62 Sitzung am 12. März 1919 entſcheiden kann, ſondern es müſſen wirklich kundige, gereifte Fachmänner die Sache nach allen Seiten durchdenken und das Wohl der Geſamtheit wirklich er⸗ wägen. Mit einigen Schlagworten iſt dabei nichts gemacht. Gegen dieſe Schlagworte muß ich mich wen⸗ den. Wir ſollen nicht warten, bis die Arbeiter dikta⸗ toriſche Gewalt erhalten. Sie von der äußerſten Lin⸗ ken haben ja als Organ die „Freiheit“, Sie nennen ſich ſelbſt unabhängig, und Sie erſtreben die Herr⸗ ſchaft der Arbeiter. Sie wollen nicht, daß wir anderen auch frei denken und ſprechen können. Sie wollen die Diktatur! (Zurufe bei den Unabhängigen: Sie verſtehen gar nicht, wie die Diktatur gemeint iſt!) — Ich habe ſchon jetzt die Diktatur durch die Ar⸗ beiterräte zur Genüge kennen gelernt, um von der Probe für allezeit befriedigt zu ſein. (Zurufe: Vorläufig üben Sie die Diktatur aus!) — Ich habe Ihnen auseinandergeſetzt, daß jeder Junge aufgenommen werden kann. (Wiederholte Zurufe.) — Das iſt eine Entſtellung ſder Tarſachen. Jeder hat das Recht, ſeinen Jungen in die Vorſchule hineinzu⸗ bringen. (Zuruf: Wenn der Vater das nötige Geld hat!) — Da können Sie doch Ihre Leute nicht meinen. Die Großkapitaliſten ſind heute überhaupt die Arbeiter, nicht wir. (Zuruf: Warum tauſchen Sie nicht mit dem Arbeiter?) — Manch einer wäre heute lieber Müllkutſcher al8 Beamter. Wir werden alſo dafür ſtimmen, daß die Sache den Deputationen überwieſen wind. 1 Antragſteller Stadtv. Dr. Löwenſtein (Schluß⸗ wort): Ich bin dafür, daß die Frage nach der Sachlichkeit und nicht nach der Länge der Zeit berechnet wird. Darum muß ich auch von vornherein ſowohl die Angaben, die Unterſtellungen des Herrn vom Maugiſtrat als des letzten Herrn Redners abweiſen, daß es nicht genügend von uns überlegt oder nicht durch Sach⸗ lichkeit begründet worden ſei. Wir haben gerade in Schulfragen uns alles ſehr gründlich überlegt. Die] Vorſchulen und auch die Charlottenburger Verhält⸗ niſſe der Vorſchule ſind durchaus keine Dinge, die heute neu geboren ſind und zu denen man gleichſam neu Stellung nehmen müßte, ſondern jeder, der daran intereſſiert iſt, fachmänniſche oder ſonſtige Ge⸗] meinſchaftsintereſſen beſitzt, hat Zeit genua gehabt, ſich darüber zu orientieren. Der Herr Stadtſchulrat Neufert hat ausdrück⸗ ni lich betont, daß die Vorſchule nur in loſer Verbin⸗] dung zu den höheren Schulen ſteht. Um ſo mehr begreife ich nicht, warum die loſe Verbindung 0 gelöſt werden kann, (Zuruf: Kann und ſoll ja!) warum dieſe Verbindung, wenn ſie rein techniſcher Natur iſt, nicht gleichgeitig zum 1. April gelöſt werden kann. Es kommt ja micht eine größere An⸗ zahl Schüler in Betracht. Das Argument, daß es nicht leicht wäre, Volksſchüler in höhere Schulen zu. ſchicken, alſo dort Gemeindeſchulklaſſen zu errichten, ſcheint mir durckaus nicht ausſchlaggebend zu ſein. Man hat z. B. Realſchuiklaſſen auch in Gymnaſial⸗ klaſſen hineingelegt, eine loſe Verbindung war auch da. Es ſcheint mir gar nichts dagegen zu ſprechen, wenn Räumlichkeiten vorhanden ſind, daß ſie auch für Gemeindeſchulen Verwendung finden. Die Frage, daß den Eltern verſprochen worden iſt, daß ſie ihre Kinder in die Vorſchule ſchicken können und daß jetzt nach dem 1. April beim Be⸗ ginn des Schulunterrichts tatſächlich auch die Kinder dorthin kommen, ſcheint mir weniger wichtig zu ſein als die Frage, daß nun endlich der Anfang mit der Abſchaffung der Vorſchule gemacht wird. Wenn die „ Vorſchule ſowieſo abgeſchafft werden ſoll, kann es dieſen Eltern auch nicht außergewöhnlich ſchwer fallen, wenn ſie ſchlechthin nicht unſozial denken, ihre Kinder in einer Volksſchulklaſſe unterbringen. zu laſſen. Es ſcheint mir allerdings eine vornehme, Pflicht des Magiſtrats zu ſein, bei den Anmeldun⸗ gen vorzuſehen, daß die Kinder auch in Volksſchul⸗ klaſſen untergebracht werden können. Das wird ſich zum Teil ſogar für die Eltern als günſtig heraus⸗ ſtellen. weil die Kinder meiſt zu den höheren Schulen einen viel weiteren Weg zurückzulegen haben, als wenn ſie in die Wechſ e Gemeinde⸗ ſchule kommen. (Rufe: Das iſt doch kein Schlußwort!) — Laſſen Sie mich doch die ſachlichen Erwägungen ruhig darlegen, da es doch von Wichtigkeit iſt. Ferner iſt das Argument, daß viele reich Leute aus Charlottenburg fortziehen werden, wenn vielleicht Wilmersdorf Vorſchulen einrichtet, für meine Freunde und mich durchaus nicht ausſchlag⸗ gebend. Das würde bei jeder ſozialen Unterneh⸗ mung, in der Charlottenburg irgendeinem Vororte vorangehen würde, der Fall ſein; denn ſicher wird man in den meiſten Fällen die begüterten Kreiſe mehr zur Bezahlung heranziehen als vordem⸗ Meine Freunde ſehen darin kein Unglück und wür⸗ den es verſchmerzen müſſen, wenn Charlottenburg weniger reiche Leute hat, wie unangenehm das much ſteuertechniſch ſein mag. (Lachen bei der bürgerlichen crtun) Dan warde geagt: aie 4. —— 2 2 nur a Sanen geſtellt werden. gege in den Ländern wie Südde