% Entſchuldigt ſind die Stadtv. Herren Erd⸗ mannsdörffer, Gebert, Granitza, Hofer, Jachmann, I). Landsberger, Dr Staothagen, Wagner, Wenig, Wenzke, Wolffenſtein, Zaein und Zander. Ausgelegt werden zwei Einbürgerungsgeſuche. und die Liſte der im Oktober/Dezember 1917 er⸗ ledigten Einbürgerungsgeſuche. Wir treten in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Einſührung der neugewählten Stadtverordneten Geßner, Growald, Hape und Hirſch. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Meine ſehr verehrten Herren! Wie ſchon öfters, ſo bringt auch dieſes neue Jahr einige neue Männer in dieſen Saal und in die Stadtverordetenverſammlung. Wir begrüßen unter ihnen allerdings auch einen alten Bekannten, den verehrten Herrn Stadtverord⸗ netenvorſteher⸗Stellvertreter. Herr Hir ſch hat es nicht nötig, ſich unſer Vertrauen zu erwerben, er be⸗ ſitzt es in uneigennütziger Tätigkeit für das Gemein⸗ wohl ſeit ängſter Zeit. Aber auch die anderen Herren, die Herren Hape, Geßner und Gro⸗ wald, haben jeder an ſeiner Stelle ſich bereits ge⸗ meinnützig betätigt; zwei von ihnen ſogar auch im Dienſte unſerer Stadt, wenn auch nicht im Rahmen dieſes Kollegiums. Wir dürfen hoffen, daß auch ſie ſich als vollwichtige Mitglieder in dieſe Verſamm⸗ lung einfügen werden. Meiner verehrten Herren! Der Herr Stadt⸗ verordnetenvorſteher hat bereits in ſeiner Anſprache betont, daß es ein bedeutſames Jahr iſt, deſſen Schwelle wir ſoeben überſchritten haben, eines der ſchickſalsvollſten Jahre, vielleicht das ſchickſalsvollſte, das unſer Vaterland ſeit dem Beſtehen der preußi⸗ ſchen Verfaſſung zu erleben hat. Wir müſſen nicht nur wünſchen, ſondern dürfen auch hoffen, mit eini⸗ ger Gewißheit hoffen, daß uns das Jahr 1918 den Frieden, den erſehnten Frieden bringen möge und damit zugleich eine Fülle von Arbeit auch für die Gemeinden, die in der Ueberleitung aus der Kriegs⸗ in die Friedenswirtſchaft liegen wird. Aber wir wiſſen alle, daß das erſehnte Ziel dieſes Rucden nicht ohne heftige und blutige Kämpfe zraußen auf der Wahlſtatt erreicht werden wird. Aber auch im Innern, meine verehrten Herren, werden wir ſchwere und bedeutungsvolle Kämpfe auszufechten haben, im Innern, wo die Geſetzge⸗ bung des Landes zur Zeit das Haus neu zu bauen trachtet, in das unſere Kämpfer nach ihrer Rückkehr von draußen einziehen und in dem ſie, wie wir hoffen, behaglich wohnen ſollen. Weite Kreiſe unſerer Volksgenoſſen darüber dürfen wir uns keinem Zweifel hingeben hegen ſtarke Bedenken, ob der Weg, den unſere Staatsregierung im Innern beſchritten hat, richtig ſei. Ich glaube, wir als die berufenen Vertreter der Selbſtverwaltung haben allen Anlaß, dieſen Zweiflern zuzurufen: Mehr Ver⸗ trauen! Mehr Vertrauen in unſer herrliches Volk, das in beiſpielloſer Weiſe ſeine Pflicht er⸗ füllt hat und dem wir infolgedeſſen auch ſein R e ch t] — voll und ganz gönnen wollen. (Bravo!) NMeine Herren, warum haben wir Vertreter der Selbſtverwaltung beſonderen