15 Sitzung am 22. Januar 1919 Der Magiſtrat hat zwar beide Gründe nicht für ſtichhaltig erklärt. Trotzdem hat die Mehrheit des Ausſchuſſes an dieſem Standpunkt feſtgehalten. Der Magiſtrat machte gegen den erſten Einwand geltend, daß es bei einer etwaigen Schaffung eines Groß⸗Ber⸗ lin doch gerade erwünſcht ſei, wenn auf einem Gebiet, auf dem Charlottenburg bahnbrechend vorgegangen ſei, nun auch eine voll ausgebildete Organiſation ge⸗ ſchaffen würde. Der Magiſtrat hält es für nötig, hier einen Direktorpoſten und einen Inſpektorpoſten für die Müllabfuhr zu ſchaffen. Demgegenüber wurde betont, daß es ja noch gar nicht ſicher wäre, welches Syſtem der Müllabfuhr gewählt wird, wenn wir zu einem Groß⸗Berlin kommen. Auf der andern Seite wurde von dem Magiſtrat darauf hingewieſen, daß doch jetzt bereits in Vertre⸗ tung mehrere Herren dort tätig wären, die dieſe Auf⸗ gabe erfüllten. Demgegenüber konnten Mitglieder des Ausſchuſſes die Behauptung aufſtellen, daß doch die Arbeit des Inſpektors, zum Teil wenigſtens, auch von mindergebildeten Kräften ausgeführt werden könnte, und dieſer deshalb in der Lage wäre, die Direktor⸗ ⸗Aufgaben auch ſeinerſeits zu übernehmen. Meine Herren, der Ausſchuß iſt dann in ſeiner Mehrheit dazu gekommen, Ihnen folgenden Vorſchlag zu machen: Der Ausſchuß lehnt die Schaffung der]: Direktorſtelle ab und empfiehlt der Stadtwer⸗ ordnetenverſammlung folgende Beſchlußfaſſung: Der Neuſchaffung folgender Beamtenſtellen a) eines Inſpektors der Müllabfuhr Klaſſe F II e, b) eines Verwalters des Müllabladeplatzes Klaſſe F III b des Normalbeſoldungs⸗ plans vom 1. Januar 1919 ab wird zugeſtimmt. Der für das Rechnungsjahr 1918 erfor⸗ derliche Betrag iſt aus laufenden Mitteln zu entnehmen. Ich empfehle Ihnen die Annahme des Ausſchuß⸗ Mtraſs⸗ Vorſteher⸗Stello. Dr. Borchardt: Meine Herren! Es iſt zu dieſem Punkt der Tagesordnung ein An⸗ trag des Herrn Kollegen Wagner eingegangen. Es wind beantragt, die Stelle zu a, den Direktor, zu be⸗ willigen und ebenſo den Müllplatz⸗Verwalter, die Stelle zu e, dagegen G die Stelle zu b, den Inſpektor. Stadtv. Wagner: Meine Herren! Ich mg dem Herrn Ausſchußvertreter darin vollkommen zu, daß wir im allgemeinen mit der Schaffung von neuen Beamtenſtellen, zumal die Eingemeindung in großer Nähe vor uns liegt, vorſichtig vorgehen ſollten. Aber in dem Ausſchuß, in dem ich ſelbſt zugegen war, und dem auch verſchiedene Herren, die auf meinem Stand⸗ punkt ſtehen, angehörten, wurde vom Magiſtrat be⸗ ſonders erklärt, daß für die Stelle des Mülldirektors — Herr gebraucht würde, der zwar nicht alademiſch ildet zu ſein brauchte, der aber doch eine höhere Vur haben müßte, um der Deputation und even⸗ gar der Stadtverordnetenverſammlung Aus⸗ der in der Lage wäre, ſich mit den techniſchen Zeitungen, t befaſſen, ſich darüber Auf⸗ darüber utellen S erdem mit den Neuerungen können. Ich glaube nicht, daß es richtig wäre, da wir nun den Wunſch des Magiſtrats nicht erfüllen, ihm gerade den Herrn zu entziehen, den er für die Sache als beſonders notwendig erklärt. Ich habe mir in⸗ folgedeſſen erlaubt, den eben verleſenen Antrag zu ſtellen, natürlich unter der Vorausſetzung, daß der Mülldirektor die Stelle des Müllinſpektors gleich mit übernehmen könnte. Es iſt augenblicklich ein beſonders befähigter Regierungsbaumeiſter der Tiefbauſtelle da⸗ mit voll beſchäftigt. Man erſieht daraus, daß ein Herr mit höherer Bildung und größerem Verſtändnis für die Sache gebraucht wird. