78 hergeſtellt Lerden. wir haben ferner ein größeres Gelände an der Jungfernheide, das planmäßig be⸗ baut werden muß. Wenn die Ziegel nicht da ſind, ſo beſchaffen Sie ſie. Es wird doch wohl möglich ſein, wenn man den nötigen Willen hat, wenigſtens den Anfang zu machen. Wir verlangen natürlich vom Magiſtrat nichts Menſchenunmögliches, aber wir verlangen, daß er uns den redlichen Willen be⸗ weiſt und den Anfang damit macht. Wie geſagt, wir verlaſſen uns aber nicht darauf, was der Ma⸗ giſtrat macht, wir werden ſelbſt unſere Anträge ſtellen und dann ſehen, wieweit die Stadtverord⸗ neten in ihrem nichtſozialiſtiſchen Teil ein Verſtänd⸗ nis für dieſe Frage des Proletariats haben. Am Schluß möchte ich nur noch unſeren grund⸗ ſätzlichen Standpunkt zu der Frage darlegen, der nämlich darin beſteht, daß dieſe ganze Wohnungs⸗ kalamität nur auf dem Sumpfboden des Kapitalis⸗ mus möglich iſt, der es verſtanden hat, den Grund und Boden der Gemeinde zu entziehen und in die Hände einzelner Terraingeſellſchaften, einzelner Hausagrarier zu überantworten, die einen unverant⸗ wortlichen Wucher mit dieſen Wohnungen treiben. (Zuſtimmung bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten.) Stadtv. Scharnberg: Meine Damen und Her⸗ ren! Ich möchte die Auskunft des Maaiſtrats nicht widerſpruchslos vorübergehen laſſen. Die meiſten Herren werden wiſſen, daß wir durch unſeren Freund Katzenſtein ſchon im Jahre 1915 den Magiſtrat darüber interpelliert haben, wie er über die Woh⸗ nungsnot denkt. Wir haben damals ausführen laſſen, daß auch ſchon vor dem Kriege eine Woh⸗ nungsnot beſtand und daß die Wohnungsnot nach Beendigung des Krieges einen derartigen Umfang annehmen würde, wie es zurzeit geſchehen iſt. Ich kann dem Magiſtrat den Vorwurf nicht erſparen, daß er doch in dieſen Sachen etwas langſam gear⸗ beitet hat. Vor kurzem hat die Stadtverordneten⸗ 1 . den Magiſtrat wieder erſucht, wegen der Wohnungsangelegenheit nähere Auskunft zu geben, und das mag dazu beigetragen haben, daß der Magiſtrat in einem etwas ſchnelleren Tempo gearbeitet hat. Meine Damen und Herren, ich habe die Ehre, der Hochbaudeputation anzugehören. Vor ziemlich langer Zeit wurde uns ein Bauentwurf für Wohnungen von größtenteils 3 und 4 Zimmern vorgelegt; nur einige Wohnungen von 2 Zimmern waren darunter. Es ſollten Maſſivbauten ſein. Vor einigen Monaten wurde uns ein Plan über Ba⸗ rackenbau uſw. vorgelegt. Ich habe dem wider⸗ ſprochen, woil ich mich dafür abſolut nicht inter⸗ eſſieren konnte. Aber für den Notfall müßten wir die Sache doch aufnehmen, ich habe in der Deputa⸗ tion darauf gedrungen — das wird auch der Herr Magiſtratsvertreter zugeben müſſen —, daß die Bauten ſo ſchnell wie möglich in Angriff genommen werden möchten. Dies vermiſſe ich jetzt. Wenn hier geſagt wird, es fehle an Material, ſo mag das mög⸗ lich ſein. Aber an Steinen kann es entſchieden nicht fehlen, denn, ſoviel ich weiß, haben wir uns mit 3 Millionen Steinen vorgeſehen, die auf dem Platze der Bauverwaltung zur Verfügung ſtehen. Den Ma⸗ giſtrat trifft doch inſofern die Schuld, als er die f Sache verlangſamt hat. Im übrigen möchte ich den Magiſtrat noch um i Sitzung am 12. März 1919 wirklich Leute auf die Straße geſetzt werden, was nicht ausgeſchloſſen iſt, wo die untergebracht werden ſollen, ob Vorſichtsmaßregeln getroffen ſind, daß dieſe Leute nicht auf der Straße liegen bleiben. Stadtſndiku⸗ Sembritzki: Meine Herren! Ge⸗ ſtatten Sie mir noch ein paar Bemerkungen auf die Anregungen und Anfragen. Die Uebernahme der Baupolizei würde nichts zur Linderung der Wohnunasnot beitragen können. Im übrigen iſt das auch eine Raumfrage. Wir können die Baupolizei nicht übernehmen, weil wir nicht die Räume haben. Wir müßten Wohnräume dafür in Anſpruch nehmen, und das wollen wir nicht. Herr Stadtv. Dr Broh fragte, ob die Wohnun⸗ gen, um die es ſich handelt, ſchon beſetzt ſeien. Ich habe immer unterſchieden zwiſchen Wohnungen, die ſchon fertig ſind, den Wohnungen, die zum 1. April vorausſichtlich fertig werden, und denen, die nachher fertig werden. Wir haben grundſätzlich nur die Woh⸗ nungen vermietet, die fertig ſind. Ich darf wohl als bekannt vorausſetzen, daß wir einen Wohnunasnach⸗ weis für ſämtliche Wohnungen haben, auf deſſen Beobachtungen ſich die ganzen Maßnahmen ſtützen. Wir vermieten nur die Wohnungen, die fertig ſind, weil erſt im Augenblick der Fertiagſtellung der Woh⸗ nungen endaültig überſehen werden kann, welche der Konkurrenten, die Wohnungen wünſchen, am bedürf⸗ tiaſten ſind. Alſo der arößte Teil dieſer Wohnungen iſt noch nicht fertig und noch nicht vermietet. Wir haben mit einer erheblichen Anzahl bis zum 1. April fertig werdender, bisher unvermieteter Wohnungen zu rechnen. (Stadtv. Dr. Broh: Die fertigen ſind vermietet!) — Die fertigen ſind vermietet. Jede Wohnung, die fertig iſt, wird auf der Stelle vermietet. Namentlich die leichten Barackenwalmungen ſollen erſt zum 1. April fertig werden. (Stadtv. Dr Broh: Es ſind alſo auch teine leeren Wohnungen zur Verfügung?) — Nein, keine weniaſtens in ſtädtiſchen Häuſern. Ich habe 22 fertig, die ſind vermietet, 22 ſollen bis zum 1. April fertig werden 10 ſind noch nicht ver⸗ mietet. Was den Hinweis auf den Mangel an Bau⸗ ſtoffen betrifft und die Frage des Sparkaſſenbaues — Herr Kollege Seeling iſt leider nicht mehr da, ſonſt würde er Ihnen darüber genauere und ſachver⸗ ſtändiaere Auskunft geben können; ſoviel darf ich auch ſagen aus eigener Wifſenſchaft: der Sparkaſſen⸗ erweiterungsbau wird im weſentlichen aus Beton und Eiſen heraeſtellt werden können. Ich alaube nicht. daß der ganze Sparkaſſenerweiterunasban mehr Steine brauchen wird, als für wenige kleine Woh⸗ nungen gebraucht werden. Das ſpielt i Rolle. Für jede Kleinwohnung Ziegel durchſchnittlich gebraucht. ein außerordentlicher Bauſtoff iſt nicht unſere Erfnduna. Auskunft bitten, wie er darüber denkt, wenn nun ſauahren 9i