Grund, dieſes Gefühl des Vertrauens in das Volk zu empfinden und Ihrer kommuna Sitzung am 9. Januar 1918 öffentlich zu bekunden? Ich glaube, wir haben mindeſtens zwei ſchwerwiegende Gründe dafür. Nicht nur die Tatſache der geſchichtlichen Entwicklung, ſon⸗ dern insbeſondere die dauernde Erfahrung der Praris führt uns zu dieſer Erkennimmis. Ein jeder von uns hat im gemeindlichen Leben faſt täglich die Möglichkeit, zu erfahren, daß die Uebertragung von farken Rechten auch faſt automatiſch ein ſtarkes Pflichtbewußtſein und ein ſtarkes Verantwortungsge⸗ fühl erzeugt. (Sehr richtig 10 Wir wiſſen auch aus der Geſchichte, daß das be⸗ deutungsvollſte Grundgeſetz, nach dem wir noch heute leben, die jetzt 110jährige Städteordnung des Freiherrn vom Stein, ſeinerzeit mit mindeſtens ebenſo großen Zweifeln und mit mindeſtens ebenſo ſtarken Bedenken begrüßt worden iſt wie die jetzt von der Regierung geplante Neuordnung unſerer inne⸗ ren Verhältniſſe. Wir wiſſen aber auch, daß dieſes Grundgeſetz es geweſen iſt, das die Blüte und die Stärke der deutſchen Städte, des deutſchen Bürger⸗ tums und damit des deutſchen Volkes hervorgerufen hat, und wir wiſſen, daß es heute niemand mehr gibt, der an dieſem Grunopfeiler des deutſchen Bürgertums gerüttelt haben möchte. Ich glaube, dieſe geſchichtliche Entwicklung und dieſe geſchichtliche Erfahrung ſpricht auch an der Schwelle des neuen Jahres und für die Verhä tniſſe, denen wir entgegen⸗ gehen, Bände. So können wir, wie ich glaube, als Staats⸗ bürger cwohl wie als Vertreter der Selbſtverwal⸗ tung in 1s neue Jahr 1918 nicht beſſer eintreten als unter dem Zeichen jenes wundervollen Wortes, das der damalige Stadtrat und Polizeidirektor Frey in Königsberg vor 110 Jahren zur Einführung der Städteordnung ſprach: Zutrauen veredelt den Menſchen, ewige Vormundſchaf t hemmt ſein Reifen! (Bravo!) Meine Herren, unter dem Zeichen dieſes Wortes wollen wir in die gemeinſame Arbeit des neuen Jahres eintreten, und unter dem Zeichen dieſes Wortes begrüße ich auch Sie, die neuen Herren, in dieſem Raume zu gedeihlicher Mitarbeit mit uns, den alten. Ich darf Sie bitten, mir durch Hand⸗ ſchlag an Eidesſtatt die Erfüllung Ihrer Pflichten ge⸗ loben zu wollen. (Der Handſchlag erfolgt.) Vorſteher Dr Frentzel: Meine ſehr verehrten Kollegen! Geſtatten Sie, daß ich Sie, nachdem Sie nunmehr die Erfüllung Ihrer Pflichten gelobt haben und damit zu vollberechtigten Stadwerordneten ge⸗ worden ſind, inmitten dieſer Verſammlung, deren bisheriger Leiter ich geweſen bin, herzlich willkommen heiße und begrüße. 5 Für Sie, Herr Kollege Hirſch, bringt allerdings der heutige Tag nichts anderes als die Fortſetzung rrer ke politiſchen Tätigkeit, aber einer Tätig⸗ keit, die beſonders arbeits⸗ und inhaltsreich und deswegen auch von beſonderem Erfolge gekrönt ge⸗ weſen iſt. Wir freuen uns alle, daß die Wiederbe⸗ ſtätigung des Vertrauens ſeitens der Bürger und der Wähler Sie nun wiederum für ei e Reihe von