91 auch hier darauf, daß angeſtrebt werden muß⸗ ſoviel wie möglich den Wohnungsbau auf gemeinnütziger Grundlage zu pflegen, damit nicht der Wohnungs⸗ bedarf wie bisher und die Wohnungsnot, wie ſie heute ſchon beſteht, als eine Quelle von Bereicherung, eine Quelle privater Gewinne dienen. Der Woh⸗ nungsbau, ſei es durch die Gemeinde ſelbſt, ſei es durch gemeinnützige Veranſtaltungen, die Hand in Hand mit der Gemeinde arbeiten, wird eine der wichtigſten Aufgaben des Wiederaufbaues unſerer Volkswirtſchaft und Volksgeſundheit ſein müſſen. Was den Proteſt gegen die Beſchlagnahnne von Wohnungen durch Kriegsgeſellſchaften betrifft, ſo wird auch darüber wenig Meinungsverſchiedenheit beſtehen. Ich möchte hier auf eine andere Sache hin⸗ weiſen, die damit zuſammmenhängt: das iſt die Be⸗ ſchlagnahme, ich möchte faſt ſagen, eines ganzen Stadtteiles durch die Verwaltung der Fliegerabtei⸗ lung in dem (Gebiete des Lietzenſees. Es handelt ſich hier um Einrichtungen, die doch, wie wir hoffen, vorübergehender Art ſind. Wenn irgendwo die An⸗ lage von Notbaulichkeiten, ſei es Baracken oder ſonſt für vorübergehende Zwecke gedachter Gebäude, am Platze iſt, dann iſt es hier der Fall. Jedenfalls iſt es nicht zu begrüßen, ſondern aufs ſchärfſte zurückzu⸗ weiſen, wenn man für derartig vorübergehende Zwecke — ſeien es auch die Zwecke eines Reichswohnungs⸗ kommiſſars oder anderer beſtehende Mietverhält⸗ niſſe löſt und eine Wohnungsnot ſchafft, die man dann in irgendwelcher Weiſe erſt beſeitigen will. Eine Hauptfrage, die meines Wiſſens hier noch keine Erörterung gefunden hat, iſt die der Material⸗ beſchaffung. Wie geſagt, wir können hier nur Fragen ſtellen, und ich hoffe, die weitere Erörterung wird uns auf dieſe Fragen einige Antwort geben. Das Verhälmis der Zahlungspflicht wird zweifellos der Feſtſtellung der geſamten Beitrags⸗ willigkeit etwas im Wege ſtehen. Aber ich glaube, man ollte das an die zweite Stelle ſetzen; man ſollte zunächſt einmal feſtſtellen, was geleiſtet werden ſoll. Der Reichstag iſt ja hier mit einem ziemlich an⸗ ſehnlichen Betrage vorangegangen. Das wird wahrſcheinlich ſehr viel größer ſein. Ich glaube nicht, daß es erwünſcht iſt, wenn man ſich jetzt ſchon auf beſtimmte und ziemlich gering bemeſſene Prozent⸗ ſätze feſtlegt. Die Verteilung müßte im Notſalle, wie wir das auch für viel größere Konflikte erſtreben, durch irgendein Kompromiß oder durch ſchiedsgerichtliche Entſcheidung erfolgen. Die Hauptſache iſt, daß etwas geſchieht. Bedürfnis Sitzung am 4. September 1918 Wenn die Gemeinde hier vorangegangen iſt und einmal einen Schulfall geſchaffen hat, ſo iſt das eben⸗ falls durchaus erfreulich. Charlottenburg iſt auf manchen Gebieten ſozialer Fürſorge vorangegangen, auf dem (ebiete der Wohnungsfrage (Zuruf bei den Liberalen) — das haben wir nie beſtritten, haben wir immer anerkannt, und ich bitte, meinen Nachſatz zu beach⸗ ten —: auf dem Gebiete der Wohnungsfrage iſt es leider durchaus im Rückſtand geblieben. Wenn es hier nun den Vorſprung, den andere Gemeinden im Weſten von Preußen und in Süddeutſchland vor ihm voraus hatten, einholen will, ſo können wir das nur freudig begrüßen. Wie geſagt, in grundſätzlicher Hinſicht, d. h. in Hinſicht auf den Grundſatz, daß man praktiſch arbeiten will, ſind wir wahrſcheinlich einig. Kommen wir auf die Einzelheiten, ſo wird die Einigkeit wahrſcheinlich nicht mehr vollſtändig ſein. Es fragt ſich nur: was iſt bereits unter⸗ nommen, und was iſt in allernächſter Zeit zu er⸗ warten? Ich möchte wünſchen, daß wir hier noch einige ſpeziellere Aufſchlüſſe erhalten. Stadtv. Dr. Landsberger: Ich glaube, ich kann im Namen meiner Freunde ſagen, daß wir den Aus⸗ führungen des Herrn Oberbürgermeiſters mit beſon⸗ derem Intereſſe gefolgt ſind und uns gefreut haben, daß der Magiſtrat ſich den Beſtrebungen auf Schaf⸗ fung des Wohnungsverbandes Groß⸗Berlin eifrig angeſchloſſen und darüber hinaus Anregungen gegeben und tatkräftig die Zache ſelbſt in die Hand genommen hat. Es iſt dankenswert, daß ſeinerſeits verſchiedene Vorſchläge gemacht und Vorbereitungen getroffen wurden, um dem Bedürfnis, das wir alle anerkennen, durch tat ſächliche Maßnahmen einigermaßen gerecht zu werden. Ich hoffe, daß der Magiſtrat auf dieſem Wege rüſtig fortſchreiten wird. Er wird ſich dabei zweifellos auf allen Seiten dieſer Verſammlung der vollen Mitarbeit und Mithilfe erfreuen können. Vorſteher Dr Frentzel: Das Wort iſt nicht weiter verlangt; dann ſchließe ich die Beſprechung. Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes ſind Einwendungen nicht erhoben worden. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß 7 Uhr 25 Minuten.)