112 daß wir ungefähr einer Schätzung anzunehmen, als bisher für die 2000 Studentenzimmer mehr zurückkehrenden Studenten bereit halten müſſen. Es kommen doch nicht weniger als 8§ neue Semeſter auf einmal im erſten Semeſter zuſammen. Gern hoffe ich, daß auch beſſer ſituierte Familien ſich entſchließen werden, an unſere Studenten möb⸗ lierte Zimmer abzugeben. Es iſt geplant, in der Hochſchule ein akademiſches Wohnungsamt zu er⸗ richten, das Hand in Hand mit dem ſtädtiſchen Wohnungsamt arbeiten ſoll. Auch möchte ich empfehlen, daß die Vermieter in ihrem Beſtreben, ihre Wohnungen und nament⸗ lich die zu permietenden möblierten Zimmer etwas beſſer auszuſtatten, in der billigen Beſchaffung von Möbeln dadurch unterſtützt werden, daß ſie bei der Geſellſchaft für billige Beſchaffung von Hausrat eine beſondere Befürwortung erfahren. Durch dieſe Unterſtützung würden namentlich auch Witwen von Kriegsteilnehmern, Beamtenwitwen und kleinere Familien in den Stand geſetzt werden, möblierte Zimmer abzugeben und ſo auch ihrerſeits zur Be⸗ hebung der Wohnungsnot beizutragen. Zum Schluſſe, meine Herren, möchte ich mir erlauben, auf eine Rede, die ich gelegentlich des An⸗ tritts meines Rektorats gehalten habe, aufmerkſam zu machen ich habe ſie auf den Tiſch des Hauſes niedergelegt —, worin ich über die künftige Woh⸗ nungsnot der Stadierenden und ihre Abhilfe ge⸗ ſprochen und namentlich auch die Anlage von Studentenheimen und Studentenſiedlungen im nötigen Falle empfohlen habe. Auch dafür erbitte ich Ihr Wohlwollen, falls die Frage an Sie heran⸗ treten ſollte. (Bravo!) Verſammlung beſchließt entſprechend dem Antrage des Stadtv. Dr. Eyck die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bergmann, Bollmann, Dr. Borchardt, Brir, Brode, Dr Crüger, Dr Eyck, Hirſch, Jaſtrow, Jolenberg, Katzenſtein, Panſchow, Rieſenberg, Dr. Rothholz und Dr Stadthagen.) Vorſteher⸗Stellv. Hirſch: Meine Herren! Mit Rückſicht auf die Dringlichkeit der Angelegen⸗ heit wird der Ausſchuß bereits morgen Abend um 7 Uhr zuſammentreten. Das Protokoll der heutigen Sitzung ziehen die Stadtv. Dr. Perl, Rieſenberg Scharnberg. Meine Herren, wir kommen nunmehr zu dem dringlichen ntrag der Stadtv. Hirſch, Otto und Gen. betr. ſtädtiſche Maßnahmen für die uebergangszeit. (Wortlaut des Antrags: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen: Stadtverordnetenverſammlung Deputation di Maßnahmen (Die voll⸗ und Der Magiſtrat wird erſucht, mit der in gemiſchter zu beraten, die ſtädtiſcherſeits für die Uebergangszeit vom Kriege zum Frieden, insbeſondere auf dem Gebiete der Erwerbsloſenfürſorge, der Arbeitsvermittlung, der Fürſorge für Mittelſtand und der Wahnungsfürſorge griffen werden können. Charlottenburg, den 28. die Ottober 1918.) Sitzung am 30. Oktober 1918 Antragſteller Stadtv. Or. Borchardt: Meine Herren! Dadurch, daß ſämtliche Fraktionen den Antrag mit zu dem ihrigen gemacht haben, haben Sie ja bereits anerkannt, daß es ſich um eine außer⸗ ordentlich dringliche Maßnahme handelt. Die Uebergangszeit vom Kriege zum