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Ich bin Herrn Stadtv. Wagner außerordentlich dankbar dafür, daß er dieſen Antrag eingebracht hat. Es iſt klar, daß die Müllabfuhr einen oberſten Leiter braucht. Der Ausſchuß ſchlägt Ihnen vor, zu dieſem oberſten Leiter einen Herrn zu machen, der mit einem An⸗ fangsgehalt von 4300 ℳ beſoldet werden ſoll. Wenn Sie ſich vergegenwärtigen, daß unſer Müllabfuhretat jährlich ungefähr 1½ Millionen ℳ umfaßt, wenn Sie ſich weiter klar machen, daß der Müllabfuhr⸗ betrieb einen Pferdebeſtand im Werte von vielen hunderttauſend Mark hat, daß ein erheblicher Wagen⸗ park vorhanden iſt, daß im Intereſſe der Müllabfuhr die Bewirtſchaftung von ungefähr 300 Morgen Land in Gatow notwendig iſt; wenn Sie ſich ferner klar machen, daß wir gegenwärtig vor der Einrichtung eines „Müllabladeplatzes in Päweſin ſtehen: dann wer⸗ den Sie uns zugeben müſſen, daß eine gute und voll⸗ wertige Kraft an der Spitze dieſes Unternehmens ſtehen muß. Ich verſuche nicht, meine Herren, Sie davon zu überzeugen, daß die beiden von uns bean⸗ tragten Stellen bewilligt werden müſſen. Ich möchte aber dringend darum bitten, daß Sie nicht aus einer ganz falſchen Sparſamkeit uns dieſe Stelle ſo un⸗ zureichend dotieren, daß Sie für den Leiter des Unter⸗ nehmens ein Anfangsgehalt von 4300 ℳ ausſetzen. Vergleichen Sie dies Gehalt freundlichſt mit den Löhnen, die heute überall gezahlt werden, und mit der Rieſenverantwortung, die der Mann zu tragen hat. Dann werden Sie mir zugeben, daß unſer Wunſch, daß⸗ der Leiter des Unternehmens ein An⸗ fangsgehalt von 5400 ℳ bekommt, durchaus begründet 1l. Wenn Sie dieſe 1100 ℳ abſtreichen, 1 ſchädigen Sie meines Erachtens das Unternehmen ſo erheblich, daß der Magiſtrat für eine ſolche Maßnahme keines⸗ falls die Verantwortung übernehmen kann. Ich bitte Sie alſo dringend, dem Antrage des Herrn Stadtv. Wagner zu entſprechen und den Be⸗ ſchluß des Ausſchuſſes dahin abzuändern, daß die Stellen des Inſpektors und Direktors zuſammen⸗ gelegt werden, daß nur eine Stelle mit einem An⸗ fangsgehalt von 5400 bis 6900 %ℳ geſchaffen wird und daß dem Leiter, damit wir tüchtige, geeignete Leute finden, auch die Bezeichnung Direktor gewährt wied⸗ Stadtv. Straehler: Ich möchte ebenfalls gen Antrag des Herrn Kollegen Wagner auf das wärmſte befürworten. Ich war auch im Ausſchuß und habe mich an den Verhandlungen beteiligt. Unter anderem wurde von Seiten des Magiſtrats geltend gemacht, daß bereits ſeit längerer Zeit kommiſſariſch ſowohl ein Direktor als auch ein Inſpektor tätig ſind und daß ihre Tätigkeit, wie es uns eben der Herr Bürger⸗ meiſter geſchildert hat, ſo umfangreich iſt, daß keiner der beiden Beamten entbehrt werden kann. Es wäre nun höchſt merkwürdig, wenn gerade der Direktor nur 0 werden ſoll, dagegen der In⸗