210 ſtaltung der Beſchäftigung dem Kriege ein Bild zu machen. Es handelt ſich dabei im weſentlichen um zwei Fragen: einmal um die Weiterbeſchäftigung der Kriegsinduſtrie. Der gegenwärtige Kleinwohnungs⸗ mange! iſt, kann man ſagen, ausſchließlich — das ergeben die Zahlen in den einzelnen Gemeinden durch die Kriegsinduſtrie herbeigeführt, die ſich in Berlin angeſiedelt hat. Alſo iſt die Frage: wird die Kriegsinduſtrie nach dem Kriege weiter beſchäftigt werden? wo? wann? in welchen Gemeinden? Die andere Frage iſt die bekannte Rohſtoffrage. Was die Abhilfsmittet betrifft, ſo waren die Herren Vorredner im weſentlichen darüber einig, daß die in dem bekannten Miniſterialerlaß vorgeſchlage⸗ genen Mittel wenig zu empfehlen ſind. Was ins⸗ beſondere die Oeffnung baupolizeilich unzuläſſiger, aber geſundheitlich annehmbarer Wohnungen im Keller⸗ und Dachgeſchoß betrifft, ſo iſt die Zahl jolcher Wohnungen in Charlottenburg wie in einer Reihe anderer Vororte von Berlin, die in ihrem Hauptteil auf Grund der geltenden Bauordnung ent⸗ ſtanden ſind, an ſich außerordent ich gering. Es gibt in Charlottenburg nur ſehr wenig Keller⸗ und Dach⸗ wohnungen, die gegenwärtig baupolizeilich geſchloſſen ſind und für eine Inanſpruchnahme durch die Be⸗ wohner in Betracht kämen. Die Zahl iſt ſo gering, und zwar nach der übereinſtimmenden Anficht der Sachverſtändigen, insbeſondere der Wohnungsdepu⸗ tation und der Beamten des Wohnungsamtes ſie iſt ſtariſtiſch nicht erſaßt —, daß ſie praktiſch gar keine Rolle ſpielt. Ueber die Nachteile der Barackenquar⸗ tiere iſt ſchon geſprochen worden, über die zur Ver⸗ fügung ſtehenden öffentlichen Gebäude und Räume desg eichen; es bleibt alſo nichts weiter übrig, als Vorbereitungen zu treffen, um nach dem Kriege die Bautätigkeit in Gang zu ſetzen. (Sehr richtig!) Gewiſſe Vorbereitungen können unzweifelhaft getroffen werden. (Sehr richtig!) Eine ſehr weſentliche Vorbereitung iſt die Auf⸗ ſtellung von Bebauungsplänen und die Ergreifung von Maßnahmen zur Erſchließung des neuen Bau⸗ geländes. Wenn wir auch in unſerer Stadt gegen⸗ wärtig etwa 5000 laufende m unbebaute anbaufähige Straßenfronten haben und an dieſen Straßenfronten etwa 5000 Kleinwohnungen errichtet werden könn⸗ ten, ſo iſt doch leider das Bau and an dieſen Straßen zum großen Teil ſo teuer, daß es für eine Bau⸗ tätigkeit nach dem Kriege, und zwar weder für eine gewerbliche, noch insbeſondere für eine gemeinnützige Bantätigkeit, nicht in Betracht kommt. Ich möchte dabei bemerken, daß der Magiſtrat ſeit über Jahr und Tag Verhandlungen mit den ſämtlichen in unſerer Stadt tätigen oder bisher tätig geweſenen Bange⸗ noſſenſchaften geführt hat. Dieſe Verhandlungen haben bisher zu keinem poſitiven Ergebnis führen lonnen, weil die Baugenoſſenſchaften übereinſtim⸗ mend erklärt haben: das Bauand, das uns zur Ver⸗ fügung ſteht, iſt zu teuer. Es kommt alſo die Auf⸗ ſchließung weiteren Baugeländes durch zweckent⸗ ſprechende Bebauungspläne und ſonſtige Erſchlie⸗ ßungsmaßnahmen in Betracht. %,, In dieſer Beziehung iſt die Verwaltung lange Zeit dadurch aufgehalten worden, daß die Staats⸗ Sitzung am 12. Dezember 1917 unſerer Induſtrie nach regierung eine Abänderung der Bauordnung in Aus⸗ gewiſſe Fluchtlinienpläne, die ſicht geſtellt hatte und wir vorgelegt