44 Sitzung am 12. März 1919 Sie vom techniſchen Standpunkt aus nur bitten, dem Antrage zuzuſtimmen; die Bedenken, daß dadurch der Wohnhausbau geſchädigt wird, ſind in keiner Weiſe zutreffend. (Die Verſammlung beſchließt entſprechend dem An⸗ trage des Stadtv. Heidrich die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 13 Mitgliedern.) Vorſteher Dr. Borchardt: Meine Herren! Zu Punkt 2 der Tagesordnung habe ich Ihnen noch mit⸗ zuteilen, daß als Mirglieder des Etatsaus⸗ ſchuſſes vorgeſchlagen ſind die Stadtv. Dr Borchardt, Dr. Frentzel, Gebert, Groß, Dr. Hertz, Klick, Frau Klockow, Dr Löwenſtein, Meyer 1, Otto, Panſchow, Rackwitz, Toſt, Troebs und Wilk. Entſprechend der Uebung früherer Jahre ſind auch gleichzeitig eine Anzahl Mitglieder der Ver⸗ ſammlung als Stellvertreter vorgeſchlagen, und zwar die Stadtv. Blum, Dr. Broh, Frau Heyhl, Jaſtrow, Kiefer, Dr Krüger, Künzel, Dr Liepmann, Dr. Mommſen, Dr. Roſenfeld, Schmidt, Skaller, Dr. Stadthagen, Dr Stephan und Frau Zucker. — 4. ſtelle feſt, daß dieſe Damen und Herren gewählt ind. Wir kommen zum nächſten Punkt der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Beihilfe an den Goethebund. Stadtv. Dr. Broh: Meine Herren! Wir bitten, den Antrag abzulehnen. (Zuruf.) — Nein, nicht in einem Ausſchuß zu beraten, ſon⸗ dern wir bitten, die Vorlage betr. Beihilfe an den Goethebund überhaupt abzulehnen; wir ſind ausge⸗ ſprochenermaßen dagegen. Die Stadt würde dabei die üble Rolle eines Bankiers ſpielen, indem ſie 2000 ℳ zahlt und dann einen Verein arbeiten läßt, um für dieſe 2000 ℳ einigen Bürgern Kunſtgenüſſe zu verſchaffen. Wir ſind der Anſicht, daß die Stadt ſelbſt die verfluchte Pflicht und Schuldigkeit hat, der⸗ artiges in die Hand zu nehmen und nicht den Ban⸗ kier zu ſpielen. Das iſt von anderen Großſtädten, wie den Damen und Herren wohl bekannt ſein dürfte, bereits in einem ſehr großen und weitzügigen Umfange in Angriff genommen worden; die Stadt Charlottenburg hinkt allerdings in dieſer Beziehung außerordentlich nach. (Widerſpruch.) Es wird aler jetzt eine Ehrenpflicht für ſie ſein, hier das Nötige auch ihrerſeits zu tun; mit dieſer Zah⸗ lung von 2000 ℳ kann ſie aber das nicht machen. Das iſt der eine Grund. Der zweite Grund iſt der, daß wir es über⸗ haupt ablehnen, einem Verein Beihilfen zu gewäh⸗ ren. Wir haben keine Kontrolle darüber, in welcher] Weiſe der Verein, wenn er ſich auch mit dem ſchönen Endlich würden wir, wenn wir die Sache ſelbſt in die Hand nehmen, dann ganz nach unſeren Wün⸗ ſchen dem Volke die Genüſſe verſchaffen können, die wir ihm verſchaffen wollen und müſſen. — Ich ſage: nach unſeren Wünſchen und meine damit natür⸗ lich: ſo, wie es dann die Verſammlung beſtimmen wird. — Auch das fehlt hier vollkommen. Wir wür⸗ den z. B. beſonders beantragen, daß dann auch ar⸗ baitslofe Künſtler bevorzugt werden; wir würden ferner auch eine gewiſſe Auswahl treffen. Alles das fällt weg, wenn wir hier lediglich einem Privatver⸗ ein das überlaſſen. Aus dieſen Cründen, die ja mehrfacher Art ſind und von denen der erſte rein prinzipieller Natur iſt, lehnen wir die Vorlage ab und bitten auch die Kollegen, ſich dieſem Antrage anzuſchließen. Stadtv. Troebs: Auch die bürgerliche Fraktion glaubt die Vorlage ablehnen zu ſollen. Erſtens ent⸗ behrt die Vorlage jeglicher Begründung, und zwei⸗ tens glauben wir Sparſamkeit üben zu müſſen und halten dieſe Vorlage für den richtigen Platz, damit anzufangen. Stadtv. Gebert: Meine Damen und Herren! Die Ausführungen von rechts und links ſind recht eigenartig: dort ſoll Sparſamkeit geübt werden, und hier will man die Sache in eigene Regie über⸗ nehmen. Soweit die eigene Regie in Frage kommt, unterſtützen wir dieſelbe ohne weiteres. Aber die Situation liegt doch ſo: Noch kurz vor der Revolution iſt der Goethe⸗ bund auch aus dieſen und jenen Kreiſen gefördert, ſind Veranſtaltungen für das Volk im allgemeinen getroffen worden, und die Mehrzahl der Beſucher waren Arbeiter. Das will ich ausdrücklich betonen. (Hört! hört! bei den bürgerlichen Parteien.) — Ich ſage: die Mehrzahl waren Arbeiter. Ich ver⸗ weiſe auf die Veranſtaltungen im Volkshauſe. — Nun gebe ich unumwunden zu, daß es Aufgabe der Stadt iſt, derartige Kunſtveranſtaltungen zu treffen. Aber in dieſem Augenblick haben wir nichts anderes. Es liegt ja ein Antrag vor, der den Magiſtrat be⸗ ſchäftigen ſoll und dahin führt, die Uebernahme in eigene Regie ſo ſchnell und ſo bald wie möglich in die Praxis umzuſetzen. Dann werden auch dieſe Unternehmungen darunter fallen, und es liegt im Intereſſe der Arbeiterſchaft und der mittleren Be⸗ völkerung, für ein billiges Entgelt derartige Veran⸗ 1. 7. für ſie zu treffen. Es mag ja richtig ſein daß wir vielleicht keine . darüber haben, G rwieſenen G Namen unſeres größten deutſchen Dichters ſchmückt,] der nachher dieſe Zuwendungen unter die Menge bringt. Wir können die Kontrolle nicht ausüben, wir wollen chäftige ſie auch nicht ausüben; das iſt nicht unſere Sache. Irgendwie hier Beihilfen für einen Verein zu geben, ben aue ſteht uns, meine ich, überhaupt nicht an.