70 nationales Gefühl berufen. Und das war auch mit der Hauptgrund, warum unſere Feinde uns 10 in das Hintertreffen gebracht haben. (Zuſtimmung bei den bürgerlichen Parteien.) Weiter hat ſich Herr Dr Broh dazu aufgewor⸗ fen, darauf hinzuweiſen, daß die Aufrührer, die dieſe ſchrecklichen Untaten hier in Groß⸗Berlin verübt haben, gar nicht ſo ſchlimme Leute wären, und er hat verſucht, ſie weiß zu waſchen. Es iſt mir inter⸗ eſſant und charakteriſtiſch, daß eine 4 .. Hilfe⸗ leiſtung für Spartakus durch einen ſo hervorragen⸗ den Herrn der Unabhängigen Fraktion hier erfolgt. (Hört, hört! bei den bürgerlichen Parteien.) Zunächſt iſt dieſer Herr von einer falſchen Voraus⸗ ſetzung ausgegangen, indem er die einſchlägigen Charlottenburger Verhältniſſe beſprach. Herr Dr. Broh hat gemeint, in Charlottenburg wären, derartige Untaten und Gewalttätigkeiten noch nicht worgekommen. Ich kann ihm aus eigener Erfah⸗ rung das Gegenteil beweiſen. Vorgeſtern nacht um ½1 Uhr fing in der Goethe⸗ und Carmer⸗ ſtnaße, dicht an meinem Hauſe, eine derartige Schießerei an, die bis 3 Uhr dauerte, ſo daß kein Menſch zur giuhe kommen konnte. (Zuruf bei den Unabhängigen Sozialdemokraten: Seitens der Regierungstruppen!) — Nein, es hat ſich herausgeſtellt, daß Leute auf die Dächer der Carmer⸗ und Goetheſtraße Ma⸗ ſchinengewehre gebracht hatten und ohne irgendeine Provokation auf die Poſten und die Goetheſtraße entlang er haben, um den Zuzug von Trup⸗ pen nach dem Poſtgebände abzuſchneiden. Ebenſo ſoll geſtern in der Schloßſtraße eine wüſte Schießerei geweſen ſein. Um ſolchen Gemalttätigkeiten entgegenzu⸗ treten, har die Regierung nicht nur das gute Recht, ſondern die verfluchte Pflicht und Schuldigkeit, Ge⸗ walt gegen Gewalt zu ſetzen. Deshalb empfand ich heute morgen Freude und Genugtuuna, Zeuge da⸗ von ſein zu können, wie in der Frühe zwiſchen 8 und 9 Uhr aroße Maſſen von Truppen, voll⸗ ſtändia feldmarſchmäßig ausgerüſtet, mit Baaage und Raccgnengenchrer aus der Kaiſer⸗Friedrich⸗ Schule herauszogen. Anſcheinend ſind ſie dort in der Nacht untergebracht worden, in der Befürchtung. daß ſolche Ueberfälle, wie ſie in der Schloß⸗ und in der Goetheſtraße vorgeſtern ſtattgefunden hatten, auch geſterm nacht wieder erfolgen würden. Ich glaube, wir ſind der Regierung Dank da⸗ für ſchuldig, daß ſie derartige Vorſichtsmaßregeln trifft. Wenn aber die Truppen zu ſolchen Zwecken untergebracht werden ſollen, ſo kann das nur for⸗ mationsmäßig geſchehen. Ein Ausweg, wie ihn Herr Stadtv. Klick. vorſchlug, ſie in den Miet⸗ häuſern am Kurfürſtendamm oder ſonſtwo unter⸗ zubringen, iſt nicht möglich. Sie könnten dort nur bolſchewiſtiſch imfiziert werden und würden hier der⸗ artig voneinander getrennt ſein, daß ſie bei Ueber⸗ fällen nicht geſammelt umd einzeln abgemurkſt wer⸗ den können. Solange die Notwendigkeit beſteht und die Herren von der äußerſten mdikalen Seite nicht dafür ſorgen, daß eine beſſere Einſicht in die Maſſen kommt, um ſolche Gewalttätigkeiten zu vermeiden, ſo lange müſſen wir unſere öffentlichen Gebände! Sitzung am 12. Mürz 1919 2 2 und die Schulen ihrem eigentlichen Zweck mit Be⸗ dauern entzogen ſehen, und es liegt nicht der ae⸗ ringſte Anlaß dazu vor, dem Magiſtrat irgendeinen Vorwurf daraus zu machen, daß er dieſe Zeit der Paſſivität unnötig verlängert. Zuerſt kommt die Sicherheit und die Ruhe des Landes, und erſt auf einer ſolchen Unterlage läßt ſich ein geordnetes Schulweſen und ein zweckentſprechender Unterricht unſerer Kinder aufbauen. (Lebhafte Zuſtimmung b. d. bürgerlichen Parteien.) Stadtv. Heilmamn: Meine Kollegen! Herr Stadtv. Dr Krüger hat gemeint, das internationale Empfinden ſei nur ein Schmarotzergewächs. Ich möchte ihm micht darin folgen, die Urſache unſerer Niederlage im Kriege zu unterſuchen; es geſchieht das ja in anderen Parlamenten, in der National⸗ verſammlung und anderswo, ausführlich genug. Ich glaube nicht, daß die Stärke des mationalen Emp⸗ findens anderswo größer war als bei uns. Ich glaube, daß es nach der alten Regel gegangen iſt, daß Gott bei den ſtärkeren Bataillonen war. Aber dieſe Kennzeichnung des 2 . Emp⸗ findens, auf das wir ſtolz ſind, muß ich doch zurück⸗ weiſen. Es wäre vielleicht für Deutſchland beſſer geweſen, wenn wir nicht ſo viele nationale Schmarotzer während des Krieges gehabt hätten, (Sehr richtig! bei den beiden ſozialdemokratiſchen Fraktionen) nicht ſo viel Kriegsgewinnler, nicht ſo viel Wucherer und nicht ſoviel Haſardeure mit dem Kriegsglück. Nun geſtatten Sie mir einige Bemerkungen gu den Ausführungen des Herrn Dr Broh. Herr. IDr. Broh hat gemeint, der Kollege Hirſch ſei in die ärgſte Reaktionszeit zurückverfallen, weil er den Be⸗ lagerungszuſtand proklamierte. Die Aufhebung de⸗ Belagerungszuſtandes war eine der erſten Errun⸗ genſchaften der Revolution, auf die wir ſtolz und deren wir froh waren, und wir ſird alle traurig, daß wir jetzt in das alte Elend zurückgeglitten ſind. Schämen aber müßten ſich darüber diejenigen, die daran ſchuld ſind! ( Lebhafte Zuſtimmung.) Im übrigen, meine Herren, wird es dem Kollegen, Dr. Broh ſi ſcherlich nicht unbekannt ſein, daß dort. wo ſeine engeren Parteifreunde zur Herrſchaft ge⸗ kommen ſind, in den Mordtagen in München wie in Bremen unter der Herrſchaft der Unabhängigen, ſo⸗ — fort der Belagerungszuſtand in 2 4 uce Ver⸗ 8 2 hängt worden iſt, 4 22 2 2 (fehr acn in dem ſeine vie Zügel 9en M in die 24 Eerte anſtand. (Stadtv. br 2 —