hatten, in Ausſicht genommene nung nicht genehmigte. welche ſchweren Nachteile dem Wohnungsweſen dar⸗ aus erwachſen, daß die Baupolizei und die Geſtal⸗ tung der Bauordnung in der Hand des Staates, aber die Geſtaltung der Fluchtlinienpläne in den Händen der Stadtverwaltung, alſo bei verſchiedenen Behörden untergebracht ſind. Wir ſind ſehr lange bei der Ausarbeitung weiterer Bebauungspäne da⸗ durch aufgehalten worden, daß die Staatsregierung zwar eine Abänderung der Bauordnung vor hatte, aber keine Entſchließung über dieſe Abänderung an uns gelangte. Der weitere Verlauf dieſer Sache iſt ja noch Gegenſtand einer beſonderen Anfrage, die heute die Verſammlung beſchäftigen ſoll. Ich möchte daher auf dieſen Punkt nicht weiter eingehen. Ein zweiter ſchwieriger Punkt, ſo weitgehende Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Bau⸗ tätigkeit nach dem Kriege zu treffen, daß man bei Beendigung des Krieges ſchon mit abgeſchloſſenen Verträgen daſteht, liegt ja natürlich darin, daß alle im Hinblick auf die von ihr Abänderung der Bauord⸗ Es hat ſich hier gezeigt, Kaltulationsgrundlagen ſo ſchwankend geworden oder Derartig verloren gegangen ſind, daß insbeſondere ie gemeinnützigen Baugenoſſenſchaften und ebenſo Privatunternehmer außer Stande ſind, gegenwärtig ine Rentabilitätsberechnung aufzuſtellen; denn man hat ja gar keine Ahnung, wie hoch die Bauloſten nach dem Kriege ſein werden. Die Baukoſten ſind gegenwärtig — d. h. nach Feſtſtellungen, die vor einigen Monaten getroffen worden ſind — für Klein⸗ wohnungsbauten um 150% der Friedenspreiſe ge⸗ ſtiegen, d. h. auf 250% der Baukoſtenpreiſe vor dem Kriege. Wie ſich dieſe Baukoſtenpreiſe n ich dem Kriege geſtalten werden, kann miemand wiſſen. Die Anſichten gehen darüber ſehr weit auseinander. Daß es unter ſolchen Umſtänden für Baugenoſſen⸗ gaften unmöglich iſt, jetzt in einem Vertrage etwa die Bedingungen feſtzulegen, unter denen ſie bauen fönnen, oder für die Stodtu rwaltung, ihrerſeit⸗ Entſchließungen über das zu faſſen, was angebracht iſt, liegt auf der Hand. Das, was geſchehen kann, iſt vie Aufſtellung von Plänen an ſich, ohne Renta⸗ „rlitätsberechnung. Zu den letzten Vorſchlägen der Wohnungsdeputition, die ſich inzwiſchen wieder mit er Angelegenheit beſchäftigt hat, gehört auch dieſe Maßnahme. K, — Meine Herren, neu aufgetaucht iſt min in der heutigen Verhandlung der Vorſchlag, die Wohnungs⸗ ſfrage durch freiwilliges Benehmen mit anderen Iroß⸗Berliner Gemeinden zu löſen. Ich kann zu dem Vorſchlag materiell natürlich nicht Stellung nehmen, weil ſich der Magiſtrat noch nicht damit befaßt hat, möchte aber doch nicht unterlaſſen, meinen ſtarken Zweifeln darüber Ausdruck zu geben, tatſächlich gelingen wird, auf dieſem Wege einer freiwilligen Vereinbarung zwiſchen den Groß⸗Ber⸗ liner Gemeinden auch nur in abſehbarer Zeit irgend etwas zuſtande zu bringen, was die Bautätigkeit föndert. Gewiß können auf dieſem Wege Maß⸗ nahmen zur Herſtellung eines einheitlichen Woh⸗ nungsnachweiſes und dergleichen getroffen werden: aber irgendwelche finanziellen Grundlagen für die Belebung der Bautätigkeit in Groß⸗Berlin auf dem ge eines freiwilligen Zuſammenſchluſſes der Ge meinden zu ſchaffen, erſcheint mir wenig ausſichtss Wege 4 ob es voll. Meine Herren, wenn der Antrag der Herren 0