122 Sitzung am 4. zögerung braucht durch die Anhörung der Deputa⸗ tionen, die ja auf telegraphiſchem Wege im Notfall in wenigen Stunden zuſammengerufen werden können, nicht einzutreten. Etwas anderes wäre es, die In⸗ angriffnahme von Arbeiten an die vorherige Zu⸗ ſtimmung der Stadtverordnetenverſammlung zu bin⸗ den; das liegt uns aber gerade im Hinblick auf die Eilbedürftigkeit derartiger Entſchließungen voll⸗ kommen fern. Ich wiederhole, daß wir nicht daran denken, irgendein Hemnis in den Weg legen zu wollen — das wäre von jedem Standpunkt aus verwerflich —, ſon⸗ dern, daß es uns daran gelegen iſt, in Geſchloſſenheit dafür zu ſorgen, daß die beiden Zwecke, die Vermin⸗ derung der Arbeitsloſigkeit und die Verwendung des Geldes im Intereſſe der Bevölkerung, möglichſt voll⸗ kommen erreicht werden. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Den letzten Wor⸗ ten kann ich mich durchaus anſchließen. Wenn ich das Wort nochmals ergreife, ſo tue ich das nur, um bezüg⸗ lich der Entlaſſung der Hilfskräfte doch noch eins feſt⸗ zuſtellen. Meine Herren, ſoweit wie der Herr Vor⸗ redner werden wir nicht gehen können, wenigſtens dann nicht, wenn wir die Notlage dem ſubjekti⸗ ven Empfinden der Betreffenden unterſtellen. Es muß ſelbſtverſtändlich eine objektive Prüfung der Notlage unter den gegenwärtigen Ver⸗ hältniſſen ſtattfinden, — (Zuſtimmung) denn eine ſubjektive Notlage wird jemand, der nicht allzu ſehr mit Glücksgütern geſegnet iſt, im Augen⸗ blick ſozuſagen in jedem Falle konſtruieren können. Ich bitte alſo, feſtſtellen zu dürfen, daß wir nicht jedem ſubjektiven Empfinden, das vielleicht bei einer Entlaſſung hervorgerufen werden könnte, Rechnung tragen können. 2 Stadtv. Gebert: Meine Herren! Die zuſtimmen⸗ den Aeußerungen des Herrn Oberbürgermeiſters be⸗ friedigen mich. Nur einen Wunſch hätte ich noch aus⸗ zuſprechen, daß nämlich die einzelnen Deputationen bzw. Dezernenten ausdrücklich darauf hingewieſen werden, daß ſie nicht Entlaſſungen, ſagen wir mal: in unüberlegter Weiſe, in Vorſchlag bringen. Ich freue mich, daß in dieſer Beziehung bereits eine Rundverfügung ergangen iſt. Ich möchte aber noch darauf hinweiſen, daß ſich einzelne Sekretäre jetzt den Hilfsbedienſteten gegenüber recht eigenartig benehmen, indem ſic bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck brin⸗ gen, daß die Betreffenden, wenn ſie ſich nicht ſo be⸗ wegen, wie es der Sekretär verlangt, dann entlaſſen werden. Wenn man das Geſpenſt der Entlaſſung den Leuten immer ſo vor Augen führt, dann tritt keine Beruhigung ein, ſondern eine außerordentliche Erbitterung, und das Vertrauen zum Magiſtrat wird dadurch zweifellos untergraben. Man muß die Situa⸗ tion doch ſo betrachten, wie ſie heute tatſächlich iſt, und die Herren müſſen ſich nach meinem Dafürhalten auch danach richten. Ich hoffe, daß der Maaiſtrat den einzelnen Stellen die notwendigen Anweiſungen nach dieſer Richtung geben wird. , Dann hätte ich noch einen Wunſch auszu⸗ ſprechen, nämlich dahin, doch vor Weihnachten Ent⸗ laſſungen nicht vorzunehmen. gepre Friede auf Erden und den Menſchen ein Wohlgefallen, und ich glaube, dieſer Grundfatz iſt ſetzt ſo angebracht win en. Dezember 918 wie nur irgend in einer Zeit. Es würde daher bitter empfunden werden müſſen, wenn jetzt vor dem Weih⸗ nachtsfeſt Entlaſſungen ſtattfinden. Daher muß nach Möglichkeit dafür geſorgt werden, daß die Hilfs⸗ bedienſteten zum Weihnachtsfeſt nicht auf dem Straßenpflaſter liegen. Oberbütgermeiſter Dr. Scholz: Meine Herren! Die Erfüllung des letzten Wunſches kann ich ſchon aus rein menſchlichen Rückſichten zuſagen, wie wir überhaupt für uns in Anſpruch nehmen dürfen, daß wir keine Unmenſchen ſind. In erſterer Beziehung habe ich bereits mitgeteilt, daß ſchon eine allgemeine Verfügung vorliegt, in der die Grundſätze für die Entlafſung innerhalb der geſamten Verwaltung ein⸗ heitlich zuſammengeſtellt ſind. Damit iſt wohl dem Wunſche des Herrn Vorredners Rechnung getragen. Stadtv. Meyer: Ich will nur feſtſtellen, daß ich mit der Auslegung, die der Herr Oberbürgermeiſter meinen Worten gegeben hat, vollſtändig einverſtan⸗ den bin. (Die Verſammlung beſchließt unter Annahme des Antrags Bergmann nach dem Antrage des Magi⸗ ſtrats einſtimmig, wie folgt: Zur Inangriffnahme von Arbeiten zur Be⸗ kämpfung der Arbeitsloſigkeit werden im Rah⸗ men der anleihemäßig bewilligten Mittel und im Rahmen der von den zuſtändigen Deputa⸗ tionen zu genehmigenden Projekte zehn Millionen Mark bewilligt.) 7 1 Vorſteher Dr Frentzel: Ich möchte noch mit⸗ teilen, daß das Protokoll der heutigen Sitzung die Herren Klick, Peeſch und Dr Rothholz vollziehen. Wir gehen jetzt zurück zu Punkt 9: Wahl eines beſoldeten Magiſtratsmitgliedes (Stadt⸗ baurats) auf die Amtsdauer von 12 Jahren. Druck⸗ ſache 160. Ich ernenne zu Wahlaufſehern die beiden Bei⸗ ſitzer, die Heren Dunck und Dr Genzmer. Die Wahl findet auf Grund des § 32 der Städte⸗ ordnung ſtatt, welcher lautet: Für jedes zu wählende Mitglied des Magiſtrars wird beſonders abgeſtimmt. Die Wahl erfolgt durch Stimmzettel. Wird die abſolute Stimmenmehrheit bei der erſten Abſtimmung nicht erreicht, ſo werden diejenigen vier Per⸗ ſonen, auf welche die meiſten Stimmen gefallen ſind, auf eine engere Wahl gebracht. Wird auch hierdurch die abſolute Stimmenmehrheit nicht erreicht, ſo findet unter denjenigen zwei Per⸗ ſonen, welche bei der zweiten Abſtimmung die meiſten Stimmen erhalten haben, eine engere Wahl ſtatt. Bei Stimmengleichheit entſcheidet das Los. Ich möchte bitten, die ausgelegten Stimmzettel beſchreiben und ſie den übergeben. (Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird er⸗ mittelt.) , Meine Herren, das Ergebnis der Wahl iſt fol⸗ gendes. Es ſind im ganzen 59 Stimmzettel abgegeb worden. Davon trugen 55 den Namen Seeli 4 waren unbeſchrieben. Herr Stadtbaurat Seeling iſt wiedernm zum beſoldeten Stadtbaurat zu einſammelnden Boten zu