32 wiſſen Sie nicht, das weiß ich nicht, aber die Wahr⸗ beneſde ſpricht dafür, daß, wenn die Krieger aus dem Felde zurückkehren, den Krankenkaſſen Ausgaben erwachſen, von deren Höhe wir uns heute gar keine Vorſtellung machen können. Es handelt ſich aber auch gar nicht darum, ob die Krankenkaſſen auf irgendeiner Seite höhere Einnahmen haben, ſondern ich rede lediglich von der Belaſtung der Kranken⸗ faſſen, und wenn Sie das nicht gelten laſſen wollen, meine Herren, dann ſollten Sie doch bedenken, wen denn, abgeſehen von den Krankenkaſſen, die Erhöhung der Pflegeſätze trifft. Da iſt in der Hauptſache der Mittelſtand, (Sehr richtig!) diejenigen Leute, die keiner Krankenkaſſe angehören. Alſo gerade in bezug auf diejenigen, deren Intereſſen ſonſt angeblich von Ihnen ſo warm vertreten werden, zeigen Sie hiey und zeigt der Magiſtrat, der uns Die Vorlage unterbreitet, daß er doch die Intereſſen gerade dieſer Schichten der Bevölkerung, die ja durch den Krieg teilweiſe ſehr in Mitleidenſchaft gezogen ſimd, nicht in genügendem Maße wahrt. Wir werden ulſo im Etatsausſchuß auch hierüber erſt noch ge⸗ nauere Auskunft erbitten. Aber ich glaube ſchon jetzt jagen zu können, daß wir aus grundſätzlichen Erwägungen heraus der Erhöhung der Gebühren für die Verpflegung in den Krankenhäuſern kaum unſere Zuſtimmung erteilen werden. Meine Herren, das Schlimme bei unſerer ganzen Etatsberatung, nicht nur heute, ſondern überhaupt in den letzten Jahren, iſt ja, daß die Zukunft ſo ganz unſicher vor uns liegt. Wir wiſſen nicht, wann Der Krieg beendet iſt, wir wiſſen nicht, welchen Aus⸗ gang er nimmt, und wir wiſſen vor allem nicht, welche Aufgaben dann ihrer Löſung durch die Ge⸗ meinden harren. Aber wenn wir mit einem bal⸗ digen Ende des Krieges rechnen der Herr Vor⸗ redner hat ja der Anſicht Ausdruck verliehen, daß. der Krieg noch in dieſem Jahre zu Ende geht, und wir wollen das alle hoffen —, dann gilt es, ſchon jetzt die notwendigen Maßnahmen für die Ueber⸗ gangszeit zu treffen. Da möchte ich auch bei dieſer Gelegenheit den Magiſtrat wieder daran er⸗ imnern, wie unbedingt notwendig es iſt, vorbeugend auf dem Gebiete der Wohnungsfürſorge zu wirken. Wir haben uns üher dieſe Frage ſchon zu wieder⸗ holten Malen ſehr eingehend in der Stadtverord⸗ nentenverſammlung unterhalten, und dem Magiſtrat iſt eindringlichſt von allen Seiten zu Gemüte ge⸗ führt worden, wie groß das Wohnungselend, die Wohnungsnot gerade in Charlottenburg iſt. Mir iſt inzwiſchen mitgeteilt worden, daß es in Charlotten⸗ burg bereits ſo weit gekommen iſt, daß kinderreiche Familien hier im Weichbilde der Stadt überhaupt keine kleinere und preiswerte Wohnung mehr finden, daß es ſchon Fälle gibt, in denen Einwohner ledig⸗ lich deshalb, weil ſie hier keine Wohnung fanden, ge⸗ zwungen waren, in eine andere Gemeinde überzu⸗ ſiedeln. Ich glaube, da dürfen wir keine Zeit ver⸗ ſäumen. Wir ſind das unſerer Bevölkerung, wir ſind es vor allem der Geſundheit unſerer Bevölkerung ſchuldig, daß wir auf dieſem Gebiete etwas ſchneller arbeiten. Die Stadtverordnetenverſammlung hat einmütig ihrer Meinung dahin Ausdruck verliehen, daß in Gemeinſchaft mit Groß⸗Berlin Maßnahmen auf dem Gebiete des Wohnungsweſens ergriffen ſſtützung eingeführt wer eitung am 27. Februar 1018 Magiſtrat uns Auskunft darüber gibt, wie