸗Berlins eben überhaupt kein Wohnungsmangel. Darum kann die Entſcheidung, ob und nötigenfalls wo Kleinwoh⸗ nungen errichtet werden ſollen, befriedigend nur von weiteren und höheren Geſichtspunkten getroffen wer⸗ den. (Genügen die vorhandenen nicht, ſo iſt die Vorfrage: wo iſt ein Bedürfnis, wo befindet ſich oder entſteht die Induſtrie, für deren Arbeiterſchaft Wohnungen fehlen? Und wenn das beantwortet iſt, dann muß ferner geprüft werden, ob an dem Orte der Induſtrie Kleinwohnungen zu ſchaffen ſind, oder ob man beſſer tut, ſie an einem andern Orte zu er⸗ richten, nach dem eine gute Schnellbahnverbindung führt. Dann wird man ſich wieder im Einzelfall zu Überlegen haben, ob, wenn ſie nach einem andern Orte gelegt werden, etwa eine Entſchädigung dieſes anderen Ortes notwendig iſt, weil er eine ärmere Bevöllerung in ſeine Mauern bekommt. Meine Herren, alle dieſe Fragen, ich wieder⸗ hole es, laſſen ſich nur von Groß⸗Berliner Geſichts⸗ punkten aus prüfen und löſen. Ich widerſpreche nicht dem Herrn Kollegen Hirſch darin, daß es da⸗ neben noch Fragen gibt, die auch von einzelnen Ge⸗ meinden zu löſen ſind, daß die einzelnen Gemein⸗ den für ihre Angeſtellten, für ihre Arbeiter noch be⸗ ſondere Vorkehrungen treffen können. Aber das ſind doch verhältnismäßig geringfügige Unternehmungen im Verhältniſſe zu den großen Einrichtungen, die überhaupt getroffen werden müſſen, wenn wir mit den Herren von der Sozialdemokratiſchen Fraktion davon ausgehen, daß nach dem Kriege ein wirklicher Wohnungsmangel in Groß⸗Berlin hervortreten wird. Ich komme alſo zu dem Schluſſe, daß wir wünſchen, es ſollen Maßnahmen dieſer Art ſchleu⸗ nigſt und unverzüglich im Groß⸗Berliner Kreiſe be⸗ mten und vorbereitet werden. der Zweckverband, ob irgendwelche andere Organiſation. Das Schönſte und Beſte wäre, wenn das Groß⸗Berliner Problem 5 Sitzung am 12. Dezember 1917 0 Wir haben jetzt in den letzten Wochen und Monaten ſo viel darüber ſtreiten gehört, was für Groß⸗Berlin das Richtige iſt: ob die Geſamtgemeinde, ach. an dieſem Punkte, der einer der wichtigſten der ge⸗ ſamten Kommunalpolitik iſt, einmal praktiſch ange⸗ faßt würde, 7 Gehr richrigi) wenn die Groß⸗Berliner Gemeinden hier es ver⸗ ſtehen würden, einen freiwilligen Zweckverband zu bilden, der in vernünftiger Weiſe dieſe große Sorge, die auf uns laſtet, ausräumt und die heimkehrenden Krieger vor Wohnungsnot ſchützt. Um dafür einen Weg anzubahnen, haben wir Ihnen unſern Antrag vorgelegt, und ich bitte Sie, dieſem Antrag zuzu⸗ ſtimmen. (Bravo!) Stadtv. Dr. Byk: Meine Herren! Ich möchte meine Ausführungen wieder damit beginnen, daß wir für die Wohnungsfrage volles Verſtändnis haben, daß wir uns in unſeren Anträgen und Vorſchlägen nur von hygieniſchen Geſichtspunkten leiten laſſen, ſo daß eben ein jeder in der Stadt die beſtmögliche und eine geſunde Wohnung zur Verfügung hat, und ins⸗ beſondere liegt uns daran, daß die heimkehrenden Krieger möglichſt reichliche und hygieniſche Wohnun⸗ gen vorfinden. Ich betone das, weil mir bei der vori⸗ gen Debatte von Herrn Kollegen Hirſch in der Dis⸗ kuſſion der Vorwurf gemacht worden iſt, daß ich vom . Hausbeſitzerſtandpunkt aus geſprochen habe. Ich muß dem Herrn Kollegen Hirſch zugeben, daß gegenwärtig in Charlottenburg eine Notlage be⸗ züglich der Kleinwohnungen vorliegt, daß ein Mangel an Kleinwohnungen beſteht; aber es iſt nicht ſicher, ob dieſer Malg4 an Kleinwohnungen auch fort⸗ beſtehen wird. Denn es iſt uns kürzlich in einer De⸗ putation von Herrn Stadtrat Spiegel geſagt wor⸗ den, daß jetzt ſchon ein Ueberangebot von Arbeits⸗ kräften vorhanden iſt, daß der Arbeitermangel, der bis vor kurzem geherrſcht hat, in einen Ueberfluß umgeſchlagen iſt, indem ſich mehr Arbeitskräfte zur Arbeit melden, als gegenwärtig untergebracht wer⸗ den können. Wie Herr Kollege Meyer ſchon ausge⸗ führt hat, liegt das daran, daß eine teilweiſe De⸗ zentraliſicrung der Rüſtungsinduſtrie ſtattfindet, daß die Regierung bemüht iſt, die Rüſtungsinduſtrie teil⸗ weiſe in andere Gegenden zu verlegen. Wenn das ſo weiter geht oder gar noch fortgeführt wird, ſo iſt mit der Wahrſcheinlichkeit zu rechnen, daß in ſehr kurzer Zeit die Arbeitskräfte abwandern und wir dann nicht mehr den Kleinwohnungsmangel haben werden, wie er gegenwärtig herrſcht. Mir ſelllt iſt bekannt, daß zahlreiche Arbeiter aus entfernten Gegenden hierher gezogen ſind, weil ſie hier eine beſſere Verdienſtmög⸗ lichkeit haben. Wenn alſo die Induſtrie jetzt dezentra⸗ liſiert wird, ſo wird zweifelsohne ein großer Teil der Arbeiter an ßerhalb Groß⸗Berlins ziehen, ſo daß alſo ein Wandel in dieſer Beziehung eintreten wird. Wenn alſo der Kleinwohnungsmangel für die Gegenwart zugegeben werden muß, ſo iſt es nach meiner Auffaſſung doch ſehr, ſehr zweifelhaft oder ganz unwahrſcheinlich, daß ein ſolcher Kleinwohnungs⸗ — auch nach dem Frieden noch weiter beſtehen wird. , , ,,, Ich glaube, das Rechenerempel iſt doch ſehr ein⸗ verloren; ein großer Verluſt an Menſchen iſt auch in der Eefangenſchaft zu beklagen, im Lande ſind die Wir haben auf den Schlachtfeldern zum minde⸗ ſten bereits weit, weit über eine Million Kricger ſchin