7 68 Sitzung am 12. März 1919 wir behaupten, daß außer den Schulen noch andere Einrichtungen vorhanden find, die geeigneter wären, um dieſe Truppen unterzubringen. (Zuruf bei der Bürgerlichen Fraktion: Welche denn?) — Herr Kollege Klick hat Ihnen ja bereits welche ge⸗ nannt. — Wir haben auch ſehr große Kinos, die wir dazu benutzen können; nehmen Sie meinetwegen ſo⸗ gar irgendein Theater dazu. Das geht alles noch eher, als daß Sie die Schulen dazu nehmen, den Schulunterricht ſtören und vor allen Dingen die Sitt⸗ lichkeit und Geſundheit unſerer Kinder gefährden. Außerdem muß ich dann noch einige Worte zu dem ſagen, was hier mit beſonderem Behagen, kann ich geradezu behaupten, von den Herren Kollegen Dr Brix und Dr. Krüger ausgeführt worden iſt, daß wir vor dieſen bewaffneten Säuglingen beinahe dank⸗ bar auf den Knien liegen müßten, die jetzt herum⸗ laufen und ihre Gewehre nicht halten können, ſo daß einfache Leute, die, ohne irgendwelche Abſichten zu haben, auf der Straße gehen, ihren Geſchoſſen ohne jeden Schutz ausgeſetzt ſind. Wir in Charlottenburg wiſſen doch ganz genau, daß hier nicht das geringſte Geſindel etwa Verſuche gemacht hätte, gegen das Bür⸗ gertum aufzutreten. (Lebhafter Widerſpruch bei den bürgerlichen Parteien.) — Mir iſt davon nichts bekannt. (Aha! bei den bürgerlichen Parteien.) — Sie können das ja dann nachher geltend machen; ich weiß davon nichts. (Lachen und Zurufe bei den bürgerlichen Parteien.) Ich wohne ja auch in Charlottenburg, habe aber bis⸗ her nichts von alledem geſehen. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Ich 1aſe Sie, die Zurufe und Zwiegeſpräche zu unter⸗ laſſen. Stadtv. Dr Broh (fortfahrend): Aber wenn Sie Fälle haben, in denen die Arbeiterſchaft pielleicht erregt aufgetreten iſt — ich weiß es nicht —, ſo iſt auch das möglich. Denn überall — das wiſſen wir ſchon aus der Zeit Kaiſer Wilhelms II. —, wo Truppen aufgetreten oder Schutzleute mit Re⸗ volvern gekommen ſind, kam es naturgemäß zu Krawallen. (Sehr richtig! bei den Unabhängigen Sozial demokraten.) Wenn Sie die Truppen zurückhalten, dann ſchaffen die Arbeiter, die werktätige Bevölkerung unter ſich bereits die nötige Ruhe und Ordnung; das hat ſich immer erwieſen. (Widerſpruch.) In dem Moment, als der Generalſtreik erklärt] den, hatte bereits der Kollege Hirſch, der ja zu⸗ gleich Miniſterpräſident in Preußen iſt, den Be⸗ . in der Taſche. Er hat ihn ſofort verkündet (Zurufe bei den bümaerlichen Parteien) und ſich damit auf ein Gebiet der alleräußerſten Reaktion aus dem Jahre 1851 zurückbegeben. Er bat die perſönliche Freiheit aufgehoben, er hat das Recht auf die Wohnung aufgehoben, er hat alles aufgehoben, was bisher eine Errungenſchaft des modernen Bürgers geweſen iſt, ohne daß irgendein Grund dazu vorlag, außer dem Grund eben, die Truppen hereinzubekommen. Daß nun nachher, als die Truppen da waren, die bekannten Zwiſtigkeiten eingetreten ſind, vot allen Dingen um die Futter⸗ krirpe, das wiſſen wir ja alle. Die Volksmarine⸗ diviſion wollte ſich von dieſen jungen Leuten nicht 1u ihren gut dotierten Stellungen verdrängen aſſen, (Ahal bei den bürgerlichen Parteien) ebenſo die rote Soldatenwehr nicht, und da haben ſ ſich beide das Kabkeln gekriegt, unter dem nachher die Bevölkerung gelitten hat. Aber wie in Wirklichkeit die Verhältniſſe liegen, das zeigt vor allem — wonauf ja bereits hingewieſen iſt — das Verhalten des Oberbürger⸗ meiſters von Lichtenberg. Der Oberbürgermeiſter von Lichtenberg hat geſtern, glaube ich, Herrn Noske den Vorſchlag gemacht, es ſollten die Regierungs⸗ truppen zurückgezogen werden. Nun, der Herr -Oberbürgermeiſter von Lichtenberg weiß doch wohl am beſten, welche Sicherheit dieſe Truppen bieten. Und welche Sicherheit bieten ſie denn? Die Sicher⸗ heit, daß die Bewohner ſämtlicher Häuſer von Lichtenberg den Kanonengeſchoſſen preisgegeben ſind; das iſt die Sicherheit! Wenn ſchon wirklich, „möchte ich ſagen, einige Aufrührer kommen, dann tritt als Gegenwehr die Regierungstruppe auf, und dann haben Sie einen Zuſtand wie in einer be⸗ lagerten Stadt, wie im Felde, dann fliegen die Kugeln hin und her. Und da wollen Sie dann noch ſagen, daß wir eine wunderbare Sicher⸗ (hgeit durch dieſe Truppen genießen, die die Kanonen bedienen! Alſo die Katze beißt ſich hier in den Schwanz. Die Sicherheit haben Sie niemals, wenn Mann an Mann geht; die Sicherheit haben Sie mur dann, wenn Sie dieſe Truppen mit ihren Ka⸗ monen entfernen. 2 (hofe gure oe oen aicheltchen Darien) „— Warten Sie doch ab, bisher ſind Sie doch ſehr geſund. Ich bin überzeugt, daß, wer und, wie i 8 nicht hier unten nicht 22 4 wurde und noch gar keine Ruheſtörungen ſtattfan⸗] nich