48 Sitzung am 12. März 1919 oder Kultusdebatte hier eröffnen, darum wollen wir heute keinen diesbezüglichen Antrag ſtellen. Wir wollen nur den Magiſtrat bitten, er möge ſich mit den Geiſtlichen der beiden Konfeſſionen in Char⸗ lottenburg in Verbindung ſetzen, ob und inwieweit ſie bereit ſind, fakultativen Religionsunterricht an der Fortbildungsſchule zu geben. (Rufe: Niemals!) Wir ſehen vorläufig von weiteren Schritten ab und behalten uns vor, wenn dieſer Anregung nicht ent⸗ ſprochen wird, einen diesbezüglichen Antrag noch zu ſtellen. Denn wir ſind der Anſicht, daß es in der heutigen Zeit — ich bitte Sie, ſich die darauf be⸗ züglichen Debatten in der Nationalverſammlung einmal genau durchzuleſen, möglichſt im Steno⸗ gramm, wenn Sie dazu Gelegenheit haben, Sie wer⸗ den dann vielleicht auch zu meiner Ueberzeugung kommen — mehr als je notwendig iſt, den Reli⸗ gionsunterricht auch über das 14. Lebensjahr hin⸗ aus in geeigneter und angemeſſener Form zu er⸗ teilen, wie er früher in der Schule ſchon abgehalten worden iſt, und zwar in chriſtlichem Sinne, wie bis⸗ her unter dem alten Syſtem. (Rufe: Aha!) Ich gehe noch auf eine Einzelheit ein: das iſt die Zahl der Schülerinnen. Ich ſchätze dieſe vor⸗ läufig höher, als ſie in der Vorlage angegeben iſt; es werden doch etwas mehr werden als 180 im Se⸗ meſter. Wir müſſen berückſichtigen, daß in den den letzten Kriegsjahren eine Reihe jugendlicher beiterinnen als Erſatz für eingezogene Arbeiter ein⸗ geſtellt worden ſind, die nunmehr entlaſſen und ar⸗ beitslos ſind. Wir werden alſo vorübergehend doch wohl mit einer größeren Anzahl von Schülerinnen zu rechnen haben. Was die einmaligen Koſten anlangt, ſo erſchei⸗ nen ſie mit 18 000 ℳ ſehr hoch. Es ſind darunter 7 Schränke, die man wohl auf 2100 ℳ ſchätzen kann, und 40 Nähmaſchinen, von denen jede auf etwa 400 ℳ geſchätzt werden muß. Wir möchten drin⸗ gend bitten, da möglichſt Sparſamkeit walten zu laſſen, wenn wir uns auf der andern Seite auch be⸗ wußt ſind, daß es heute bei der Erteilung von Auf⸗ 1 1 t v 5 rägen unmöglich iſt, einen feſten Preis zu erein⸗ dehnung der Fortbildungsſchupflicht nichts eimn⸗ ich uoch perſümich dringend wenden. Nur haben ſie noch etwas hier zum Aus⸗ baren. Dann möchte bitten, daß Sie bei dem Einkauf von Maſchinen deutſche Fabrikate bevorzugen. Auch heute gibt es in Deutſchland gerade hinſichtlich der Nähmaſchinen genügend ausländiſche Fabrikate. Ich ſehe nicht ein, daß das bei uns inveſtierte amerikaniſche Kapital in der Singer⸗Nähmaſchinenfabrikation auch nur mit einem deutſchen Groſchen unterſtützt wird. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Amerikaniſches „Fett wollen Sie aber haben!) Stadtv. Frank: Meine Damen und Herren! Ich bedaure lebhaft, daß ich dem Herrn Vorredner in einem Punkte nicht folgen kann, nämlich in der Erteilung von „Religionsunterricht in der Fortbil⸗ dungsſchule. Das würden meine Freunde wohl nicht mitmachen. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, wenn jemand bis zum 14. Lebensſahr und dann noch bei der Konfirmation mit dem Unterricht, den bei⸗ Ar⸗ er bekommen hat, noch nicht fertig iſt, dann nützt er ihm nachher auch nichts mehr. Durch den Unter⸗ richt, den er noch zwangsweiſe bekommt, kann ihm die Religion nicht eingetrichtert werden. Alſo in t Punkte kann ich dem Herrn Vorredner nicht folg Wir ſind im Prinzip auch für die Erweiterung der Fortbildungsſchulpflicht auf die weibliche Iu⸗ gend inſofern, weil wir in den Kriegsjahren ja wohl gur Genüge gemerkt haben, daß hier noch ſehr viel nachzuhelfen nottut und daß gerade unſere weibliche Juaend in der Beziehung noch viel zu wünſchen übrig läßt, was die Auffaſſung über den Ernſt Der Lage betrifft. Wir können alſo den Antrag nur durck aus unterſtützen, daß die Jugend hier heran⸗ gezogen wird. Wir müſſen jedoch unter allen Umſtänden da⸗ für Garantie haben, daß die weiblichen jugendlichen Arbeiter nicht während der jetzt doch ziemlich kurzen Arbeitszeit herangezogen werden, nicht alſo mitten im Tage, ſondern daß die Unterrichtsſtunden in die Freizeit gelegt werden. In der Vorlage iſt von der Notwendigkeit geſprochen, „bei der jetzt verkürzten Arbeitszeit für eine zweckentſprechende und für die Betroffenen nützliche Ausbildung der größeren Frei⸗ zeiten zu ſorgen“. Meine Damen und Herren, wir I können nur unterſtützen, daß die unreife Jugend won der Straße genommen und in der Fortbildungs⸗ ſchule in ihrem und der Allgemeinheit Beſten er⸗ 3ogen würd. Andererſeits müſſen wir auch im In⸗ tereſſe der Jugend ſelbſt darum bitten, ſie nicht wäh⸗ rend der offiziellen Arbeitszeit, in der ſie ihre Pflicht zu tun haben, aus dem Dienſt fortzunehmen; ſonſt bekommen ſie bei dem Andrang von Stellung⸗ ſuchenden keäne Stellung. Das liegt alſo in ihrem eigenen Intereſſe. Jeder wird natürlich ein Mäd⸗ chen vorziehen, die nicht mehr ſchulpflichtig iſt. Wir unterſtützen alſo die Vorlage unter der Bedingung einmal, daß der Religionsunterricht aus der Fortbildungsſchule fortbleibt, und zweitens, daß die Unterrichtsſtunden in die Freizeit, jedenfalls nach der üblichen Arbeitszeit gelegt werden. Ob das überall gleichmäßig einzurichten geht, iſt der⸗ jenigen, die ſie einzurichten haben. Stadtv. Blum: Meine Freunde ind mit der Vorlage einverſtanden und haben gegen die Aus⸗ druck zu bringen, und ich begegne mich da mit Herrn Kollegen Künzel in einem Punkte. Meine Freunde ſind ebenfalls der Meinung, daß ein Unterricht nicht wegfallen darf, aber nicht der Religionsunterricht, 14 der aihe Turn⸗ und K richt GSnadm. Gebert: Schr aat) Dieſer unterricht iſt für die törperliche 0 Entwicklung der Jugend äußerſt wichtig. der Lebensabſchnitt, der zwiſchen dem 14. u Jahre liegt, iſt für die upeten Entwickl ſo großer Bedeutung, daß der ga zuſtand und geradezu die Widerſtand gelnen bei ſpäteren Kataſtrop iſt. So ſteht meine daß die reichen gen Pflege der L