Sitzung am 12. März 1919 wir ſind nur im Gegenſatz zu den vorhergehenden Antragſtellern über den Termin anderer Meinung, und zwar auch aus dem Grunde, weil der Staat für die von ihm unterhaltenen Schulen als Zeit⸗ punkt für die Aufhebung der Vorſchulen Oſtern 1920 in Ausſicht genommen hat. Aus allen dieſen Gründen bitte ich, den von meiner Fraktion ein⸗ gereichten Antrag zu unterſtützen. (Bravol) Stadtſchulrat Dr Neufert: In einer Zeit, in der die Schule aus tauſend Wunden blutet, kann es der Schulverwaltuna nur willkommen ſein, wenn in der neugewählten Stadtverordnetenverſammlung zwei Fraktionen ſo ſehr ihr Intereſſe für Schulangelgen⸗ heiten bekunden, daß ſoaleich in der erſten Sitzung Anträge nach dieſer Richtung geſtellt werden. Wir wünſchen nun aber, daß dem Intereſſe für die Schule auch die Entſchloſſenheit entſpricht, reiflich die Vorſchläge zu prüfen. Es gelten dieſe Anträge dem allmählichen Abbau der Vorſchule. Innerhalb von drei Jahren ſoll der Abbau vollendet ſein; darin ſtimmen beide überein. Es erweckt den Anſchein, als ob die Anträge nur auf einen nebenſächlichen Ausbau unſeres großen Schul⸗ organismus, ſagen wir auf ein Außenwerk, zielen. Dem iſt aber nicht ſo, obaleich unſere Vorſchulen, wenigſtens an den Knabenanſtalten, nur loſe mit der Hauptanſtalt verbunden ſind. Dieſe Anträge zielen in das Innere unſeres Schulweſens hinein, ſie zielen auf die Grundſätze für die Aufnahme in unſere höheren Lehranſtalten, ſie zielen auf den Beainn des fremdſprachlichen Unterrichts, ſie zielen auf die Aus⸗ wahl der Tüchtigen und, wie Fräulein Reinold ſchon geſagt hat, ſie berühren auch Fragen des Lehrplans und der Lehrmethode. Alle dieſe Fragen ſind außer⸗ ordentlich wichtig und ſchneiden tief in unſer aanzes Schulweſen ein. Auch gehen die Anſichten darüber unter den Fachleuten noch ſehr weit auseinander; ich bin auch feſt davon überzeuat, daß die Anſichten in dieſer Verſammlung weit auseinandemehen. Aus dieſen Gründen halte ich es für billia und im Intereſſe der Sache für unbedinat notwendia, daß die Anträge von den zuſtändigen Deputationen ein⸗ gehend beraten werden. Es werden alsbald die Schuldeputation und die beiden Deputationen für die höheren Lehranſtalten für Knaben und Mädchen zu⸗ ſammentreten. Es iſt nicht Brauch und Gepflogen⸗ heit in der Charlottenburger Stadtverwaltuna, daß wichtige Anträge nicht vorher von den zuſtändigen Sachverſtändigen geprüft werden, und der Maaiſtrat legt auch diesmal aroßes Gewicht darauf. Es wird nötig ſein, die Prüfung ſehr bald vorzunehmen, und der Magiſtrat ſagt Ihnen zu, ſie nach Möglichkeit zu beſchleunigen. Ich ſchließe mich der Vorrednerin an, wenn ſie auf die Nachbargemeinden und auf die Privatſchulen ghinwies. Es ſcheint mir nicht ganz unbedenklich, wenn eine Stadtgemeinde, die ringsum von anderen Vororten umgeben iſt, in einer ſo tiefeinſchneidenden Angelegenheit Beſchlüſſe faßt, ohne vorher Fühlung dieſer haben nach Erfahrungen gemacht. viele Eltern und auch die Schulverwaltuna