Die Berechtigung nach der Mieterſchutz⸗Verord⸗ nung vom 23. September 1918 werden wir vielleicht auch in Anſpruch nehmen müſſen, obwohl das vor einigen Monaten die Mitglieder des Mieteinigungs⸗ amtes abgelehnt haben. Jetzt aber liegen die Ver⸗ hältniſſe doch ſo, daß wir von dieſem Rechte Gebrauch machen müſſen. Allerdings haben wir im Mieteini⸗ gungsamt wiederholt in den letzten Wochen bei den Entſcheidungen die Anſicht ausgeſprochen, daß nach einem halben Jahr wohl die Wohnungsnot hier in Groß⸗Berlin nicht mehr ſo erheblich ſein wird. Es hat ſich jetzt ſchon in ganz eklatanter Weiſe gezeigt, daß eine ganz große Anzahl von Perſonen aus den verſchiedenſten Klaſſen, arm und reich, von Berlin fortziehen. Jedem von uns iſt eine ganze Reihe ſolcher Fälle perſönlich bekannt, und wir alauben, daß ſich dadurch auch die Wohnungsnot in kurzer Zeit, viel⸗ leicht in einem halben Jahre, etwas weniger bemerk⸗ bar machen wird, als es jetzt der Fall iſt. Trotzdem ſollte alles das vom Maaiſtrat geſchehen, was in bezug auf die Fürſorge von Kleinwohnungen möglich iſt. Stadtv. Panſchow: Verehrte Anweſende! Es wäre ja ein ganz eigentümlicher Zuſtand, wenn während der Zeit, wo Nahrungsmittel, Kleidung und die notwendigſten anderen Bedürfniſſe des täglichen Lebens knapp ſind, nicht auch der Wohnungsmangel eingeſetzt hätte, wenn ſich nicht die Zuſtände auf dem Baumarkt, die ſich einerſeits wegen des Mangels an Arbeitern, auf der anderen Seite des Material⸗ mangels wegen eingeſtellt haben, jetzt in erheblichem Maße bemerkbar gemacht hätten. Aber ſo ſchwarz, wie es Herr Dr Roſenfeld dargeſtellt hat, ſoll man das doch nicht anſehen. Vergeſſen wir doch nicht, daß wir uns in einer langen Reihe von Friedensjahren mit einer koloſſalen Ueberproduktion von Wohnungen daran gewöhnt hatten, daß es jedem, der eine Wohnung haben wollte, freigeſtellt war, ſie ſich nach Belieben auszu⸗ ſuchen; und daß dieſe Verhältniſſe nun in der gegen⸗ wärtigen Zeit bei der Knappheit aller Dinge nicht auch ſo ſein können, iſt doch ſelbſtverſtändlich. Mir ſelbſt hat eine Dame, die mir naheſteht, den Wunſch ausgeſprochen, eine Wohnung zu mieten. — Ich führe das an, um Herrn Dr Roſenfeld zu ſagen, wo⸗ her die vielen Wohnungsnachfragen kommen. — Ich war in der Lage, der Dame eine ſehr ſchöne Zwei⸗ bis Dreizimmerwohnung nachzuweiſen. Sie wurde abgelehnt, weil ſie kein elektriſches Licht hatte. Als ich ihr eine andere vorſchlug, die elektriſches Licht hatte, wurde ſie abgelehnt, weil ſie in der Tau⸗ roggener Straße lag: die Tauroggener Straße wäre eine kinderreiche Gegend, dorthin ziehen wir nicht. Ich weiß aber, daß dann dieſelbe Dame eine Anzeiae in die Zeitung eingeſetzt hat, durch die ſie eine paſſende Wohnung ſucht. Ich führe das nur an, um damit nachzuweiſen, daß die Anzeigen für uns nicht maßgebend ſein können. Auch der Abbau von Kriegsgeſellſchaften würde eine ganze Menge von Wohnungen freimachen, und