92 wir haben in dieſer Frage auch niemals die geringſten Schwierigkeiten gemacht. Die einzige Forderung, die der Vertreter des Magiſtrats in den Verhandlungen über die Gründung des Wohnungsverbandes Groß⸗ Berlin in meinem Auftrage erhoben hat, iſt eine For⸗ derung, die der Herr Vorredner implicite auch er⸗ hoben hat, die meiner Anſicht nach jeder Charlotten⸗ burger erheben muß, daß nämlich, wenn der Woh⸗ nungsverband Groß⸗Berlin zuſtande kommt, Span⸗ dau ſich nicht ausſchließen dürfe. (Sehr richtig!) Das iſt von unſerm Standpunkt aus eine ſelbſtver⸗ ſtändliche Forderung und, wie ich betone, die einzige, die wir überhaupt geſtellt haben. Der Herr Vor⸗ redner wird mir alſo zugeben müſſen, daß von uns aus jedenfalls keine unnötigen Schwierigkeiten ge⸗ macht worden ſind, die die Verhandlungen verlängert haben. Daß in dieſem großen Kreiſe der Groß⸗Berliner Gemeinden — das haben wir ſchon in ſehr vielen anderen Fällen erlebt allerlei Schwierigkeiten und Unſtimmigkeiten zu beſeitigen ſind, bis etwas Ganzes zuſtande kommt, das ſind wir gewohnt, das wiſſen wir. Eine gewiſſe Geduld gehört dazu, die mußten wir auch haben, — eine Geduld, die auch dadurch auf eine etwas längere Probe geſtellt worden iſt und augenblicklich noch geſtellt wird, daß eine Reihe der Beteiligten ſich des Urlaubs erfreut haben und erſt jetzt wieder allmählich in ihre Tätigkeit zurückgekehrt ſind. Ich kann aber nochmals betonen, daß von un⸗ ſerer Seite irgendwelche Schwierigkeiten dem Zu⸗ ſtandekommen des Wohnungsverbandes Groß⸗Berlin nicht entgegengeſetzt werden, es ſei denn die einzige, die ich eben mitgeteilt habe. Meine Herren, wir haben uns aber auch trotz des Beſchluſſes der Stadtverordnetenverſammlung, der uns ja ſchließlich von einer weitergehenden Verant⸗ wortung hätte entlaſten fönnen, nicht etwa auf die faule Haut gelegt, wir haben nicht geſagt: nun warten wir einmal ab, bis der Wohnungsverband Groß⸗ Berlin zuſtande kommt ſondern wir haben das getan, was ja auch der Herr Vorredner für richtig und zweclmäßig erachtet hat, was ſeinerzeit auch ſehr mit Recht von den Vertretern der ſozialdemokratiſchen Fraktion hier ausgeführt worden iſt, daß man ſich letzten Endes doch ſchließlich immer nur auf ſich ſelbſt verlaſſen kann: wir haben nach dieſer Richtung gerade im Laufe dieſes Sommers eine Reihe von Vorkehrun⸗ gen getroffen, die, ſowohl für den Fall des Zuſtande⸗ kommens des Wohnungsverbandes wie auch für den Fall des etwaigen Nichtzuſtandekommens, geeignet ſind, im Kreiſe unſeres Gemeindebezirks die Frage zu fördern. Wir haben zunächſt, und ſind damit bereits ſozuſagen zu Ende gekommen, durch unſere Hochbau⸗ verwaltung die Bearbeitung von Bauplänen von Kleinwohnungen in Angriff genommen, ſo daß wir jedenfalls in der Lage ſind, ſowie ſich die Möglichkeit der Bauſtoffe und der Geldbeſchaffung ergibt, auch unſerſeits praktiſch auf dieſem Gebiete vorzugehen. Wir haben weiter im Magiſtrat beſchloſſen, von der Ihnen ja bekannten Bearbeitung