Frieden wird ſich ja leider in etwas anderer Weiſe vollziehen, als wir es alle wohl gehofft haben, und die Maßnahmen, die für dieſe Uebergangszeit werden getroffen werden müſſen, drängen jetzt außerordentlich ſtark, denn wir ſind wohl alle überzeugt, daß wir nicht mehr ſehr fern von dieſer Uebergangszeit ſind. Wir wiſſen auch, daß eine ſtarke Erwerbsloſigkeit, wenn ſie nicht ganz ſicher iſt, ſo doch zum mindeſten außer⸗ ordentlich droht, da ja maſſenhaft Leute aus dem Felde zurückkehren und der Uebergang von der Kriegswirtſchaft in die Friedenswirtſchaft keines⸗ wegs leicht zu vollziehen ſein wird. Es iſt alſo außerordentlich notwendig, Maßnahmen vorzu⸗ beraten, und zwar ſowohl auf dem Gebiete der Erwerbsloſenfürſorge als der Arbeitsvermittlung, der Fürſorge für den Mittelſtand, der durch den Krieg zum großen Teil in eine ſehr ſchwere Not⸗ lage gekommen iſt, und ebenſo Maßnahmen der Wohnungsfürſorge, ein Gebiet, über das ja eben erſt einige Worte geſprochen worden ſind. Auf allen dieſen Gebieten wird es notwendig ſein, ſo ſchnell wie möglich zu handeln. Daulit aber ſſchnell ge⸗ handelt werden kann, wird es ſich empfehlen, die zu treffenden Maßnahmen bereits zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung zu vereinbaren, alſo in einer gemiſchten Deputation vorzubereiten und vorzuberaten. Deswegen, wird hier beantragt, daß der Magiſtrat mit der Stadtverord⸗ netenverſammlung in gemiſchter Deputation hier⸗ über beraten ſoll. Ich kann wohl annehmen, daß Sie alle dieſem Antrag zuſtimmen werden; ich darf aber auch der Hoffnung Ausdruck geben, daß der Magiſtrat ebenfalls dem Antrag zuſtimmen wird, ſo daß die gemiſchte Deputation dann möglichſt ſchnell ins Leben treten wird. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Die Ausführungen, die Herr Dr Borchardt eben gemacht hat, ſind ſo richtig, daß ſie, glaube ich, jeden, der ſich mit Kommunalpolitik im Augenblick beſchäftigt, bewegen müſſen. Das zeigt ſich auch darin, daß ich ganz unabhängig von dieſer Inter⸗ pellation, die mir Ende voriger Woche noch garnicht bekannt ſein konnte, bereits auf die Tagesordnung der morgigen Magiſtratsſitzung einen Punkt geſetzt habe, der heißt: Demobiliſation und Uebergangs⸗ fragen. Ich hatte bei dieſer Gelegenheit genau das⸗ ſhange zu ſtehen, den Jgangs in er= ſelbe vor, was Ihnen jetzt in Form dieſer Inter⸗ pellation hier vorgelegt wird, nämlich dem Magiſtrat vorzuſchlagen, eine beſondere Deputation für dieſe Fragen einzuſetzen, trotz⸗ dem mir bewußt war, daß einzelne Teile dieſer Fragen ſchon von jetzt beſtehenden Deputationen bearbeiter werden. Aber das Ganze ſcheint mir doch in einem ſo wichtigen und notwendigen Zuſammen⸗ daß auch ich glaubte, mit der Be⸗ gründung des Kerrn Worredners, es wäre zwec mäßig, die geſamten Fragen der uns raſcher, als wir gedacht haben, auf den Hals kommenden Demobili⸗ ſation und des augenblicklichen nächſten Ueber⸗ an einer beſonderen Deputation zu ver⸗ einigen. 2 Ich habe alſo vor — ich kann natirlich un vorbhaltlich der Juſtimmung des Magiſtrats