der Abbau der Induſtrie, auch wenn wir ihn mit großem Bedauern vor ſich gehen ſehen, wird zweifel⸗ los dazu beitragen, daß eine ganze Anzahl Familien Charlottenburg verlaſſen werden. Dann wollen wir doch nicht vergeſſen, daß wir nicht ſo luxuriös, wie wir in früheren Jahren gewirtſchaftet haben, auch in der jetzigen Zeit leben können. Einen Ueberfluß von Sitzung am 12. März 1919 kommen, und wir müſſen uns daran gewöhnen, mit einer Wohnungsknappheit wie überhaupt mit einer Knappheit auch auf den übrigen Gebieten zu rechnen. Es iſt uns angenehm, vom Maaiſtrat zu hören, daß er alles getan hat, um dieſem vorübergehenden Wohnungsmangel abzuhelfen, und wir geben der Hoffnung Ausdruck und ſind überzeugt, daß der Wohnungsmangel vielleicht in einem Jahr nicht mehr ſo beſtehen wird, wie er zurzeit in Chanlottenburg herrſcht. In Groß⸗Berlin beſteht ein Wohnunas⸗ mangel zurzeit überhaupt nicht; denn wenn Sie durch die Straßen Berlins gehen, finden Sie genug Häuſer, an denen Zettel befeſtigt ſind, auf denen Wohnungen angeboten werden. Allerdings ſind das Wohnungen, die nicht mit dem arößten Komfort aus⸗ geſtattet ſind. Aber man kann nicht alles bieten, ſon⸗ dern muß mit dem zufrieden ſein, was die Gegenwart zur Verfügung ſtellen kann. Stadtv. Dr. Broh: Meine Damen und Seret So leicht befriedigt können wir uns nicht erklären, wie die Vertreter der bürgerlichen Parteien. Das liegt eben daran, daß wir den Proletariern denn doch etwas näher ſtehen, zum Teil durch Beruf, zum Teil dadurch, daß wir ſtändig mit ihnen zuſammen und mit ihnen befreundet ſind. Die Wohnungsfrage iſt eine Frage des Pro⸗ letariats, verſtehen Sie wohl. Sie, meine Damen und Herren, leiden nicht, und ich perſönlich auch nicht, unter der Wohnungsfrage; aber das Prole⸗ tariat leidet darunter und hat ſchon ſeit Jahren darunter gelitten, ganz glatt zu ſchweigen davon, daß ſelbſt dann, wenn das Proletariat eine Woh⸗ nung findet, es gewöhnlich dieſe zwei Räume oder gar nur einen Raum noch mit ſo und ſo viel anderen teilen muß, einfach aus Not, einfach deshalb, weil es nicht allein ein oder zwei Zimmer für ſich be⸗ zahlen kann, (Zuruf: Auch jetzt?) während Sie natürlich imſtande ſind, 5 oder noch mehr Zimmer zu bezahlen, (Zuruf: Wie groß iſt denn Ihre Wohnung?) Darin liegt der Unterſchied. Die andere Perſpektive, die wir in der Woh⸗ nungsfrage haben, alſo die Hoffnung, die Herr Kol⸗ lege Dr Feilchenfeld ausſprach, Berlin und Char⸗ lottenburg würden in einiger Zeit entvölkert ſein, iſt ganz vage. Wie geſagt, eine Wohnungsnot war vorher ſchon in Charlottenburg, (Widerſpruch) und ſie wird weiter ſein, und Dug. uir willic die notwendigen Forderungen des an Wohnungen befriedigen wollen, ſo langen ja gar nicht die jetzt ſtehenden Häuſer, und ſie konnten vor⸗ her nur auf Grund des Schlafburſchenſyſtems aus⸗ re n das doch einmal 44 e. So ie Dinge. 5 Wohnungen werden wir in der jetzigen Zeit nicht be⸗ betr