. Sterbefälle erheblich größer geworden, namentlich ſind die älteren Leute durch die Unterernährung doch eher dahingegangen, als es in normalen Zeiten der Fall geweſen wäre, die Zahl der Geburten iſt ſehr viel geringer geworden, ſo daß doch das Exempel ohne weiteres aufgeſtellt werden kann, daß wir nach Friedensſchluß eine um viele Millionen geringere Be⸗ völkerung haben werden als vor Ausbruch des Krieges. Hinzu muß noch gerechnet werden, daß wir bis zum Ausbruch des Krieges viele Ausländer gehabt haben, die ſich rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben, und daß es doch nicht wahrſcheinlich iſt, daß ſo⸗ bald nach Friedensſchluß die Ausländer wieder hierher zurück⸗ kehren werden. Alſo wenn dieſe Millionen von Menſchen fehlen werden, ſo muß ſich das doch irgend⸗ wie bemerkbar machen. Es iſt doch nicht anzunehmen, daß die Bevölkerung gerade nach Groß⸗Berlin oder überhaupt nach den Großſtädten wandern wird. Es würde ja dann eine ſolche Entvölkerung des platten Landes eintreten, daß die Leute gezwungenermaßen Dorthin geführt werden müßten, denn es wird doch in erſter Reihe dafür geſorgt werden müſſen, daß die Landwirtſchaft die Produkte hervorbringt, die für die Ernährung des Volkes notwendig ſind. Ich kann mir alſo nicht denken, daß nach Friedensſchluß eine ſolche Uebervölkerung der Großſtädte und ſpeziell Groß⸗ Berlins ſtattfinden wird, wie es angenommen wird. Das Hauptargument iſt ja das: ſo war es nach dem Kriege 1870/71, ſo wird es auch dicsmal ſein. Wenn nun alſo ein Kleinwohnungsmangel nach dem Frieden nicht beſtehen wird, ſo ſehe ich auch nicht ein, daß jetzt ſchleunigſt beſondere Maßnahmen er⸗ griffen werden müſſen, um etwas Beſonderes zu un⸗ ternehmen, damit Kleinwohnungen errichtet werden. Jedenfalls ſcheint mir der Antrag der Liberalen Frak⸗ tion der richtige zu ſein, daß wir da nicht allein vor⸗ gehen, ſondern gemeinſam mit den anderen Groß⸗ Berliner Gemeinden. In unſerer Nachbarſtadt Span⸗ dau beſteht ja wohl ein Kleinwohnungsmangel, in manchen anderen Gemeinden auch; aber alles in allem ſind, wie ich vor einiger Zeit geleſen habe, in Groß⸗ Berlin noch 34 000 Kleinwohnungen zur Verfügung, d. h. doch alſo, daß, wenn wir eine Kopfzahl von etwa fünf Perſonen pro Wohnung rechnen, in Groß⸗ Ber in noch immer 170 000 Menſchen untergebracht werden können. Da meine ich, daß von einer Klein⸗ wohnungsnot noch nicht geredet werden kann, daß es vielmehr notwendig iſt, das geſamte Groß⸗Berlin in Betracht zu ziehen und danach die Einrichtungen zu treffen. Aber wie ich ſchon eingangs meiner Ausführun⸗ gen geſagt habe: wir haben volles Veiſtändnis dafür, wir haben durchaus den Wunſch, daß die zurückkehren⸗ den Krieger hier geſunde und gute Wohnungen vor⸗ finden. Wir ſind deshalb geneigt, auf den Boden des Antrages der Liberalen Fraktion zu treten, daß die Groß⸗Berliner Gemeinden gemeinſam darüber be⸗ raten, welche Maßnahmen getroffen werden können, und wenn es notwendig iſt, ſo mag es für Groß⸗ Berlin beſchloſſen werden. Stadtſyndikus Sembritzki: Meine Herren! Wenn dem Bedauern darüber Ausdruck gegeben worden iſt, daß trotz des Verlaufs zweier Jahre ſeit der erſten Erörterung dieſer Angelegenheit in der Stadtverordnetenverſamm ung bisher weder eine Vorlage an die Stadtverordnetenverſammlung ge⸗ langt iſt, noch ſonſtige greifbare Reſultate zutage ge⸗ Situng am 12. Dezember 1917 melen ſind, ſo wird die Verwaltung dieſes Bedauern 2 209 gewiß am allermeiſten teilen müſſen. Aber mit dem Bedauern iſt es ja nicht getan. Auch die heutige Erörterung hat gegenüber den Ausführungen, die wir bei früheren Gelegenheiten hier gehört haben, eigent⸗ lich kaum etwas Neues ergeben, und ich darf daraus 5 entnehmen, daß die Verwa tung gewiſſermaßen auch gerechtfertigt iſt, wenn es ihr bisher nicht gelungen iſt, dieſes Problem zu löſen. 