weit die Beratungen mit Groß⸗Berlin gediehen ſind und ob überhaupt ein Reſultat ahhaſchen iſt. Sollten die Verhandlungen mit Berlin reſultatlos verlaufen, dann iſt es unſere Pflicht, ſelbſt voranzugehen. Das gleiche gilt für das große Gebiet der Ar⸗ beitsloſenfürſorge. Soviel ich weiß, hat in den letzten Tagen eine Beſprechung zwiſchen Vertretern der verſchiedenen Groß⸗Berliner Verwaltungen und Vertretern gewerkſchaftlicher Organiſationen ſtattge⸗ funden, die ſich darüber einig waren, daß unbedingt während der fermerge eine Arbeitsloſenunter⸗ ee große Ausgaben. möchte nur bitten, daß Char⸗ lottenburg, wenn es dazu kommt, dieſe Gedanken in die Tat umzuſetzen, nicht an letzter Stelle marſchiert, veß es vor allen Dingen bei der praktiſchen Aus⸗ arbeitung dieſes Planes dafür ſorgt, daß die Ar⸗ beiteloſenunterſtützung, die dann eingeführt wird, vollkommen jedes armenpflegeriſchen Charakters ent⸗ kleidet wird. In allen dieſen Fragen iſt ein Zu⸗ jammengehen mit Groß⸗Berlin notwendig. Dieſe Erwägung führt mich dazu, 10 mit einigen Worten allgemeiner Natur auf die Verhältniſſe in Groß⸗ Berlin einzugehen. 22 ft Meiner Meinung nach iſt es ein 14 7 44.. ler, der ſich einſt bitter rächen wird, wenn die Ber⸗ tretungen der Groß⸗Berliner Gemeinden die heu⸗ tige Jerſplitterung, die die Verwaltung erſchweren und die Unkoſten ſteigern, weiter ruhig mit an⸗ ſchen. Im Gegenteil, ſie haben die Pflicht, ſelbſt Anregungen zu geben, um die Regierung auf den Weg einer zeitgemäßen Reform zu drängen. Dar⸗ über ſind wir uns ja wohl alle einig, nicht nur in dieſem Saale, ſondern weit darüber hinaus, ich möchte ſagen, in faſt allen ſtädtiſchen E 4 der Groß⸗Berliner Gemeinden, daß es ſo wie bis⸗ her nicht weitergeht, daß der Verſuch, den man mit dem Zweckverbandsgeſetz gemacht hat, völlig verſagt hat. Statt die Gegenſätze ausgugleichen, ſind . verſchärft worden, und dieſer Verſchärfung leiſtet meiner Meinung nach die neue Maßnahme, die heute im Provinziallandtag beſchloſſen iſt, noch weiter Vorſchub, ganz abgeſehen davon, daß durch den von der Provinz beſchloſſenen Laſtenausgleich Charlot⸗ tenburg finanziell in Mitleidenſchaft gegogen wird — wir haben eben aus dem Munde des Herrn Kämmerers gehört, daß uns dieſe Maßnahmen jähr⸗ lich 600 000 ℳ koſtet —, ganz abgeſehen davon haben wir als Glied Groß⸗Berlins auch ein drin⸗ gendes Intereſſe daran, uns gegen eine ſolche Maß⸗ nahme zu erklären. Es iſt ja zu ſpät, da die Ent⸗ ſcheidung bereits gefallen iſt. Wir haben aber ein Intereſſe daran, uns dagegen zu erklären; wir ſoll⸗ ten aus Erwägungen allgemein⸗politiſcher Art dieſem Projekt widerſprechen, weil die Intereſſengegen⸗ ſätze zwiſchen Berlin und) den Nachbargemeinden dadurch nur verſchärft werden. Der Laſtenausgleich an ſich iſt ein guter Gedanke, er iſt auch kein neuer Gedanke. Aber entweder ſollte man den Laſtenaus⸗ gleich über ganz Preußen einführen oder man ſollte — im Rahmen des Zweckverbandes einführen. Allerdings wäre dann die Vorbedingung, daß der Zweckverband eine ganz andere Organiſation ſo⸗ wohl in bezug auf die Abgrenzung als in hezug auf die Zuſammenſetzung der Verband n⸗ lung und den Umfang des Aufgabenkreiſes erhielte. merden ſollen. Ich möchte dringend bitten daß der Auf Einzelheiten des Etats möchte i 2. . Stunde nicht weiter eingehen. an das 4—