57 Sitzung am 12 März 1919 — Nach der mir vorliegenden Statiſtik ſind in der Charlottenburger Vorſchule — es iſt die Statiſtik aus dem Jahre 1916“17 — im Schiller⸗Realgymnaſium 280 Vorſchüler, in der Siemens⸗Oberrealſchule 320, in der Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule 245, in der Leibniz⸗ Oberrealſchule 105, im Mommſengymnaſium 135, in der Herder⸗Schule 235, alſo insgeſamt 1315 Vor⸗ ſchüler. Nach der Schulſtatiſtik von Charlottenburg koſtet durchſchnittlich im Schiller⸗Realgymnaſium ein Schüler 176,98 ℳ — das iſt der Betrag, der rein als Zuſchuß gezahlt wird, es ſind davon abgerechnet jene 5% und 2%, die als Inventarabnutzung und für die Häuſer mitgerechnet ſund —, im Mommſen⸗ Gymnaſium 141,20 ℳ, in der Kaiſer⸗Friedrich⸗ Schule 136,98 ℳ, in der Herder⸗Schule 282,68 %, in der Siemens⸗Oberrealſchule 154,33 ℳ. Durch⸗ ſchnittlich würde das eine Summe von 178,53 ℳ pro Schüler im Jahre 1911 ſein. Es liegt leider keine Schulſtatiſtik für ſpäter vor. Aus den Ab⸗ ſchlüſſen habe ich dann herausgerechnet, daß ſich dieſer Betrag geſteigert hat und 1917/18 durchſchnittlich jeder Schüler 199,42 ℳ koſtet. Der Gemeindeſchüler koſtet der Stadt nach der Schulſtatiſtik von 1911 — auch nach Abrechnung der Häuſer⸗ und Inventarab⸗ nutzung — einen Zuſchuß von 107, 05 ℳ. Es mag nun wohl ſein, daß auch die Koſten für die Ge⸗ meindeſchüler im Laufe der Zeit geſtiegen ſind. Rechne ich alſo rund etwas mehr, ſo würde immerhin noch im Durchſchnitt herauskommen, daß jeder Schüler der höheren Schule und damit auch der Vor⸗ ſchule der Stadt 90 ℳ mehr koſtet. (Widerſpruch.) — Es find vielleicht 89 ℳ. (Erneuter Widerſpruch.) Rechnen wir 1315 Schüler, ſo haben wir die ganz reſpektable Summe von % mehr oder weniger als 400 000 ℳ, — 100 000 ℳ, die für die Vouſchüler gegeben werden, für eine Inſtitution, die einen pä⸗ dagogiſchen und ſozialen Mißbrauch darſtellt! (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Wir ſind daher der Meinung, daß hier nicht die Frage einer allgemeinen Schulreform abgewartet werden kann, ſondern ſofort eingegriffen werden muß, damit dieſe Summe, die denen, die ſchon be⸗ gütert ſind, noch dazugegeben, während ſie den Un⸗ bemittelten entzogen wird, ſofort in den Dienſt der unbemittelten Schüler geſtellt werden kann. Sahr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir ſtellen daher den Antrag, daß alle Vorſchul⸗ klaſſen vom 1. April 1919 ab abgeſchafft werden. Wir ſind allerdings der Meinung, daß man wegen der verndeeten 1. 4 . der Sn en gegen⸗ Sollten ſich hierfür nicht genügend Eltern finden — um ſo beſſer. Die Stadt ſpart auf jeden Fall das Geld und kann es nutzbringend verwenden. Mein verehrter Vorredner hat ſchon darauf hingewieſen, daß ſchultechniſch da allzu viel gar nicht im Wege ſteht. Ich ſage, ſelbſt wenn ſchultechniſche Bedenken vorhanden wären, dürfte man in Anbetracht dieſes Mißbrauchs auch nicht einen Augenblick mehr dice Unterſtützung gewähren, und ich bin der Meinung: wenn man will, kann man auch hier einen Weg fin⸗ den. Man hat ihn ſo oft gefunden, um Schulen umzuſchulen, weil ſie mit Militär belegt werden ſollen. 4 (Sehr richtig!) Wenn man das kann, dann kann man auch dieſen Schritt für eine ſozial dringend notwendige Maß⸗ regel unternehmen. So ſchwer iſt es nicht. Die Vorſchulen haben alle ihre feſten Lehrer; zum Teil ſind die Lehrer auch zugleich an den höheren Schulen angeſtellt. Das läßt ſich ohne weiteres umformen. Auch die Räume ſind dafür vorhanden, weil ja die Anzahl der Schüler keineswegs größer wird. Was kann mit dieſem Gelde nicht alles für Segen geſchaffen werden Rechnen wir die Durch⸗ ſchnittskoſten eines höheren Schülers mit 400 l; rechnen wir ferner — denn es handelt ſich um prole tariſche Eltern hauptſächlich, die ihre Kinder nicht nur deshalb nicht in die höhere Schule ſchicken kön⸗ nen, weil ſie nicht das Schulgeld bezahlen können, ſondern auch weil ſie Erziehungsbeihilfen brauchen —, rechnen wir alſo noch 400 ℳ Erziehungsbeihil⸗ fen dazu, dann haben wir 800 ℳ. Wir könnten alſa mit den 100 000 ℳ hundert proletariſche Kinder bedenken und ſie mit weitgehenden Erziehungsbei⸗ hilfen in die höheren Schulen hineinbringen. Doch mir ſcheint dieſer Weg durchaus nicht der ſegensreichſte, denn wir hoffen, daß ſehr bald die Einheitsſchule kommt. Die Beſtrebungen dringen ſo ſtark auf unſer ganzes Schulregiment ein, daß die Einheitsſchule bald kommen wird, und wenn wir jetzt dieſe Proletarierkinder alle in die Sexta hin⸗ einbringen, dann würden wir ſie noch dem Gang jenes Schlendrians und der Verbildung, die die höheren Schulen meines Erachtens darſtellen, aus⸗ ſetzen. Ich würde daher mehr in Vorſchlag bringen, daß Charlottenburg hier einmal großzügig voran⸗ geht und dem Plan der Einheitsſchule entſprechend die Kinder, die jetzt mit 14 Jahren die Gemeinde⸗ ſchule verlaſſen — in Charlottenburg ſind es jähr⸗ lich 6000, unter denen ſich ſicher 100 hochintelli⸗ gente Kinder finden werden —, alſo dieſe hoch⸗ intelligenten Kinder erwa nach dem Reimamngen Plan für die Berliner Schulen zum Teil nach der realen, zum Teil nach der gymnaſtalen Seite ſelbſt⸗ ſtändig ausbildet, um dadurch den Nachweis zu führen, daß ſich auf der Baſis einer grnanlichen erſten] Vollsſchulbildung ein viel erſprießlicheres wiſſen⸗ ie fſchaftliches Weiterarbeiten ermöglicht, als es auf Grund jenes Sexta⸗, Quinta⸗, Quarta⸗, Unter⸗ )r⸗ſtertia⸗Drills uſw. durchführbar iſt. Ich glaube, wir ern von könnten hier ein Erperiment machen. Das Geld eſes] dafür iſt vorhanden, Lehrer und Räumlichkeiten llen. laſſen ſich ſche ffen, und es würde G dat nuſtergültig vorangehen, ſo daß die könnten. Es würde einmal