Situng am 4. September 1918 Frageſteller Stadtv. Meyer: Meine Herren! Ich kann mich ſehr kurz faſſen deshalb, weil ich glaube, daß wir die Antwort des Magiſtrats vorausſehen dürfen, nämlich, daß die Abſicht beſteht, uns ſehr bald eine Vorlage zu unterbreiten, durch welche neue Teuerungszulagen allgemein gewährt werden. Ueber die Notwendigkeit einer ſolchen Vorlage werden in⸗ nerhalb beider Körperſchaften keinerlei Zweifel ſein. Der Magiſtrat hat ja auch bereits ſeine grundſätzliche Entſchließung hierzu dadurch zu erkennen gegeben, daß er in dankenswerter Weiſe — ich erkenne das gern an — zum richtigen Zeitpunkte den Beamten, Lehrern und auf Privatdienſtvertrag Angeſtellten Vorſchüſſe auf die kommende Teuerungszulage ge⸗ währt hat. Hierbei ſind jedoch nicht bedacht worden und konnten nicht bedacht werden die in ſtädtiſchen Dienſten ſtehenden Perſonen, deren Arbeitsvertrag nicht die Gewährleiſtung einer gewiſſen Dauer in ſich ſchließt, alſo die Kriegshilfskräfte und die Arbeiter. Wir dürfen es aber, wie geſagt, wohl als ſelbſtver⸗ ſtändlich betrachten, daß bei den zu erwartenden Teuerungszulagen auch dieſe Kreiſe berückſichtigt wer⸗ den, und eine diesbezügliche ausdrückliche Erklärung in öffentlicher Sitzung vom Magiſtrat zu erlangen, iſt der Zweck der Anfrage. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Ich kann zu meiner Freude die Vorausſetzungen, von denen der Herr Vorredner ausgegangen iſt, als voll⸗ auf richtig beſtätigen. Der Magiſtrat hätte vielleicht ſchon in dieſer Sitzung Ihnen die Vorlage gemacht, wenn es nicht notwendig wäre, aus Gründen, die die Stadtverordnetenverſammlung auch ſtets anerkannt hat, die Beſtimmungen des Staates abzuwarten. Wie ſehr wir geneigt ſind, dieſe Vorlage ſo ſchnell wie möglich zu machen, geht einmal aus dem bereits er⸗ wähnten Gehaltsvorſchuß hervor, den wir gewiſſer⸗ maßen anticipando auf die Vorlage hin bewilligt haben. Anderſeits kann ich den Herren mitteilen, daß ich noch eben mit dem Herrn Finanzminiſter im Herrenhauſe perſönlich geſprochen und feſtgeſtellt habe, daß wir ſchon morgen vorausſichtlich in der Lage ſein werden, die definitiven Beſtimmungen zu bekommen, ſo daß wir dann umgehend an die Ausarbeitung der Vorlage herangehen werden und Ihnen vorausſichtlich in der nächſten Sitzung bereits das Ergebnis werden vorlegen können. (Bravo!) Vorſteher Dr. Frentzel: Eine Beſprechung wird nicht beantragt. Dann iſt die Anfrage hiermit er⸗ ledigt. Wir kommen zu der zweiten Anſrage der Stadtv. Otto und Geen. betr. Wohnungs⸗ mangel in Groß⸗Berlin. 1 2 Frageſteller Dr Eyck: Meine Herren! Als wir uns zum letzten Male über die Wohnungsfrage hier 89 treten, um gemeinſame, die Bedürfniſſe des Geſamtgebietes berückſichtigende Maßnahmen zu treffen, damit einem Mangel an kleinen Wohnungen vorgebeugt wird und insbeſondere die zurückkehrenden Kriegsteilnehmer vor Wohnungsnot bewahrt werden. Dieſem Programm entſprechend, das ja nicht nur uns Charlottenburger betrifft, ſondern ſämtliche Groß⸗Berliner Gemeinden, ſind die Magiſtrate der Groß⸗Berliner Städte in den Ferien, im Juli und Auguſt d. Is., zu Verhandlungen über die Grün⸗ dung eines Wohnungsverbandes Groß⸗Berlin zu⸗ ſammengetreten. