120 Sitzung am 4. den entweder im vorbereitenden Stadium der zu ver⸗ gebenden Arbeiten oder bei ihrer Fertiaſtellung, um die Deputationen zu hören. Der Schlußſatz der Vor⸗ lage läßt aber Zweifel darüber offen, ob die Depu⸗ tafionen gehört werden ſollen, und deshalb ſind meine Freunde der Anſicht, daß wir einen entſprechen⸗ den Antrag einbringen müſſen. Ich will mir ge⸗ ſtatten, dieſen Antrag zu verleſen; er lautet: Stadwerordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen, der Vorlage unter der Maßgabe zu⸗ zuſtimmen, daß auch bei beſonderer Dringlich⸗ keit der Arbeiten deren Inangriffnahme an die Zuſtimmung der zuſtändigen Deputationen ge⸗ knüpft iſt. Ich bitte um Annahme dieſes Antrags. Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Ueber die Notwendigkeit der Inangriffnahme von. Notſtands⸗ arbeiten beſteht wohl in dieſem Saale kein Zweifel. Dagegen muß ich an der Vorlage ſelbſt einige Kritik üben. Der Magiſtrat wird es nicht übelnehmen, auch wenn es ſich um 10 Millionen handelt, daß ſeitens der Stadtverordneten eine gewiſſe, ich will nicht ſagen, Neugierde, aber Wißbegierde beſteht, zu wiſſen, in welcher Weiſe dieſe 10 Millionen nun verwendet werden ſollen. Wenn man von einer derartigen Summe ſpricht, ſo muß man ſich doch ungefähr ein Bild darüber gemacht haben, welche Notſtandsarbeiten in Angriff genommen werden ſollen, und es iſt doch eine peinliche Sache für uns, menn wir aus den Zei⸗ tungen immer nachträglich erfahren, der Magiſtrat beabſichtige, das und das und das vorzunehmen. Ich hätte vom Magiſtrat gern erfahren, welche wichtigen und größere Beträge erforderlichen Aufgaben er zur⸗ zeit vorzunehmen vorgeſchlagen hat. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Heren! Die Vorlage iſt natürlich das Produkt der augen⸗ blicklichen Notlage. Wir hätten Ihnen dieſe Vorlage nicht unterbreitet, wenn wir nicht mit Sicherheit da⸗ mit rechnen müßten, daß ſich binnen allerkürzeſter Zeit, zum Teil heute ſchon, eine ſtarke Arbeitsloſigkeit auf dem Groß⸗Berliner Markt bemerkbar macht, und wenn nicht alle Gemeinden, wie der erſte Herr Vorredner mit Recht hervorgehoben hat, ihr möglichſtes tun müß⸗ ten, um dieſer Arbeitsloſigkeit zu ſtenern. Fir ſind uns voll und ganz bewußt, daß die Ausgaben, vom rein finanziellen Standpunkt au⸗ ge zweckmäßig ſind, obgleich man auch da wird ſagen müſſen, daß die Erwerbsloſen⸗Fürſorge, die eintreten würde, wenn wir die Arbeiten nicht zur Verfügung ſtellten, nach dieſer Richtung eine gewiſſe Einſchrän⸗ kung zuläßt. Von dieſen Geſichtspunkten aus müſſen wir bitten, die Vorlage zu betrachten. Sie iſt keine ordnungsmäßige Vorlage, wie wir ſonſt gewohnt ſind, ſie Ihnen zu machen. Infolgedeſſen haben wir auch die einzelnen Arbeiten hierin nicht aufgeführt, ſon⸗ dern lediglich auf die Projekte verwieſen, die bereits in den Anleihen, was die Mittel betrifft. vorgeſehen ſind. Es handelt ſich alſo nicht um neue Luftſchlöſſer, die wir bauen wollen, ſondern um bereits genehmigte Ver⸗ Dinge, für die die Beträge in den Anleihen zur fügung ſtehen. im einzelnen mitzuteileu, würde ich