71 Sitzung am 12. März 1919 — Herr Dr Broh, es iſt nicht nötig, daß Sie mich unterbrechen. Dann will ich ſtatt Unabhängige ſagen: die revolutionären Obleute, die Schützer der Mörder der Auer und Oſel, und Sie werden wiſſen, zu welcher Partei ſie gehören. 8 (Unruhe und Zurufe.) Ich möchte teine unnütze Erregung in die Verhand⸗ lung hineinbringen. Ich glaube, daß dieſe Debatte, ſehr wanig zu unſeren eigentlichen Aufgaben gehört, (ſehr richtig!) —— 8 4 und ich ſpreche nur durch die äußerſte Notwendigkeit gezwungen überhaupt über dieſe Sachen, die im weſentlichen nur eine agitatoriſche Bedeutung haben. Herr Kollege Dr. Broh hat ſehr verächtlich von der Volksmarinediviſion und der Republikaniſchen Soldatenwehr geſprochen. Es wundert mich, ich habe bisher aus den Reihen ſeiner Parteigenoſſen nicht gehört, daß ſie bloß um die Futterkrippe kämpften. Wegen der Volksmarinediviſton ſind ja die Parteigenoſſen des Herrn Dr. Broh aus der Reichsregierung ausgeſchieden, und das bloß um ein paar Leute, die ihre Futterkrippe nicht verlaſſen wollten? Das iſt eine neue Darſtellung, für die ich ihm dankbar bin. Ich habe ſelbſt als politiſcher Geaner der Führung der Volksmarinediviſion dieſe Herren niemals ſo tief eingeſchätzt. (Heiterkeit.) Herr Kollege Dr Broh beruft ſich auf den Oberbürgermeiſter von Lichtenberg. Je nun, der Oberbürgermeiſter von Leipzig hat dem General⸗ ſtreikkomitee 400 000 ℳ ausgezahlt. Man tut mancherlei je nach den Umſtänden, in denen man ſich gerade befindet. (Große Heiterkeit.) Ich muß es auch zurückweiſen, meine Herren, daß diejenigen, die draußen im Felde Helden ae⸗ weſen ſind, jetzt Beſtien ſind. Dieſe Verallgemeine⸗ rungen ſind falſch. Unter den jetzigen Miſſetätern ſind leider außerordentlich viel Jugendliche und ebenſo auch außerordentlich viel Reklamierte, und Mitkämpfer im Kriege ſtehen auf der einen wie auf der andern Seite. Gerade das, Herr Dr Broh, er⸗ füllt uns ja mit ſo tiefer Trauer, daß wir, die wir draußen gemeinſam das Unalück durchgemacht haben, jetzt gar noch gegeneinander die Waffen führen müſſen. Wenn aber aus dieſer verzweifelten Not ein Ausweg möalich iſt, dann iſt er nur möalich auf dem Wege ehrlicher Demokratie, ehrlicher Befraaung des ganzen Volkes Voltswilens und ehrlicher Anerkennuna des (Sehr richnial) Das das Volt bei den Wallen beſtimmt, das muß und wer ſich demaegenüber auf den Stand⸗ ittatu ſchuld damn, wenn ur ſent, 8 fjnoch nicht am Ende aller Dinge. jgenau ſo wie in Rußland, ebenſo wie bei gewiſſen ſanderen Revolutionen. Das mögen ſich die Herren Vorſteher Dr. Borchardt: Ich muß zugeben, daß die Ausführungen in einem nur loſen Zuſammen⸗ hange mit dem vorliegenden Antrage ſtehen. (Heiterkeit.) Aber der Zuſammenhang iſt dadurch gegeben, daß die Antragſteller ſagen: die Wegziehung des Militärs ließe ſich leicht ermöglichen, und dadurch würde man auch die Schulen vom Militär befreien. Dieſen Zu⸗ ſammenhang haben die Antragſteller konſtruiert, ihn muß ich als vorhanden zugeben. Deshalb war ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage, die politiſche Debatte, die ſich daran knüpfte, zu unterbinden. Ich bitte aber die Kollegen, dieſer volitiſchen Debatte nunmehr nicht noch einen weiteren Rahmen geben zu wollen. Stadtv. Künzel: Meine Damen und Herren! Es reizt natürlich, dieſe politiſche Debatte noch nicht abzubrechen. Aber ich möchte Rückſicht auf die vor⸗ geſchrittene Zeit nehmen. Es wird ſich noch Gelegen⸗ heit dazu bieten, den Herren von der linken Seite einmal klar vor Augen zu führen, daß ſie es geweſen ſind, die am 9. November dem deutſchen Volk den Dolch in den Rücken geſtoßen haben. (Große Unruhe und Rufe bei den Sozialdemokraten: Huhu!) Heute — auch ſchon früher — iſt der Zeitpunkt ge⸗ kommen, wo Scheidemann ſagen kann: die Geiſter, die ich rief, die werd' ich nun nicht los. Weiter will ich heute nichts ſagen. Es wird ſich hoffentlich bald Gelegenheit bieten, darauf nochmals einzugehen. (Rufe bei den Sozialdemokraten: Hoffentlich recht bald!) Was die Frage der Sicherheit anlangt, ſo möchte ich auch da dem Herrn Kollegen Klick erwidern, daß Pläne beſtanden haben, z. B. das Munitions⸗ und Waffendepot am Lützow in der Feuerwache zu ſtürmen, — daß diesbezügliche Geſpräche, nicht eins, ſondern mehrere, belauſcht worden ſind, (Rufe bei den Sozialdemokraten: Ach!) und daß es um deswillen ſchon notwendig geweſen iſt, gerade in dieſe Gegend Militär hineinzulegen. Dafür gab es eben keine anderen Räume als die Schulen. Das ſind klar erwieſene Dinge, die jeder⸗ zeit beſtätigt werden können. Darum müſſen wir uns damit abfinden. Ich möchte bei der Gelegenheit noch das eine be⸗ tonen: Auch wir haben es nur ſchweren Herzens mit angeſehen, daß die Schulen ihrem eigentlichen Zwecke entzogen wurden. Aber wir ſehen ebenſo gut ein, daß es nicht anders geht. Wir danken den Truppen, daß ſie bis jetzt geholfen haben, die Sicherheit wieder⸗ herzuſtellen, und wir wollen hoffen, daß die Sicher⸗ heit bald wieder in dem Maße hergeſtellt ſein wird, daß wir die Truppen entbehren können. Ich per⸗ ſönlich möchte allerdings meinen, daß bis auf wei⸗ teres dafür keine Ausſicht vorhanden iſt. Wir ſind Es geht bei uns