0 Aber wenn einer der Herren Vorredner geſagt hat, die Verwaltung ſei bisher nicht über theoretiſche Erörterungen und Betrachtungen hinausgekommen, ſo iſt das, glaube ich, nicht ganz zutreffend. Um theoretiſche Betrachtungen allein hat es ſich nicht ge⸗ Die Vorſch äge, die die Wohnungsdeputa⸗ handelt. lion jetzt vor ann hernd Jahresfriſt formuliert hat, ſind doch mehr als theoretiſche Betrachtungen, es ſind praktiſche Vorſchläge, die allerdings zum überwie⸗ genden Teile auszuführen unmöglich geweſen iſt, und zwar aus Gründen, die bisher niemand beſeiti⸗ gen kann. Es iſt ja ſchon darauf hingewieſen, daß das eigentlich wirkſame Mittel der Neubauten, ſo⸗ lange der Krieg dauert, wahrſcheinlich auch noch ge⸗ wiſſe Zeit danach, einfach ausgeſchloſſen iſt. Meine Herren, das ganze Problem zerfällt ja nach wie vor in zwei Teile: einmal die Frage des Wohnungsmangels an ſich und dann die Frage der Mittel zur Abhilfe. Frage auch noch weiter die Anſichten auseinander⸗ gehen, und zwar in ganz ähnlicher Weiſe auseinander⸗ gehen, wie das vor zwei Jahren in dieſer Verſamm⸗ ung der Fall war, ſo liegt auch das in den Ver⸗ hältniſſen begründet. Ich darf aber doch mitteilen, daß in der hier mehrfach erwähnten Verſammlung der Vorortgemeinden von Groß⸗Berlin unter Vor⸗ ſitz des Regierungspräſidenten vor etwa zwei Wochen die einhellige Meinung der Vorortsverwaltungen von Groß⸗Berlin dahin ging, daß allerdings mit der ernſten Gefahr einer Kleinwohnungsnot nach dem Kriege gerechnet werden muß. Bei dieſen Ver⸗ handlungen war allerdings die Stadt Berlin, in deren Mauern ja 4,5 % ohne Gewerberäume noch im Mai dieſes Jahres ge⸗ Wenn bezüglich der erſten leerſtehende Wohnungen zählt worden ſind, nicht vertreten. Es konnte auch keine Auskunft darüber gegeben werden, in welcher Beſchaffenheit ſich etwa dieſe 20 000 leerſtehenden Kleinwohnungen in Berlin befinden, ob das wirklich ſolche Wohnungen ſind, daß ſie als eine Reſerve für den Groß⸗Berliner Kleinwohnungsmarkt anzuſehen ſind. Ich ſage: es wurde in jener Verſammlung die einhellige Meinung vertreten, daß mit einer ernſten Gefahr einer Kleinwohnungsnot nach dem Kriege gerechnet werden müſſe; es wurde nicht geſagt: eine Kleinwohnungsnot wir d kommen. ziehung gingen die Anſichten faſt übereinſtimmend dahin, daß allerdings wohl nichts ſchwieriger iſt, als ſich heute von der tatſächlichen Geſtaltung des Kleinwohnungsmarktes gerade in Groß⸗Berlin nach dem Kriege ein Bild zu machen; denn die Statiſtik, deren Ergebnis uns vorliegt, iſt nur ſehr bedingt für die zukünftige Entwicklung zu verwerten. Das hängt— das iſt ganz klar — in allererſter Linie von der Geſta-tung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe nach dem Kriege im algemeinen und in Groß⸗Berlin und in einzelnen Teilen von Groß⸗Berlin im beſonderen ab. In dieſer Be⸗ Es ſchloß daher jene Beratung mit dem Ergebnis, daß verſucht werden ſolle, das Reichswirtſchaftsamt und das Kriegsamt zu erſuchen, ſich, ſoweit das 0 überhanrt mönlich iſt, von der vorausſichtlichen Ge⸗