63 Sttzung am 12. März 1919 Was die Berechnung angeht, ſo gebe ich zu, daß der größte Teil jenes Geldes, das für die, höheren Schulen ausgegeben wird, für die oberen Klaſſen Verwendung findet, daß der Apparat für die oberen Klaſſen am teuerſten wird. Es iſt mir leider unmöglich aeweſen, nach der mir vorliegen⸗ den Statiſtik genau zu berechnen, was die Vor⸗ ſchulen koſten. Ich kann das im Augenblick nicht unterſuchen. Ich würde daher vorſchlagen, daß die Verwendung des Ueberſchuſſes, der dabei heraus⸗ kommt, wenn die Vorſchulen abgeſchafft werden, weil wir die genaue Zahl noch nicht kennen, in einem Ausſchuß beraten wird. (Unruhe.) Die Frage aber, ob die Vorſchule abgeſchafft werden ſoll oder nicht, die unterſte Vorſchulklaſſe ſofort, daß die Eltenm zu den Mehrkoſten für die anderen herangezogen werden, bedarf meines Er⸗ achtens keiner gründlichen Erörterung weiter, weil ſie für alle Fälle ſchon ſpruchreif iſt und durch eine einfache Maßnahme in die Wirklichkeit übergeführt werden kann. Mehr als die Unannehmlichkeit oder vielleicht das Mißfallen, das deinige Eltern haben werden, wenn ſie ihre Kinder zu Oſtern nicht in die Vorſchule ſchicken können, — mehr, tauſendmal mehr wiegt mir das Gefühl der Proletarierkinder, die, wenn ſie 14 Jahre alt ſind, aus der Volksſchule heraus müſſen. Ich habe viele dieſer Kinder kennen gelernt und habe bei vielen Gelegenheit ge⸗ habt, ſie auf dem mühſamen Wege der privaten Vorbereitung in die höhere Schule hineinzubringen. Wer dieſes Bildungsbedürfnis, dieſen Bildungs⸗ hunger der Kinder geſrhen hat, weiß, daß die Ein⸗ richtungen in Charlottenburg nicht genügen. Ich will Charlottenburg keinen beſonderen Vorwurf machen, Charlottenburg iſt darin nicht rüchſtändiger als undere Städte, in denen vordem kapitaliſtiſche Rückſichten ausſchlaggebend geweſen ſind. Jene⸗ 10% vollen Freiſtellen und 10% halben Frei⸗ ſtellen genügen durchaus nicht. Im Gegenteil, wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß alle Bildung ganz frei ſein muß. (Andauernde Unruhe.) Wenn die Vorſchulen nicht abgeſchafft werden — (Wiederholte Rufe: Das iſt doch kein Schlußwort!) e, eee, — Ich verſtehe unter Schlußwort die Antwort —- Vorfteher Dr Borchardt (unterbrechend) Herr Kollege! Sie ſagen eben, Sie geben im Schlußwort die Antwort auf Anariffe. Ich alaube, das iſt eine mißverſtändliche Auffaſſung. Wenn Sie in der De⸗ batte fortfahren wollten, dann hatten Sie ja in der Debatte reichlich Gelegenheit, ſich wieder zum Worte zu melden. Aber das Schlußwort ſoll nicht die Ant⸗ wort auf Anariffe in der Debatte aeben, ſondern einen zuſammenfaſſenden Ueberblick. Ich alaube, des Salumortes us. t ausreden le Sie gehen da von einer mißverſtändlichen Auffaſſuna eiwentein: Der Gerr Vrſecher hat Ich war natürlich der Meinuna, daß das Schlußwort nicht die weitgehende Antwort auf die Angriffe iſt, ſondern daß es die Angriffe zuſammenfaßt und Stel⸗ lung dazu nimmt, ob jene von mir ausgeführte grundſätzliche Stellungnahme dadurch erſchüttert wird. (Zurufe: Es kann doch keiner mehr erwidern!) Vorſteher Dr. Borchardt: Das hätten Sie in der Debatte tun können. Ich alaube, Sie haben doch eine nicht ganz zutreffende Auffaſſung vom Schluß⸗ wort. Stadtv. Dr Löwenſtein: Ich bin ſowieſo aleich am Schluß. Ich würde darum bitten, mir ruhig dieſe kurze Seache noch zu geſtatten. Bei der Berechnung der Koſten für die Vor⸗ ſchule kommt noch in Frage, daß dadurch, daß die Vorſchule beſteht, eine Unmenge von Kindern in die etwas höher aehenden Klaſſen fortwährend mitae⸗ ſchleppt werden und dadurch einen Beſtand an hö⸗ heren Schulen rechtfertigen, die ungeheuer viel Geld koſten, der ſonſt nicht zu rechtfertiaen wäre. Darum fällt der Vorſchule ein aroßer Teil des Geldes zur Laſt, der für die ſpäteren Klaſſen Verwenduna findet. Aber ich bin damit einverſtanden, daß die Verwen⸗ dung dieſes weiteren Geldes in einem Ausſchuſſe be⸗ raten wird. Ich bitte jedemalls, den Antraa amzu⸗ nehmen, daß ſetzt zum 1. April wenigſtens die erſten Klaſſen der Vorſchule abgeſchafft werden. Vorſteher Dr. Borchardt: Wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. Man kann zweifelhaft ſein, ob der An⸗ trag weiter geht, die Vorſchulen zum 1. April 1919 oder der Antrag, ſie zum 1. April 1920 abzuſchaffen. (Stadtv. Dr. Broh: Der Antraa bis zum 1. April 1919 iſt doch weitergehend!) Ich alaube aber, es wird kein Mißverſtändnis ent⸗ ſtehen, wenn ich zuerſt über den Antraga abſtimmen laſſe, die Vorſchulen bis zum 1. April 1919 abzu⸗ ſchaffen. Da erlaube ich mir an die Herren Broh und Kollegen die Frage, ob ſie zufrieden ſind, wenn über ihren Antraa gemeinſchaftlich mit dem Antrag Bade und Gen. abaeſtimmt wird, oder ob ſie beſon⸗ deren Wert darauf legen, auch über die Einzelheite ihres Antraas abzuſtimmen, wonach ſie einen be⸗ ſtimmten Modus der weiteren Abſchaffuna der Vor⸗ ſchule vorſchlagen. Stadtv. Dr Löwenſtein: Ja, unter der Bedin⸗ qung, daß der Modus der Abſchaffung noch in einem Ausſchuß beraten wird. Vorſteher Dr Borchardt: Sie würden alſo vor⸗ läufig zufrieden ſein, daß zunächſt über den Antrag Bade abgeſtimmt wird: Zum Oſtertermin werden die unterſten Klaſſen an den ſtädtiſchen höheren Lehran⸗ ſtalten Charlottenburas (unterſte Klaſſe der Vorſchule bei Schulen für Knaben, die ihr ent⸗ ſprechende unterſte Klaſſe bei Schulen für Mädchen) aufgehoben. Dann bttte ich alſo diejenigen, welche für dieſen eben verleſenen Antrag Bade und Gen. ſind, die Hand zu fſerheben.