66 — Auch die ſind dabei; die haben nun nochmals die Gefahren durchzumachen. Ich meine, meine Herr⸗ ſchaften, daß ihnen deshalb tiefer und unauslöſchlicher Dank dafür gebührt, daß ſie ihr Leben nochmals in die Schanze ſchlagen, und daß deshalb tatſächlich die beſten Quartiere für ſie ausgeſucht werden müſſen. (Sehr richtia!) Die beſten und geeignetſten Quartiere ſind aber nach Lage der Sache, weil die Soldaten in Verbänden auftreten und zuſammenzuhalten ſind, die Schul⸗ häuſer und Schulhöfe, die am erſten noch den be⸗ währten Kaſernen in dieſem Falle gleichen. Ich möchte nicht ſchließen, ohne zu ſagen, daß an dieſer Stelle auch ein Wort des Dankes und des Vertrauens an unſere Lehrerſchaft zu richten iſt, die ihrerſeits harte Tage durchlebt, und die es bei den jetzigen vielfachen Störungen, die der Unterrichts⸗ betrieb erleidet, außerordentlich ſchwer hat, und die große Mühe hat, den Unterricht in einem geregelten Gang zu erhalten. Wir erkennen das tapfere Ver⸗ halten und das unermüdliche Arbeiten der Lehrer⸗ ſchaft an, und wir haben das Vertrauen, wenn die unruhigen Tage vorbei ſind, was ich baldiaſt erhoffe, daß die Lehrer mit ihren Schulen in Ordnung kom⸗ men und dann das allernotwendiaſte nachholen können. Gleichwie ich hier an die Geduld und das Vertrauen der Lehrerſchaft appelliere, bitte ich auch um die Geduld und Nachſicht der Elternſchaft, damit ſie dieſe Zuſtände für die kurze Zeit, die ſie noch, wie ich hoffe, dauern werden, hinnehmen. Wir werden uns gegen den Antrag ausſprechen. Allerdings haben wir nach den Ausführungen des Herrn Stadrat Fiſcher das Vertrauen, daß die Schulen auch nicht eine Stunde länger, als es wirklich notwendig iſt, von ihren Lehrzwecken zurückgehalten werden. (Bravol) Stadtv. Klick: Wir ſind doch der Anſicht, daß es ſehr leicht möglich geweſen wäre, die Truppen wo anders unterzubringen. Wir haben in der Ge⸗ gend des Reichskanzlerplatzes und des Kurfürſten⸗ damms Wohnungen von 8 bis 20 Zimmern, und die Beſitzer dieſer Räume hätten es ſicher mit Freu⸗ den begrüßt, wenn die Truppen bei ihnen einquar⸗ tiert worden wären. In der Auguſte⸗Viktoria⸗ Schule iſt es zu ſittlichen Konflikten gekommen, ſo daß die Eltern der Schülerinnen ſich veranlaßt ge⸗ ſehen haben, ihre Töchter vom Unterricht fernzu⸗ halten. Das ſind Zuſtände, die jeder Beſchreibung ſpotten. Ich möchte bitten, dafür zu ſorgen, daß der⸗ artige Zwiſchenfälle nicht wieder eintreten. Der Maaiſtrat hätte den militäriſchen Behörden aegen⸗ über mehr Rückgrat zeigen müſſen, um zu vermeiden, daß dort ſo etwas vorkommt. Stadtv. Dr. Hertz: Ich habe nach den Ausfüh⸗ rungen des Herrn Stadtrat Fiſcher nicht den Ein⸗ druck, als ob der Magiſtrat dem Antrag in dem Sinne Rechnung tragen würde, wie wir es ver⸗ langen. Deshalb betonen wir ganz beſonders, daß wir hier vor aller Oeffentlichkeit zum Ausdruck bringen müſſen, was ſich gegenwärtig in den Mauern unſerer Stadt abſpielt. Als ganz einwand⸗ freien Zeugen berufe ich mich hierfür auf die a 4 „Neue Zeit“, (Ahal bei den bürgerlichen Parteien) Sitzung am 12. März 1919 die vor kurzem in einem redaktionellen Artikel aus⸗ drücklich dargelegt hat, daß der Magiſtrat nicht nur bereitwillig die Räume zur Verfügung geſtellt, ſon⸗ dern daß er gerade auch die beſten und größten Schulen freigemacht hat. Wir erheben ſelbſtverſtänd⸗ dagegen aufs ſchärfſte Einſpruch. Wir weiſen ferner die Oeffentlichkeit auch darauf hin, welche großen geſundheitlichen Schädigungen für die Schüler und Schülerinnen entſtehen, wenn in den gleichen Räu⸗ men auch Soldaten untergebracht werden. Mein Freund Klick hat bereits darauf hingewieſen, daß der Auguſte⸗Viktoria⸗Schule lebhafte Beſchwerden der Eltern zugegangen ſind, deren erwachſene Töch⸗ ter unſittlichen Beläſtigungen der Soldaten ausge⸗ ſetzt geweſen ſind. (Hört! hört! bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten!) Es iſt durchaus nicht eine Parteiangelegen⸗ heit, wenn wir dagegen Einſpruch erheben, ſondern es liegt im Intereſſe der ganzen 4 1 . wenn dieſen Zuſtänden ein Ende gemacht wird (Zuruf: Die wir jetzt in Lichtenberg haben!) Wir weiſen aber auch ferner darauf hin, daß über⸗ haupt für dieſes Maſſenaufgebot an Militär keige Urſache vorhanden iſt. — Sie rufen mir zu: Lich tenberg. Ich erwidere Ihnen darauf ganz ſachlich, daß der Oberbürgermeiſter der Stadt Lichtenberg, das Haupt der dortigen Kommunalvertretung, das berufen iſt, die Geſamtintereſſen der Stadt zu wah⸗ h0. einen ganz anderen Standpunkt eingenommen hat (Zuruf vom Magiſtratstiſch: Gezwungen!) — Herr Oberbürgermeiſter, Sie glauben doch wohl kaum, daß ein Oberbürgermeiſter einer Stadt ſich gezwungen zu einer ſolchen Erklärung hergeben wird. (Lebhafte Zurufe. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr Borchardt (unterbrechend): Ich möchte bitten, den Redner mit Ruhe anzuhören: die Verhandlungen werden ſonſt nur in die Länge gezogen. — Stadtv. Dr. Hertz (fortfahrend): Ich bin am Schluß meiner Ausführungen. Ich möchte Ihnen nur ſagen, daß wir im Namen der ganzen Bürger⸗ ſchaft gegen dieſes Treiben den allerſchärfſten Ein⸗ ſpruch erheben. Stadtv. Gebert: Meine Damen und Herren! Ich kann auch im Namen meiner Freunde erklären, daß auch wir wünſchen, daß die An ſo ſchnell wie möglich wieder frei werden. (Lebhafte Rufe: Wir anen Das liegt im Intereſſe der 2r. eecleg. Den Dank, den man hier de hat, verſtehe ich 1— — . Militär aus den Sa