Sitzung am 18. Meine Herren, das ſind im weſentlichen die Be⸗ denken, die meine Freunde gegen die Vorlage haben. Auf weitere Einzelheiten möchte ich nicht eingehen. Ich möchte am Schluß nur noch einmal betonen, daß meine Freunde Wert darauf legen, daß die Vorlage nicht verabſchiedet wird, ohne daß gleichzeitig eine Regelung der Teuerungszulagen für die Hilfskräfte erfolgt. Nur wenn wir in dieſem Sinne verfahren, werden wir ganze Arbeit machen können. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Ich hatte eigentlich nicht die Abſicht, heute zu ſprechen, da ja eine Ausſchußberatung gewünſcht wird. Die Aus⸗ führungen des Herrn Stadtv. Hirſch zwingen mich aber dazu, wenigſtens einige Worte dazu zu ſagen⸗ Herr Stadtv. Hirſch weiſt darauf hin, daß die Regelung, die in einer Nachbargemeinde angeſtrebt wird, einen ſozialeren Anſtrich haben als der Vorſchlag, den wir machen, weil dort für die unterſte Klaſſe die Teuerungszulage ſtatt wie bei uns mit 540 % mit 600 ℳ in Ausſicht genommen iſt. Er hat allerdings nicht erwähnt, daß dort für die beiden oberſten Klaſſen die Teuerungszulage gegenüber den ſtaat⸗ lichen Sätzen noch um 100 ℳ herabgeſetzt iſt. Er hat zwar darauf hingewieſen, daß die Spannung nur 300 ℳ betrage; ich möchte aber feſtſtellen, daß dieſe Aufbeſſerung der unterſten Klaſſe zu Laſten der ober⸗ ſten Klaſſen ſtattgefunden hat. Meine Herren, ich werde im Ausſchuß Gelegen⸗ heit haben, Ihnen nachzuweiſen, daß dieſe Regelung mit einer ſozialen Auffaſſung nicht das Mindeſte zu tun hat. Ich werde Ihnen den Nachweis erbringen, in welcher Weiſe gerade diejenigen Kategorien unſerer Beamtenſchaft, die die Hauptlaſt der Arbeit, die die Hauptverantwortung zu tragen haben, durch den Krieg ganz beſonders betroffen werden. Wenn Sie ſich vergegenwärtigen, daß wir ein erhebliches Inter⸗ eſſe an der Integrität unſeres Beamtentums haben, wenn ſie ſich vergegenwärtigen, welche außer⸗ ordentlich weitgehenden Vollmachten heute den Be⸗ amten in dieſen Stellungen gegeben ſind, dann werden Sie ſich wohl davon überzeugen, daß der Abſtand, den wir vorgeſchlagen haben, durchaus ſozial empfun⸗ den iſt, wenn man nicht unter Sozialpolitik lediglich die Fürſorge für die breiten Maſſen verſteht. Meine Herren, weiter hat Herr Stadtv. Hirſch darauf hingewieſen, daß wir in bezug auf die Kinder⸗ zulagen für die unterſte Klaſſe ganz erheblich ſchlechter als Berlin abſchneiden, und errechnet, daß die Ver⸗ heirateten mit 2 Kindern hier um 100 %' ſchlechter ſtünden als in Berlin. Ich kann nur annehmen, daß Herr Stadtv. Hirſch ſich in einem Irrtum befindet; denn die Schlechterſtellung beträgt nicht 100 %, ſon⸗ dern 38 ℳ. SStadtv. Hirſch: Plus 60 !) — Alſo Sie meinen in bezug auf die 600 % 2 Ja, meine Herren, das iſt auch nicht zutreffend: denn Sie müſſen von 200 ℳ Kinderzulage in Berlin ausgehen. Gegenüber dieſen 200 ℳ Kinderzulagen in Berlin gewähren wir 162 % Kinderzulage; infolgedeſſen hat ſo Berlin nicht 100 ℳ mehr, ſondern nur 38 l. v. ounch. und dann die 60 ℳ) 7 September 1918 9 Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Meine Herren, ich möchte bitten, die Zwiſchenrufe zu unter⸗ laſſen; ich glaube nicht, daß ſie zur Förderung der Verhandlungen beitragen. 2 Bürgermeiſter Dr. Maier (fortfahrend): Ueber dieſe Frage werden wir uns ja im Ausſchuß unter⸗ halten können. Meine Herren, was die Regelung der Bezüge der Hilfskräfte betrifft, ſo möchte ich hier auch nur feſtſtellen, daß das, was wir in der Vorlage der Stadtverordnetenverſammlung unterbreitet haben, durchaus der bisherigen Gepflogenheit entſpricht. Wir haben jedes Mal Veranlaſſung genommen, auf die Anfrage in der Stadtverordnetenverſammlung über die Verbeſſerung, die wir den Hilfskräften zukommen laſſen werden, Auskunft zu geben. Ich hatte die Ab⸗ ſicht, auch heute wiederum den Beſchluß des Ma⸗ giſtrats hier im Plenum bekannt zu geben. Ich be⸗ halte mir vor, auf die Angelegenheit aleichfalls im Ausſchuß einzugehen, und will nur feſtſtellen, daß auch diesmal pari passn mit dem Beſchluß über die Teuerungszulagen für unſere Beamten, Privatdienſt⸗ verpflichteten und Stadtarbeiter eine nicht un⸗ erhebliche Verbeſſerung der Kriegsbeſoldung und Kriegslöhne unſerer Kriegshilfskräfte beſchloſſen worden iſt. Schließlich, meine Herren, möchte ich Herrn Stadtw. Hirſch beruhigen und ihm mitteilen, daß die Frage, ob wir Kräften, die bereits längere Zeit bei uns tätig ſind, eine längere Kündigungsfriſt gönnen und einräumen wollen, durchaus diskutabel iſt und darüber eine Verſtändigung zwiſchen Stadtverord⸗ netenverſammlung und Magiſtrat wohl herbeizu⸗ führen ſein wird. 5 Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Meine Freunde wünſchen auch, daß dieſe Vorlage möglichſt ſchnell verabſchiedet wird, damit die Beamten in den Genuß der Zulage kommen, und werden im Aus⸗ ſchuß den einzelnen Vorſchlägen, die auf Verbeſſe⸗ rung der Vorlage gemacht werden, gern nähertreten. Aber meine Freunde haben gewiſſe Bedenken gegen das ganze Syſtem, das hier in dieſer Vorlage ent⸗ . .. dem Vorgehen von Reich und Staat ge⸗ übt wird. Meine Herren, das Syſtem, die unzureichenden allgemeinen Teuerungszulagen hin und wieder durch einmalige Teuerungszulagen auszugleichen, fordert doch ſehr große Kritik heraus. (Sehr richtig!) Der Beamtenſtand, dem wir ſehr viel bei dem Durchhalten in dieſem Kriege verdanken, befindet ſich jetzt in einer weſentlich ungünſtigeren Lage gegenüber anderen Ständen, als das noch vor einem Jahre der Fall war. Es iſt für jeden, der mitten im Leben ſteht, zweifellos, daß viele Kreiſe, die vor einem Jahre noch ſehr über ihre Lage zu klagen hatten, jetzt ganz erheblich günſtiger daſtehen. Dieſe Sachlage kann meines Erachtens nicht oft genug und ſollte in weiteſten Kreiſen immer wieder, auch dem Auslande gegenüber, betont werden. Es iſt glück⸗ licherweiſe ſo, daß die Verhältniſſe ſich ganz weſent⸗ lich geändert haben; wir brauchen nur an die Jahre 1915 und 1916 zu denken. Im Jahre 1917 fing