24 mn Vorſchußſonderkonto zu belaſſen, geblieben Ich führe alle dieſe Dinge nur an, weil ich aus ihnen doch die Berechtigung herleite, auch anderer Meinung bezüglich der Zukunft und der zukünftigen Entwicklung unſeres Finanzweſens ſein zu dürfen, als es nach ſeinen Worten anſcheinend der Herr Kämmerer iſt. Ich bin der Anfſicht — und dieſe Anſicht wird von meinen Freunden geteilt —, daß dieſer unſer Etat außerordentlich reichlich ausge⸗ ffattet iſt, und zwar deswegen ſo reichlich ausge⸗ attet iſt, weil er jede mögliche ungünſtige Entwick⸗ 13 1 ung gleich von vornherein einſtellt und für ſie Für⸗ ſer Km 0 28 Sehr richtigj) und für Dinge, die ſich günſtiger entwickeln können, als es augenblicklich zu überſehen iſt, irgendeine Reſerve nicht läßt. 72 Nun bin ich der Letzte, der das Recht hätte, ein ſolches Vorgehen zu tadeln; denn Sie können mir aus verſchiedenen Reden, die ich hier bei Beratung von Haushaltsplänen gehalten habe, nachweiſen, daß ich im großen und ganzen für die Richtigkeit ſolcher Politik eingetreten bin. Jedenfalls ſtehe ich auch heute noch auf dem Standpunkt, daß das Umge⸗ kehrte, nur das Allergünſtigſte als eintreffend anzu⸗ nehmen und über alles Ungünſtige hinwegſehen zu wollen, ein großer Fehler wäre. Aber ſo wie dies ein Fehler iſt, ſo iſt es auch auf der andern Seite ein Fehler, in das Extrem zu verfallen. Ich kann für mich in Anſpruch nehmen, daß ich verſchiedene Male — zwar nicht von dieſem Platze aus, ſondern es war drüben — mich unter dem Beifall meiner Freunde und der geſamten Stadtwverordneten gegen eine zu weit getriebene Anſammlungspolitik ausge⸗ ſprochen und auch damit Erfolg gehabt habe. Wenn ich in dieſer Beziehung noch irgendeinen Zweifel hätte hegen können, daß eine ſolche Politit von dem Magiſtrat mehr oder weniger verſchleiert beabſichtigt iſt, ſo wäre mir jeder Zweifel daran durch die Worte des Herrn Kämmerers genommen worden, nach denen er die Berechtigung der höheren Steuerquote aus dem Umſtande herleitet, daß die Bürger augenblicklich in der Lage ſeien, dieſe Stenern zu bezahlen. 5 (Sehr richtig!) Ich komme auf dieſen Punkt, in dem ich mit ihm auch in keinem einzigen Satze über⸗ ein ſt imme, nachher noch zurück und werde hoffentlich in der Lage ſein, ihn zu widerlegen. Meine Herren, in dem Haushaltsausſchuß wer⸗ den wir alle dieſe Dinge auf das eingehendſte nach⸗ und durchprüfen, und ſowohl ich als auch alle meine Freunde nehmen für⸗ſich das Recht in Anſpruch, die Meinung, die ſie ſich vorher gebildet haben, eventuell noch in einzelnen Punkten zu ändern, was ja im übrigen für jeden pflichttreuen und verſtändigen Stadtverordneten eine Selbſtverſtändlichkeit iſt. Ich glaube, daß wir die Grundlagen und die Gedanten⸗ gänge, nach denen wir den Etat beurteilen ſollen, nach vier Richtungen hin aufzuſtellen haben. Zuerſt haben wir zu prüfen, ob nicht die Einnahmen oder die Einnahmequellen zu gering eingeſchätzt oder ob nicht die Ausgaben zu hoch berechnet ſind. Wir haben weiter — und damit folge ich dem Gedanken⸗ Sigung am 2r. §chrugr. 