46 daraus verweiſt, daß ich von dem Thema abſchweife. Ich möchte nur ſagen, daß gerade unſere Stadt mit Veranſtaltungen dieſer Art in Gemeinderegie ruhm⸗ voll vorangegangen iſt. Ich erinnere Sie an die Er⸗ richtung des Opernhauſes und an die Errichtung des Schiller⸗Theaters. Ob wir ſpäter dahin kommen werden, den Wünſchen der Herren Unabhängigen noch weiter entgegenzukommen, laſſe ich dahinge⸗ ſtellt. Jedenfalls alaube ich, daß die jetzige Zeit ſo viele ungeheuer dringendere Aufgaben hat, daß man ſich nicht noch mit einer ſolchen Aufgabe be⸗ laſten ſollte, zumal wenn ſo aute Vereine beſtehen wie dieſer Goethebund, über deſſen Subvention hier geſprochen wird. Der Herr Vertreter des Maaiſtrats hat ſchon ausgeführt, daß der Goethebund ein Verein iſt, der für die beſte Art von Volksunterhaltung ſorgt und dabei aus den breiteſten Kreiſen des Volkes unter⸗ ſtützt wird und gerade wohl auch aus den Maſſen, die den Herren Sozialdemokraten zuſtrömen. Wir tragen zwar auch Bedenken, ſtädtiſche Gelder jetzt in der Zeit, da größte Sparſamkeit bitter notwendig iſt, für leichtere Vergnügungen und Unterhaltungen auszuwerfen. Dagegen bin ich doch der Meinung, daß dieſen Poſten zu bewilligen ein dringendes Ge⸗ bot der Fürſorge gerade für unſere ärmere Bevöl⸗ kerung iſt, die nicht die Gelder erſchwingen kann, um die in die Höhe geſtiegenen Preiſe der guten Theater und Konzerte zu bezahlen. Deshalb bitte ich Sie, die Vorlage ſo, wie ſie eingebracht iſt, zu genehmigen. Stadtv. Dr. Broh: Meine Gründe ſind nach meiner Auffaſſung nicht widerlegt worden. Der erſte Grund war, daß wir keine Kontrolle ausüben können, ob die 2000 ℳ überhaupt richtig zu dem Zwecke verwendet werden. Herr Gebert meinte, daß der Magiſtrat dieſe Kontrolle ausüben könnte. Nun, das kann der Magiſtrat nicht, er kann nachträglich nicht prüfen. Das würde ein ſehr mißliches Ver⸗ hältnis abgeben. Er kann auch gar nicht ſolche Klei⸗ nigkeiten wie etwa 50 Pf. nachprüfen; dazu hat er weder Zeit noch wahrſcheinlich die Luſt. Zweitens habe ich vor allen Dingen geltend ge⸗ macht, daß es uns nicht anſteht, den Bankier zu ſpielen, ſondern daß wir ſelbſt die Sache machen müſſen. Demgegenüber hat der Kollege Dr Liep⸗ mann gemeint, das wäre ja unmodern, das wäre im alten Athen oder Rom geweſen. Er irrt ſich. Im alten Athen und Rom hat man den Bürgern aller⸗ dings Spiele umſonſt gegeben. Aber das konnte man nur, weil man die Sklavenwirtſchaft hatte. Die Sklaven arbeiteten ſo viel, daß die Bürger nicht nur in das Theater gehen konnten, ſondern auch noch außerdem Diäten bekamen, wenn ſie in das Theater gingen. Wir wollen, daß den heutigen Sklaven (Zuruf: Wer ſind denn die Sklaven?!) — das ſind die Arbeiter, die Proletarier! (Lachen und Rufe: Oh! Oh!) — daß denen heute ebenfalls die Mittel gewährt werden, die man im alten Rom eben nicht gewährt hat. Da hat niemand daran gedacht, den Sklaven Kunſtgenüſſe zu verſchaffen. Wir denken daran, und Herr Dr. Liepmann wird wohl zugeben, daß das etwas moderner iſt als im alten Rom. Nur durch Sie mit einigen 1000 ℳ machen, dazu brauchte auch keinen neuen großen Apparat, brauchte Vereins geben und wodurch Sitzung am 12. März 1919 die Arbeit der Proletarier iſt es möglich, daß die Bürger die ſchönen Vergnügungen haben können, daß ſie faſt täglich oder wöchentlich wenigſtens einmal in das Opernhaus oder ſonſt ins Theater gehen können, (Rufe: Achl) während dieſe größeren Vergnügungsetabliſſements den Arbeitern im allgemeinen verſchloſſen ſind. (Zuruf: Freie Volksbühne!) — Es wird gerufen: Freie Volksbühne! Das haben ſich die Arbeiter von ihren Spargroſchen in Berlin zuſammengebaut, (Rufe: Na alſo!) weil eben auch die Stadt Berlin es nicht fertig ge⸗ bracht hat, ſelbſt das in eigener Regie zu machen. Aber die Arbeiter in Charlottenburg find nicht ſo wohlhabend, ſind auch nicht in ſo großer Zahl, daß ſie ſich ſelbſt eine Volksbühne ſchaffen können. (Zuruf: Schillertheater!) — Das iſt nicht von den Arbeitern gegründet wor⸗ den. — Daher muß die Stadt Charlottenburg, auch wenn es Ihnen unangenehm iſt zu hören, dieſe ver⸗ dammte Pflicht, wie ich ſchon zuerſt ſagte, erfüllen. Ich behaupte, daß dieſe Pflicht in anderen Groß⸗ ſtädten bereits in weit höherem Maße erfüllt worden iſt, ſo daß es mich wundernimmt, wie ein Mann wie Herr Dr Liepmann ſich hinſtellen und ſagen kann, das wäre unmodern. Im Gegenteil, wir haben Großſtädte, wie Hamburg z. B. und auch an⸗ dere, in denen einfach dem Volke alles das von Stadt wegen geboten wird, was wir jetzt erſt in Charlotten⸗ wer erkämpfen wollen und hoffentlich auch erkämpfen werden. (Zuruf: In St. Pauli! — Heiterkeit.) Um ein Beiſpiel zu ſagen: ſtatt der 2000 ℳ, die Sie der Stadt, wie ich ſchon ſagte, als Bankier zuſchieben wollen, um Ihrer Pflicht gegen das ar⸗ beitende Volk los zu ſein, — ſtatt der 2000 ℳ, die Sie dem Goethebund geben wollen, brauchten Sie nur mehrere größere Veranſtaltungen in unſerm Deutſchen Opernhauſe für die Arbeiter zu machen. Geben Sie doch z. B. ein ſo herrliches Stück wie Tiefland, das jetzt vorzüglich geſpielt wird, vor Tau⸗ ſenden von Arbeitern, und Sie ſollen ſehen, welchen gewaltigen Eindruck das machen wird! Das können nicht die Vorlage, die der iſtrat hier hat, wodurch wir uns in die Hän mutszeugnis ausſtelle