67 Sitzung am 12. März 1919 iſt während dieſer kurzen Zeit geſchehen, und dieſer Schrei nach Freiheit aus dem Kreiſe der Lehrer ſollte doch eigentlich den Magiſtrat dazu drängen, alles zu verſuchen, die Truppenmaſſen aus den Schu⸗ len herauszunehmen. 7 Nun heißt es: wo ſollen wir ſie hinbringen? Nun, meine Damen und Herren, wir haben ja ge⸗ ſehen, daß Charlottenburg nicht mit allzuviel Trup⸗ pen belegt worden iſt. (Widerſpruch.) Dieſe Truppen hätten nach meinem Dafürhalten in anderen Unterkunftsräumen untergebracht werden können. Man hätte z. B. das Schloß dafür nehmen können. Wenn man auch darauf hingewieſen hat, daß dort vielleicht keine Feuerungseinrichtungen vor⸗ handen ſein mögen, ſo hätten ſich doch Notfeuerunas⸗ einrichtungen ohne weiteres ſchaffen laſſen. Dort hätte eine ganze Anzahl von Truppen untergebracht werden können. Es iſt, wie geſagt, im Intereſſe der Kinder dringend notwendig, daß das Militär aus den Schulen herauskommt. Ich möchte auch noch darauf hinweiſen, daß wir uns ſeinerzeit ganz energiſch dagegen gewandt haben, die Schulen zu Notwohnungen zu benutzen. Ich er⸗ innere Sie daran, daß wir uns im Demobiliſations⸗ ausſchuß ſehr nachdrücklich dagegen ausgeſprochen hatten, und da wurde uns auch geſagt, es ſolle ſoweit wie möglich alles getan werden, um die Schulen frei⸗ zulaſſen. Nun müſſen wir erleben, daß die Schulen durch das Militär belegt werden. Ich kann im Na⸗ men meiner Freunde ſagen, daß wir einen derartigen Zuſtand auf die Dauer nicht mit ruhigem Blute an⸗ ſehen können. (Zuruf: Auf die Dauer?) — Ja, die Zeit währt ſchon allzulange, und ich wage auch zu behaupten, daß, wenn der Magiſtrat dem Militär gegenüber ein feſtes Rückgrat gehabt hätte, er doch ſeinen Einfluß dahin hätte geltend machen können, daß nicht ſo viel Schulen wie jetzt belegt worden wären. Alſo wir ſtehen auf dem Stano⸗ punkt, daß das Militär ſo ſchnell wie möglich aus den Schulen herauskommt. 5 Ueber die Frage, inwieweit hier in Charlotten⸗ burg geordnete Verhältniſſe in bezug auf Ruhe und Sicherheit beſtehen, will ich hier nicht reden. Wir werden ja eine Gelegenheit bekommen, wo wir uns eingehend über dieſe Frage unterhalten können. und dann kann ja feſtgeſtellt werden, wie Licht und Schat⸗ ten verteilt iſt. Stadtv. Dr. Krüger: Mir ſcheint, daß die Sicher⸗ heit aller Bürger — zu denen ich Sie natürlich auch rechne — vielleicht noch wichtiger iſt, als daß die Kinder die Schulen beſuchen. Was nutzt das alles, wenn wir eine ſolche Pöbelherrſchaft bekommen. wie wir ſie in Lichtenberg ſehen. Dort ſind die Kinder ſchon auf dem Schulwege in Gefahr, erſchoſſen zu werden. ie für Sicherheit, dann werden die untergebracht wird, iſt ſelbſtverſtändlich, und es iſt das kleinere Uebel, wenn deshalb die Schüler ꝛie Schulen nicht beſuchen können. Die Zuſtände. daß die Schulen mit Militär belegt worden ſind, waren während des Krieges nicht vorhanden; das ſind Fol⸗ gen, die die Revolution gezeitigt hat, auch eine der prachtvollen Errungenſchaften dieſer Revolution. Und daß Sie nun gerade, die doch bei der Revolution recht lebhaft beteiligt ſind, dieſe Zuſtände ſo ſehr ke⸗ klagen, das kann ich nicht begreifen. Jedenfalls ſtehen wir auf dem Standpunkt, den Magiſtrat zu birten, den Soldaten in den Schulhäuſern nach wie vor eine möglichſt gute Unterkunft zu gewähren, damit hier nicht ſolche Zuſtände einreißen, wie wir ſie in der Frankfurter Allee und in Lichtenberg erlebt haben, und wie es, wie wir wiſſen, in Rußland iſt, wenn die Leute zügellos werden, nachdem ſie ihr National⸗ gefühl verloren haben. Ich weiß zwar, daß das Wort international nicht der Gegenſatz iſt zu national, aber das iſt meine feſte Ueberzeugung, daß es ein Schma⸗ rotzergewächs auf dem nationalen Empfinden iſt. Das nationale Empfinden iſt in unſeren Sold iten vernichtet worden. Die Völker, die national geblie⸗ ben ſind, haben geſiegt; aber die Völker, deren untere Schichten international verdorben worden ſind, ſind zugrunde gegangen, und das iſt der Fluch, der auf der Sozialdemokratie ruht. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Dr. Luther: Ich möchte nur eine gangz kurze Bemerkung machen. Selbſtverſtändlich tut es mir perſönlich unſagbar leid, wenn der Unterrichts⸗ betrieb in unſeren Schulen geſtört wird; es tut mir nicht minder leid, wenn ſich die Dinge abgeſpielt haben, die Herr Stadtw. Dr. Hertz vorhin angedeutet hat. Wir wünſchen ſehnlichſt, daß dieſe Zuſtände geändert werden. Aber ich beſtreite den Herren Stadtv. Klick und Dr Hertz, daß ſie im Namen der ganzen Bürgerſchaft, wie ſie geſagt haben, ihre For⸗ derung erheben. Ein großer Teil der Bürgerſchaft leidet unter einer unſagbaren Nervoſität über die Zuſtände, die in Charlottenburg ſind, und wir ſind verpflichtet dazu, weil doch Krieg iſt, auch dieſen Teil der Bürgerſchaft zu ſchützen, und darum müſſen wir, ſolange Krieg iſt und dieſe entſetzlichen Zuſtände be⸗ ſtehen, die doch keiner von Ihnen irgendwie billigen wird, dafür ſorgen, daß die Nervoſität in unſerer Bürgerſchaft nicht noch größer wird. Eine große Reihe von Leuten haben Charlottenburg verlaſſen oder wollen es verlaſſen. Wir haben kein Intereſſe daran, daß gerade dieſe Teile der Bürgerſchaft ab⸗ wandern. Ich beſtreite daher, daß die Stadw. Klick und Dr, Hertz im Namen der ganzen Bürgerſchaft dieſe Dinge zu berühren ein Recht haben. Stadtv. Dr. Broh: Wir müſſen hier zweierlei unterſcheiden; erſtens einmal die Frage der Schule. Man kann ſogar auf dem Standpunkt ſtehen, den Herr Kollege Dr Krüger einnimmt, und trotzdem wünſchen, daß wenigſtens die Schulen, in denen unſere Jugend erzogen wird, von den Unſtttlichkeiten der Regierungstruppen, von der Krätze und den : Läuſen, die ſie mitbringen, freigehalten werden. Ich f finde, das ſind zwei verſchiedene Geſichtspunkte, und darauf beſonders richtet ſich unſer Antrag. Wir wünſchen, daß der Magiſtrat vor allem ſein Beſtreben Daß das Militär vernünftig dahin richtet, daß er die Schulen freimacht, indem