die Wahl von zwei Beiſitzern 32 und zu als das einer — hoffentlich glücklichen — Ehe verſinnbildlicht, einer Ehe, in der der Mann, der Maaiſtrat, als Verwalter des Vermögens vielleicht etwas ſtrenger auf die Innehaltung der nun einmal erlaſſenen Vorſchriften bedacht ſein muß, während die Frau, die Stadtverordnetenverſammlung, ab und zu durch einige Blumen auf dem Tiſch oder vielleicht auch durch einen neuen Hut auf dem eigenen Kopf etwas Licht und Farbe in den Alltag bringen durfte. Nun könnte ein ängſtlicher Mann vielleicht einwen⸗ den, daß die allzu ſtarke Kumulierung der Frau in der Stadtverordnetenverſammlung der jetzt mehr denn je notwendigen Sparſamkeit abträglich ſein fönnte. Nun, ich glaube, wer wie ich ſowohl in der kommunalen Verwaltung als auch auf ſonſtigen Ge⸗ bieten häufig Gelegenheit hatte, mit Frauen zu⸗ ſammen zu arbeiten, der wird eher von dem Gegen⸗ teil überzeugt ſein. Die Frau iſt im allgemeinen genauer und ſparſamer als der Mann, und ich glaube, von dieſem Standpunkt aus geſehen braucht nicht einmal der Herr Kämmerer für die künftigen Etatsberatungen allzu große Befürchtungen zu hegen. Alles in allem genommen aber glaube und hoffe ich, daß, wo das Starke mit dem Zarten ſich paart, es einen auten Klang gebe, und ich hoffe weiter, daß dieſer gute Klang auf dem verbreiterten Reſonanz⸗ boden des Vertrauens der ganzen Bürgerſchaft ſich um jo ſtärker entfalten wird. Jedenfalls aber wollen wir alle, die wir heute am Beginn einer neuen Aera der Kommunalpolitik uns hier verſammelt haben, nicht anders an unſere Arbeit herantreten, als wir das früher getan haben, mit dem Gelübde: alle Kraft zum Wohle unſerer ge⸗ liebten Stadt Charlottenhurg einzuſetzen. Wir wollen in Worten und in Werken auf das eine Ziel hinarbeiten, das da heißt: die Wohlfahrt unſerer Stadt, das Glück unſerer Bürger. In dieſem Sinne, meine verehrten Frauen und Männer, darf ich Sie in Ihr neues Amt einführen und Sie bitten, das Gelöbnis in meine Hand abzu⸗ legen, daß Sie in treuer Pflichterfüllung Ihres Amtes walten wollen. Der Herr Schriftführer wird die Güte haben, die Namen zu verleſen. Ich darf hitten, daß die Herrſchaften hier herantreten und mir in die Hand dieſes Gelöbnis ablegen. (Der Namensaufruf erfolgt. Mit Aus⸗ nahme der nicht anweſenden Stadtv. Katzen⸗ ſtein und Freiherr von Rechenberg werden ſämtliche Mitglieder der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung verpflichtet.) Meine verehrten Frauen und Männer! Nun⸗ mehr darf ich bitten, daß die Verſammlung ſich kon⸗ ſtituiert. Das älteſte Mitglied iſt nach unſerer Feſt⸗ ſtellung Herr Stadtv. Jaſtrow. Altersvorſteher Jaſtrow: Meine verehrten Frauen und Männer! Wie Sie eben gehört haben, din ich leider der Aelteſte unter Ihnen, und daraus erwächſt mir die Pflicht und die Ehre, dieſe Ner⸗ ſammlung zu eröffnen und zu leiten, bis der Vor⸗ ſteher der Verſammlung pon Ihnen gewählt iſt. In erſter Reihe möchte ich vorläufig das Bureau durch Ihnen vor, als vorläufige Beiſitzer die H Stadtv. Panſchow und Wilt zu wählen. Ich keinen Widerſpruch: die beiden Herren ſind gewäl Ich bitte ſie, hier heraufzukommen. Zum zen Schriftführer ernenne ich Herrn Bureann Sitzung am 5. März 1919 Bevor wir in den geſchäftlichen Teil eintreten, geſtatten Sie mir wohl einige Worte. Vor allem möchte ich dem Herrn Oberbürgermeiſter in Ihrem und in meinem Namen für die freundlichen Worte, die er an uns gerichtet hat, und für die Erwartun⸗ gen, die er an den Zuſammentritt unſerer Verſamm⸗ lung knüpft, herzlichſt danken. Mögen dieſe Erwar⸗ tungen in jeder Beziehung in Erfüllung gehen. Die bisherige Stadwerordnetenverſammlung hat uns ein großes, E . und gut gefügtes Erbe hinterlaſſen. Wir treken dieſes Erbe jetzt an. Um es jedoch zu beſitzen und mit dem Maaiſtrat gemeinſam weiter auszubauen, müſſen wir danach ſtreben, es uns aufs neue zu erwerben. Wir ſind durch das freieſte Wahlrecht, das es auf Erden gibt, und durch einen heftigen Wahlkampf der verſchie⸗ denen Parteien hier in dieſe Verſammlung gewählt worden. Aber wenn wir auch in Fraktionen geteilt ſind, ſo glaube ich doch, im Namen von Ihnen allen ausſprechen zu dürfen, daß wir den feſten, eiſernen Willen haben, in dieſer ſo furchtbar ſchweren Zeit unſere ganze Kraft dem Wohle der Bürgerſchaft Charlottenburgs zur Verfügung zu ſtellen, alles zu tun, um dafür zu ſorgen, daß auch in Zukunft die Einrichtungen Charlottenburas wie bisher als vor⸗ bildlich bezeichnet werden. Wir treten jetzt in die Tagesordnung ein. Die Tagesordnung iſt von dem Herrn Oberbürgermeiſter vorgeſchlagen worden. Ich frage die Verſammlung, ob ſie mit dieſer Tagesordnung einverſtanden iſt. — Wenn ich keinen Widerſpruch höre, ſtelle ich das feſt. Wir kommen zu Punkt 1 der Tagesordnung: Feſtſetzung einer Geſchäftsordnung. Hierzu iſt ein Antrag eingegangen, der folgen⸗ dermaßen lautet: Wir beantragen, die Geſchäftsordnung da⸗ hin abzuändern, daß von heute ab z w e i Vorſteher⸗Stellvertreter, und zwar in einem Wahlgang und zu gleichen Rech⸗ ten, beſtellt werden. 28 Charlottenburg, den 5. März 1919. Dr Borchardt, Dr Frentzel, Dr Luther, Reuter.