gern erfüllen; ich habe aber die Liſte nicht da, ſo daß ich im blick dazu nicht in der Lage bin. 2 betrifft, ſo habe ich nichts d angenommen wird: aber, meine Herren, Sie müſſe für Groß⸗Berlin einſach zwingen kann, ehen, ſehr un⸗ Den Wunſch, den Herren die Arbeiten as den Wunſch des Herrn Stadtw. Bergmann Zußerordentlich viel weibliches Dezember 1918 ſich darüber klar ſein, daß die Annahme des Antrages an der Situation gar nichts ändert. Wir wollen ja gerade ordnungsmäßig die Genehmigung durch die Stadtverordnetenverſammlung, ſoweit es möglich iſt, und durch die zuſtändigen Deputationen, ſoweit die Zeit drängt, einholen: das haben wir ja ausdrücklich in der Vorlage ſelbſt geſagt. Der vorletzte Satz ſagt das mit wünſchenswerteſter Deutlichkeit. Aber es fönnen Verhältniſſe eintreren, wo das einfach nicht möglich iſt. Meine Herren, ich darf weiter darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß die eingeſetzten Demobilmachungs⸗ ausſchüſſe Befugniſſe übertragen bekommen haben, die über Magiſtrat und Stadtverordnete hinausgehen, ſo daß uns tatſächlich der Demobilmachungskommiſſar f Arbeiten zur Verfügung zu ſtellen, und daß auch ich ſelbſt als De⸗ mobilmachungskommiſſar von Charlottenburg in der Lage bin, ohne die ſtädtiſchen Körperſchaften zu fragen, unter Umſtänden Arbeiten zur Verfügung ſtellen zu müſſen. Alſo ich meine, an der Rechtslage ändern wir durch die Annahme des Antrags Bergmann nichts. Aber gerade deshalb habe ich Bedenken ſeitens des Maaiſtrats gegen die Annahme des Antrags nicht zu erheben; doch muß ich pflichtgemäß darauf auf⸗ merkſam machen, daß er an der tatſächlichen Situation nichts ändert. Stadtv. Gebert: Ich habe den Magiſtrat in keiner Weiſe in Schutz zu nehmen; aber ich glaube, hier müſſen wir uns doch ohne weiteres nach den Aus⸗ führungen des Herrn Oberbürgermeiſters richten. Die Verhandlungen im Demobilmachungsausſchuß haben ja auch mit Deutlichkeit darauf hingewieſen, daß ſchnell gearbeitet werden ſoll und muß. Um die Be⸗ denken des Herrn Kollegen Bergmann zu „erſtreuen, möchte ich darauf hinweiſen, daß Anforderungen an uns geſtellt werden können, die nicht die Möglichkeit zulaſſen, erſt die in Frage kommenden Deputationen zuſammenzurufen, weil unter den gegebenen Verhält⸗ niſſen die Inangriffnahme der Arbeiten außerordent⸗ lich Frängt. —— Die Arbeitsloſigkeit und die Ausführungen, die von dem Herrn Oberbürgermeiſter nach der Richtung gemacht ſind, daß ſich in Berlin bereits eine ſtarke Arbeitsloſigkeit bemerkbar mache, ſollten uns auch in der Stadtverwaltung zu anderen Maßnahmen veran⸗ laſſen, und dabei habe ich die Hilfskräfte, die beim Magiſtrat beſchäftigt ſind, im Auge. Es laufen jetzt bei mir Klagen darüber ein, daß ſchon jetzt tagtäglich Hilfskräfte aus Kreiſen der davon Gründen entlaſſen werden, die in den Betroffenen nicht als ſtichhaltig Die Hilfskräfte haben bereits in einer Sitzung dazu Stellung genommen, und wir ſollten alles tun, um dieſe Leute nicht ohne Perſonal dagegen, wenn der Antrag kommt, daß wir mit dieſem daß die Straße ine Herren, das wollen und dürfen Kein