1918 gange des Herrn Kämmerers — zu prüfen, ob der Haushaltsplan dieſes Jahres nicht Laſten zu tragen habe, die eigentlich ihm, endern Denteſage, den oder dem nächſtfolgenden zukommen, und end⸗ lich — damit komme ich auf die erſten Ausführun⸗ gen des Kämmerers zurück —, ob der von uns an⸗ erkannte und als richtig befundene Grundſatz der prinzipiellen Trennung der Kriegswirtſchaft von der ordentlichen Wirtſchaft auch in einer Weiſe durch⸗ geführt iſt, die richtig erſcheint. Dies iſt ein mehr 4. .3, Punkt, der aber doch unter Umſtänden die Geſtaltung des Etats erheblich beeinfluſſen kann. Ich komme zunächſt auf die Einnahmen. Ein⸗ nahmen fließen uns zu aus den Werken, dann im weſentlichen aus den Steuern. Bezüglich der Ein⸗ nahmen aus Gas⸗ und Glektrizitätswerk und deren eventueller Erhöhung durch Heraufſetzen der Preiſe für Gas und Elektrizität ſtehe ich auf dem Stand⸗ punkte des Herrn Kämmerers. Ich halte eine Her⸗ aufſetzung dieſer Preiſe nicht für wünſchenswert und vor allen Dingen für gar nicht nötig. Dagegen glau⸗ ben meine Freunde, daß die Eulöſe für Koks zu billig eingeſetzt ſind. Wenn ſich das als richtig er⸗ weiſt und durch eine Nachrechnung beſtätigt, ſo wür⸗ den dem Haushaltsplan einige 100 000 ℳ mehr zu⸗ fließen. Aber das iſt eine Nebenſache. Viel wichtiger iſt natürlich: iſt unſere Haupt⸗ ſteuerquelle, das Einkommen unſerer Bünger, rich⸗ tig geſchätzt oder nicht. Der Herr Kämmerer hat bereits ausgeführt, daß er ſich veranlaßt geſehen hat, das Steuerſoll — ich nehme immer 100%, das iſt mir geläufiger als Simplunm — von 9,2 Millionen auf 10,59 Millionen Mark heraufzuſetzen. Ich glaube, daß man hier, ohne den Dingen Gewalt anzutun, noch höher gehen kann, und ich glaube es zunächſt einmal aus der Rechnung heraus, die vielleicht auf ein Geſprüch, das ich mit dem Herrn Kämmerer ge⸗ habt habe, zurückzuführen iſt, das ſich gründet auf die Verhandlungen, die wir in dem Haushaltsaus⸗ ſchuß des Abgeordnetenhauſes gehabt haben. Der Herr Kämmerer hat Ihnen bereits die Zahlen ge⸗ nannt: für Preußen ſind die Steuern von 500 Mil⸗ lionen auf 679 Millionen, d 9. um 36% herauf⸗ geſetzt worden. Wenn ich das durch 2 dividiere, ſo bleiben 18% für uns übrig, und dieſe 18% wür⸗ den uns ein Mehr für unſer Steuerſoll ergeben von 310 000 ℳ. Nun muß iſt dazu bemerken, daß nach der Meinung der Vertreter im Haushaltsausſchuß dieſe Schätzung des Miniſters, die dem vorausſicht⸗ lichen Iſteinkommen für 1917 entſpricht, erheblich zu niedrig war. Der Finanzminiſter hat das un⸗ umwunden zugegeben; er hat geglaubt, daß er mit dieſer Zahl außerordentlich vorſichtig iſt, und hat ſie deswegen namentlich für gerechtfertigt erklärt, weil er, wie er ſagte, gegen das Iſt 1917 die Rie⸗ ſenſummen abrechnen müſſe, die dadurch fehlen, daß die Kriegsgewinnſteuer in Höhe von ſoundſoviel Milliarden aus Preußen herausgegangen iſt. Der gleiche Gedankengang, den der Herr Kämmerer uns vorführte! Trotz des Ausſcheidens dieſer gewalti⸗ gen Kapitalsſumme hält er ſeine Schätzung für vor⸗ ſichtig und für eine ſolche, die durch die Iſtzahlen er⸗ reicht wird. Wir können alſo wohl annehmen, daß wir den Dingen keine Gewalt antun, wenn wir uns auf dieſe Zahlen veulaſſen. 2 Wir müſſen aber noch weiter gehen und dürfen mit Recht wohl ſagen, daß das, was für Preußen in ſeiner Allgemeinheit gilt, doch für Charlottenburn