in recht Jahre aroße Verlegenheit kommen. Die Aufnahme für den a be⸗] Oſtertermin 1919 hat bereits am 1. November v. Is. 59 höhere Lehranſtalten mit Vorſchulen zu begründen, 4f 4 ausſchauend nach den auten Steuer⸗ zahlern, (Stadtv. Dr. Liepmann: Hört! hört!) — K. und man ſagt, daß bei einigen Mitbürgern dieſe Spe⸗ kulation auch gelungen ſei. Nun meine ich zwar, daß gegenwärtig wegen der Wohnungsnot die Gefahr nicht ſo groß iſt, daß unſere Steuerzahler ſoaleich abziehen. Aber wird das nach 3 oder 5 Jahren noch ebenſo ſein wie jetzt? Es iſt auch nötig, daß wir die Frage prüfen, ob nicht in demſelben Maße, in dem wir Vorſchul⸗ klaſſen beſeitigen, Privatſchulen ihre Pforten für die⸗ ſelben Schüler öffnen. Wir haben auch nach dieſer Richtung bereits Erfahrungen gemacht. In jenen ſelben Jahren ſind hier in Charlottenburg ſoviel private Vorſchulklaſſen errichtet worden, wie wir in der früheren Zeit während des aleichen Zeitab⸗ ſchnittes zu eröffnen pflegten. Die Stadtaemeinde hat es jetzt aber doppelt nötig zu prüfen, ob wir neuen Privatvorſchulklaſſen Vorſchub leiſten ſollen, weil ſich ſeit einigen Jahren die Stadtaemeinde auf den Standpunkt geſtellt hat, daß auch Privatſchulen aus ſtädtiſchen Mitteln zu unterſtützen ſind. Nun meine ich zwar, daß dieſe beiden letzten Geſichtspunkte nicht ſo wichtig ſind wie die zuerſt genannten arundſätzlichen. Aber eine beſonnene Kommunalpolitik wird doch nicht achtlos an ihnen vorübergehen. Es iſt jedoch in der kurzen Spanne bis zur Neueinſchulung keine Zeit mehr, um ohne Ueberhaſtung dieſe wichtigen Fragen zu erörtern. Ich würde es auch für wünſchenswert halten, daß der ſchon ſeit Wochen von uns erwartete Mi⸗ niſterialerlaß über die Abſchaffung der Vorſchulen erſt abgewartet wird; er iſt bisher noch nicht einge⸗ troffen. Keiner unſerer Direktoren hat einen ſolchen erhalten: auch das Provinzialſchulkollegium hat geſtern noch keine Kenntnis davon gehabt. Es ver⸗ lautet, daß in einem anderen Miniſterium die Sache einſtweilen auf Widerſtand geſtoßen iſt. Es wird ſich nicht empfehlen, jetzt Hals über Kopf mit einem ſolchen Beſchluß vorzugehen, und bald darauf, wenn der Miniſterialerlaß herauskommt, von neuem dazu Stellung zu nehmen. Es würde dadurch nur eine doppelte Aufregung in unſere Büraerſchaft hineinge⸗ tragen werden. Auch würde es vielen aus der Ver⸗ ſammlung und auch im Maaiſtrat nicht willkommen ſein, wenn die Stadt die Vorſchulklaſſen jetzt ab⸗ ſchaffte, die ſtaatliche Anſtalt, das Auauſta⸗Gym⸗ naſium, ſie dagegen noch behielte. Ich möchte heute auf die arundſätzliche Frage nicht eingehen, weder für noch gegen ſprechen. Ich meine, das wäre verfrüht, es muß anderweitig an . Stelle dieſe Frage erſt reiflich geprüft werden. (Sehr richtig!) einige Folgen möchte ich mir doch aufmerk⸗ achen erlauben. Wenn jetzt beſchloſſen würde, daß die Vorſchul⸗ klaſſen verſchwinden müſſen, und zwar ſchon von Oſtern 1919 ab, ſo würden unſere Direktoren, ſehr Aber auf onnen, und der Zudrang war ſo aroß, daß ſchon