Das ſtelle ich zur Ehre der Gewertſchaften feſt. (Bravol) Stadtv. Katzenſtein: Meine Herren! Die Er⸗ ſcheinung, mit der wir zu tun haben, iſt allerdings keine örtliche, ſondern eine allgemeine. Um auch die andere Seite dabei zu Worte kommen zu laſſen, möchte ich darauf hinweiſen, daß wir mit hohen Löhnen und mit ſteigenden Lohnforderungen jeden⸗ falls ſo lange werden rechnen müſſen, wie wir mit — ungeheuerlichen Lebensmittelpreiſen zu rechnen ben. (Rufe: Umgekehrt!) — Das eine hängt am andern. Ich habe aus den Kreiſen ſehr radikaler Arbeitervertreter vor einiger Zeit die Meinung gehört, habe e auch anderwärts von Arbeitervertretern gehört: man joll nur mit den Lebensmittelpreiſen abbauen, dann ſind wir mit dem Abbau der Löhne ebenfalls einverſtanden. Gewiß, Urſache und Wirkung ſtehen hier in Wechſelwirkung. Wir wiſſen wohl, daß ein weſentlicher Teil der Le⸗ bensmittelpreisſteigerung auf die Steigerung der Produktionskoſten zurückzuführen iſt. Aber es iſt ebenſo Tatſache, daß ein anderer beträchtlicher Teil der Preiserhöhung zurückzuführen iſt auf die Selten⸗ heit der Ware, mithin auf die Ausnutzung einer Kon⸗ junktur, zu deutſch: auf Wucher. (Zuruf: Hohe Löhne!) — Davon habe ich eben geſprochen. Die hohen Löhne als Teil der geſtiegenen Produktionskoſten ſind der eine Grund, und die Ausnutzung der Konjunktur, d. h. der Wucher, iſt der andere Grund. Ich möchte empfehlen, daß in dem Ausſchuß, den Sie wählen werden, auch Gelegenheit genommen wird, Vertreter der Arbeiter zu hören, damit deren Standpunkt da⸗ bei entſprechend gewürdigt werden kann. Daß man die Arbeitszeit herabſetzen will, um in der augenblicklichen Epoche der ſtarken Arbeits⸗ loſigkeit einer Anzahl Arbeitsloſer Beſchäftigung zu geben, dagegen könnte ich nichts einwenden, wenn die Arbeiter bereit wären, dabei für ihre arbeitsloſen Kollegen ein gewiſſes Opfer zu bringen, wenn die Arbeiter bereit wären, zugunſten der Unbeſchäftigten ihre Arbeit zu verkürzen und auf einen Teil ihres Lohnes zu verzichten. Dann würde ich dieſen Akt der Solidarität anerkennen. (Giderſpruch und unruhe⸗) — Meine Herren, es kommt mir nicht auf Ihren Widerſpruch und Beifall an, ich ſpreche weniger zu Ihnen als zu den beteiligten Arbeitern, denen ich verſchiedene ernſte Worte zu ſagen habe. — Alſo ich würde dieſen Akt der Solidarität in hohem Maße anerlennen. Wie aber die Dinge ſich jetzt geſtaltet muß ich bedauern, daß in den beteiligten i die oberſchleſiſchen chten — ich denke an ebenſo wie an unſere Gas⸗ und Elektrizi⸗ ede Em „die 42 als ſozia⸗ 9 Sitzung am 22. Januar 919 Zeit wie der jetzigen bedeuten, daß jeder bereit iſt, Opfer zu bringen. Der Altmeiſter des Sozialismus, Friedrich Engels, hat ſeinerzeit ein Wort ausge⸗ ſprochen: der Uebergang zur ſozialiſtiſchen Geſell⸗ ſchaft werde vermutlich harte Arbeit und eine Reihe ſchwerer Opfer von allen Beteiligten erfordern, und er meinte, daß dieſe Erſcheinungen der Uebergangs⸗ zeit eine ſehr erzichliche Wirkung auf die Arbeiter⸗ ſchaft und die geſamte Geſellſchaft üben würden. Leider ſehen wir jetzt das Gegenteil. Ich finde keinen Vorteil darin, daß wir von der kapitaliſti⸗ ſchen Ausbeutung zu einer Art proletariſcher Aus⸗ beutung übergehen, (Sehr gut 15 nur mit dem Unterſchiede, daß der Kapitaliſt ge⸗ wohnt geweſen iſt, auch über die nächſten ſechs Wochen hinaus zu denken und die Weiterentwicklung der Dinge zu betrachten, während der Fortaang der jietzi⸗ gen Erſcheinungen mit aller Sicherheit zum Ruin führen muß. (Sehr richtig!) Man weiß, daß die beteiligten Arbeiter derartige Pläne nicht haben. Es gibt Leute, die vielleicht auch hinter ihnen ſtehen, die aus irgendwelchem Idealismus zunächſt einmal die beſtehende Ordnung und Wirtſchaft vernichten möchten, um einen Phönix aus der Aſche auſſteigen zu laſſen, der der allge⸗ meinen Weltbeglückung dienen ſoll. Ich halte das für eine phantaſtiſche Theorie, von der die beteiliaten Arbeiter weit entfernt ſind. Ihr Fehler iſt nur, daß ſie nicht über den Augenblick hinaus denken (Sehr richtig!) und daß ſie ſich einem ganz und gar unſozialiſtiſchen Egoismus hingeben. (Sehr richtig!) Wir ſind Gegner der Ausbeutung. Wir würden es mit Freude begrüßen, ſoweit es möglich iſt, daß der Gewinn, der Profit, den der Unternehmer macht, ſo⸗ weit es kein Arbeitsgewinn iſt, der Geſellſchaft und den beteiligten Arbeitern zufließt. Hier aber han⸗ delt es ſich zum guten Teil nicht um einen Unter⸗ nehmergewinn, ſondern um Opfer, die die Konſu⸗ menten bringen müſſen. Es wird nicht irgendein Privatunternehmer in ſeiner Rente verkürzt, ſondern es werden die Koſumenten ausgebeutet, und das hat mit dem Sozialismus nichts mehr zu tun. Es han⸗ delt ſich hier um eine Art Nachwirkung der Kriegs⸗ pſychoſe. Die ungeheuren Gewinne, die überall ge⸗ macht worden ſind, die Verkehrung unſeres ganzen Geiſteslebens nach dem rein brutalen Erwerb hin und zugleich die Konſequenz der brutalen Gewalt, die ſich überall gezeigt hat, haben ihre Nachwirkung üben müſſen, und es wird ein gutes Stück weiterer Erziehung der Organiſation und weiterer ſozialiſti⸗ ſcher Erkenntnis und Erziehung bedürfen, um unſere Arbeiter hier wieder zu beſſerer Erkenntnis zu brin⸗ m übrigen iſt es unſer aller Aufgabe, dahin ken, daß derartige Erſcheinungen vereinzelt d vorübergehend bleiben, daß es möglich ſein wird, ab Zeit gerade mit Hilfe der beteiligten