Sitzung am 30. Punkt 4: Vorlage betr. Erweiterung des Wohnungsnachweiſes. 9 Druckſache 143. Stadtv. Dr Eyck: Meine Herren! meiner Freunde bitte ich Sie, die Vorlage einem Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu überweiſen. Nicht als ob wir gegen die Vorlage ſo, wie ſie ſich in unſeren Druckſachen findet, irgendein Bedenken geltend zu machen hätten; aber dieſe Vorlage gibt die Anregung zur Erörterung einer Reihe von Fragen der Wohnungspolitik, insbeſondere im Zu⸗ ſammenhang mit der Bekanntmachung zum Schutz der Mieter vom 23. September d. I., und wir hal⸗ ten es für wünſchenswert, dieſe Fragen im Aus⸗ ſchuß mit Vertretern des Magiſtrats zu beraten. Eeine derartige Beratung dürfte vielleicht um ſo an⸗ gebrachter ſein, als in der Oeffentlichkeit zuweilen über die Wohnungspolitik der Stadt Charlottenburg Nachrichten verbreitet werden, die mit den Tatſachen in einem auffallenden Widerſpruch ſtehen. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Wir werden natürlich gern bereit ſein, im Aus⸗ ſchuß die erforderlichen Aufklärungen zu geben. Ge⸗ rade die letzten Worte des verehrten Herrn Vor⸗ redners geben mir aber Anlaß, hier eine Angelegen⸗ heit zur Sprache zu bringen, die in den letzten Tagen die Preſſe lebhaft beſchäftigt hat, und zwar, wie ich feſtſtellen darf, in einem nicht ganz glück⸗ lich informierten Sinne. Der „Vorwärts“ hat in ſeiner Ausgabe vom Donnerstag den 24. Oktober einen Artikel, über⸗ ſchrieben „Die Wohnungsnot in Charlottenburg“, gebracht, der auf einem Eingeſandt, wie es heißt, aus Angeſtelltenkreiſen, baſtert. Dieſes Eingeſandt hebt die objektive Tatſache des Wohnungsmangels hervor. Das iſt richtig und von uns ſtets anerkannt worden. Es ſtellt aber im Anſchluß daran feſt, daß Charlottenburg nicht gewillt ſei, Kleinwohnungen zu bauen, daß auch aus dieſem Grunde der Ma⸗ giſtrat verfügt habe, daß Nord⸗Weſtend und Nord⸗ Charlottenburg im Landhausſtil bebaut werden müßten, und ſchließt daraus, daß der Magiſtrat die arbeitende Bevölkerung andes iſt bereits Namens] nommenen möblierten 111 Oktober 1918 ſo viel bekannt geworden, daß ſich Charlotten⸗ bume beharrlich weigert, Kleinwohnungen In auen. 0 Meine Herren, auch dieſe Feſtſtellung entbehrt durchaus der Grundlage. Ich habe mir bereits vor kurzem, als in der adtverordnetenverſammlung ähnliche Fragen zur Beratung ſtanden, auszuführen erlaubt, welche Schritte der Magiſtrat beabſichtigt, um der Kleinwohnungsnot zu ſteuern. Dieſe Mit⸗ teilungen haben, wie ich feſtſtellen darf, den ein⸗ mütigen Beifall der Verſammlung gefunden, und Sie haben aus ihnen jedenfalls erſehen, daß den Magiſtrat alles andere eher bewegt, als etwa Klein⸗ wohnungen von Charlottenburg fernzuhalten. Ich möchte aber im Vertrauen auf die bekannte Loya⸗ lität des „Vorwärts“ hier ausdrücklich feſtſtellen, daß in gar keinem Stadium auch der Beratungen über den Wohnungsverband davon die Rede geweſen iſt, daß etwa Charlottenburg ſich geweigert hätte, Kleinwohnungen zu bauen: im Gegenteil, Char⸗ lottenburg hat von vornherein — wie Sie wiſſen, iſt überhaupt der f Anregung — — — Wohnungsverband auf von Charlottenburg im Entſtehen begriffen — mit Berlin zuſammen die Notwendigkeit der umfaſſen⸗ den Schaffung von Kleinwohnungen betont, und wenn der Wohnungsverband noch nicht zuſtande ge⸗ kommen iſt — eine offizielle Notiz übrigens, die offenbar den Staatskommiſſar für Wohnungsweſen zum mindeſten zum indirekten Verfaſſer hat, ſagt das auch wieder der Preſſe —, ſo ſind andere Ge⸗ meinden, aber nicht Charlottenburg und nicht Berlin, an dem Nichtzuſtandekommen ſchuld. Meine Herren, in einem weiteren Artikel des „Vorwärts“ vom Dienstag den 29. Oktober, der ſich mit einer Mitteilung Charlottenburgs wegen des Wohnungsmangels befaßt, iſt weiter ausgeführt, daß die Stadt Charlottenburg bisher ſehr gut ver⸗ ſtanden hätte, in ſozialer Beziehung nicht an letzter Stelle zu marſchieren. Dieſe Ausführungen akzep⸗ tieren wir, glaube ich, alle gern. Ich hoffe, daß ſich der „Vorwärts“ davon überzeugen wird, wenn er beſſer informiert iſt, als er es bisher war, daß wir dieſen Standpunkt auch in der Wohnungsfrage voll und ganz vertreten, und ich nehme an, daß ihm die Ereigniſſe der nächſten Zeit, wenigſtens ſoweit es an uns liegt, beweiſen werden, daß wir auf dieſem Wege vorwärts marſchieren. (Bravo!) Stadtv. Brix: Meine Herren! Meine Freunde und ich ſtimmen der Verweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß zu, ſtimmen aber auch der der Vorlage des Magiſtrats gern zu. Namentlich halten wir es für nützlich, daß auch Teile von Wohnungen, die durch Wiedervermietung nutzbar gemacht werden ſollen, wie möblierte Zimmer und möblierte Woh⸗ nungen, mit in den neuen Wohnungsnachweis auf⸗ genommen werden ſollen. Als derzeitiger Rektor der Techniſchen Hochſchule in Charlottenbura darf ich mir erlauben, darauf hinzuweiſen, daß es auch eine beſondere Aufgabe der Stadt Charlottenburg ſein wird, den zahlreichen heimkehrenden Studenten eine Unterkunft zu bieten, und deshalb möchte ich anregen, daß die in den Wohnungsnachweis aufge⸗ n Zimmer dahin gekenn⸗ zeichnet werden, ob ſie ſich als Studentenwoh⸗ fnungen bezüglich ihrer Ausſtattung, z. B. Schreib⸗ en über die Er⸗ tiſch, Bücherſchrank, auch hinſichtlich der Belichtung⸗ ch en ber met, Ganſter, annen, ch glnbe nucn