der Bebauungspläne Nordweſtend und Nord⸗Charlottenburg einen Teil, weg zu nehmen und ihn im Sinne einer Kleinhaus⸗ ſiedelung bearbeiten zu laſſen, der am Südweſtrande der Jungfernheide liegt, vor⸗ ſo daß alſo dieſe Frage] Sitzung am 4. September 1918 nicht im Zuſammenhange mit dem großen Bebau⸗ ungsplane, deſſen Bearbeitung ja noch längere Zeit in Anſpruch nehmen kann, behandelt zu werden braucht, ſondern vorweg zur Erledigung kommen fann. Wir haben weiter bezüglich der praktiſchen Ausführung von Bauten uns mit einer Reihe von Baugenoſſenſchaften in Verbindung geſetzt, die bereits in unſerm Weichbilde Bauten errichtet haben. Dieſe Verhandlungen ſind zum Teil in erfreulichem Fort⸗ gange. Sie haben natürlich letzten Endes alle — da⸗ mit ſtreife ich bereits den zweiten Punkt der Aus⸗ führungen des Herrn Vorredners — zur Voraus⸗ ſetzung eine Beihilfe aus Reichs⸗, Staats⸗ oder Ge⸗ meindemitteln. 5 Wir haben endlich — das möchte unterlaſſen, hier in der Oeffentlichkeit zu erwähnen — entſchieden Proteſt eingelegt gegen eine Maß⸗ nahme, die immer mehr auch auf den Wohnungs⸗ markt in Charlottenburg einen unheilvollen Einfluß auszuüben droht: das iſt die ſich noch immer ſtei⸗ gernde Beſchlagnahme von Wohnungen, von Hotels, von großen Wohnhäuſern im ganzen und von Ge⸗ ſchäftshäuſern für die Kriegsgeſellſchaften. ich auch nicht (Sehr richtig!) Meine Herren, wenn ich Ihnem ſage, daß nach ſehr beſcheidener Schätzung etwa 2200 Zimmer oder Räume ſchon jetzt durch Kriegsgeſellſchaften im Weich⸗ bilde von Charlottenburg beſetzt ſind, (Hört! hört!) ſo werden Sie mir immerhin zugeben, daß das einem gewiſſen Einfluß auf unſere Wohnungsverhältniſſe auzuüben imſtande iſt. (Sehr richtig!) Ich habe ſchon in einer Zuſammenkunft mit dem Herrn Reichskommiſſar für Wohnungsweſen ihm perſönlich dieſe Angelegenheit dringend ans Herz ge⸗ legt, nicht ohne daß wir auch an die direkt beteiligten Stellen einen entſprechenden Antrag gerichtet haben. Der Herr Wohnungskommiſſar hat mir ausdrücklich zugeſagt — das liegt ja auch durchaus in ſeinem eigenen Intereſſe , daß er unſere Beſtrebungen nach dieſer Richtung durchaus zu unterſtützen bereit ſei. Ich brauche mich über andere proviſoriſche Maß⸗ nahmen, die wir natürlich auch in Erwägung gezogen haben — die Frage des Barackenbaues, der Frei⸗ machung von Schulen, von Läden für eventuelle Fälle der Wohnungsnot — hier nicht auszulaſſen. Ich 1e⸗ das auch deshalb ſchon nicht aern eingehend, weil ich glaube, daß wir in dieſer Beziehung wohl auch mit der Stadtverordnetenverſammlung einig ſind, daß derlei Behelfsmittel doch nur dann eintreten ſollen, wenn es nicht möglich iſt, auf anderem, geſundem Wege der Wohnungsnot Einhalt zu tun. (Lebhafte Zuſtimmung.) Meine Herren, ich wende mich zu dem zweiten Teile der Ausführungen des Herrn Vorredners. Er hat vollkommen mit Recht betont, daß der Lebensnerv der ganzen Aktion der ſein muß, die Entſtehung von Wohnungen unter Verhältniſſen möglich zu machen,