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß auch unſer Magiſtrat an dieſen Verhandlungen ſich be⸗ 0 teiligt hat, und wir haben mit Befriedigung gehört, daß ein Mitglied unſeres Magiſtrats, dem man mit Recht eine beſondere Sachkunde auf dem Gebiete der Wohnungsfrage nachſagt, die Verhandlungen durch den Entwurf einer Satzung weſentlich ge⸗ fördert hat. Lelder ſind aber poſitive, abſchließende Ergebniſſe bisher noch nicht erzielt worden. Wenn die Meldungen der Preſſe richtig ſind, ſo iſt zwar über den Eharakter des Verbandes und die zu er⸗ greifenden Maßregeln, über die zeitliche und finan⸗ zielle Begrenzung Einigung erreicht worden, und es ſoll auch Einigung erzielt worden ſein über den ört⸗ lichen Umfang, ein Punkt, zu dem ich mir allerdings erlauben möchte, ein kleines Fragezeichen zu machen; als ſtreitig wird hingegen bis zum heutigen Tage be⸗ zeichnet die Frage der äußeren Organiſation und namentlich die des Maßſtabes für die Verteilung der Laſten unter den einzelnen Gemeinden. Wenn nun ſämtliche Fraktionen der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung in dieſem Augenblick an den Magiſtrat die Frage richten: wie weit ſind die Ver⸗ handlungen zwiſchen den Groß⸗Berliner Gemeinde⸗ verwaltungen über Abhilſe und Vorbeugung gegen den Wohnungsmangel in Groß⸗Berlin gediehen? ⸗ ſo iſt natürlich der Zweck dieſer Anfrage, die Be⸗ ſtrebungen, die uns alle vereinen, wirkſam zu unter⸗ ſtützen. Wir wollen mit Ernſt und mit Nachdruck die Anſicht ausſprechen, daß bei einer ſo wichtigen Frage, wie es die der Wohnungsbeſchaffung für die Zeit nach dem Kriege iſt, eine Verſtändigung unter allen Umſtänden herbeigeführt werden muß, daß ein Weg gefunden werden muß, auch diejenigen Schwierigkeiten zu beſeitigen, die heute, wie es ſcheint, der Gründung eines Wohnungsverbandes Groß⸗Berlin noch entgegenſtehen. Denn daß die Wohnungsfrage für Groß⸗Berlin eine gemeinſchaftliche Angelegenheit iſt, das iſt eine Ueberzeugung, in der wir alle einig ſind, auch diejenigen unter uns, die dem zuweilen etwas lebhaften Drängen nach kommu⸗ nalpolitiſcher Vexeinheitlichung Groß⸗Berlins ſonſt mit einer gewiſſen Skepſis gegenüberſtehen. Die Frage der Wohnungsbeſchaffung iſt ohne Zweifel eine ſolche, die nur für Groß⸗Berlin gemein⸗ ſam geregelt werden kann. Es wäre durchaus un⸗ zweckmäßig, wenn die Städte hier nebeneinander oder gar gegeneinander ſtatt, wie es ſein ſollte, mit⸗ einander arbeiten. Um ſo notwendiger iſt eine Ver⸗ ſtändigung auf dieſem Gebiet, als uns ſonſt viel⸗ leicht ein von oben herab uns auferlegter Zwangs⸗ verband droht, und das iſt ein Danaergeſchenk, dem wir doch nach Möglichkeit zu entgehen ſuchen müſſen. Wenn ich⸗die Schwierigkeiten ins Auge faſſe, die nach dem bisherigen Verlauf der Dinge anſcheinend der Einigung noch im Wege ſtehen, ſo glaube ich