Sitzung am 19. März 1919 keinem Menſchen, alſo auch nicht dem Hausbeſitzer, zuzumuten ſei, daß er freiwillia an ſeinem Beſitze, von dem er Vorteil baben muß, um leben zu können. Verluſte erleidet. „Wir werden es deshalb nur als etwas Natürliches anzuſehen haben, wenn er dieſe Verluſte auf dem normalen Wege der Mietſteigerung auszualeichen ſtrebt.“ — Es kommt hinzu, meine Damen und Herren, daß bei dieſer Abwälzung auf die Mieter Ungerechtig⸗ keiten und Härten nicht zu vermeiden ſind. Denn nur auf diejenigen Mieter kann ein Teil der Mehrzahlung abgewälzt werden, deren Kontrakte kündbar orer am Ablaufen ſind. Auf dieſe Weiſe wird alſo leicht ein mehr als verhältnismäßiger Teil, von dem der ein⸗ zelne durch die Mieterhöhung betroffen werden ſollte, denjenigen aufgebürdet, die gerade vor dem Ablauf oder vor der Kündigung ihres Mietskontraktes ſtehen. Die Folge könnte daher ſein, daß eine allgemeine Mietsverteuerung eintritt, die nach unſerer Anſicht ein Unglück für die Bevölkerung und ein Unglück für das ſtädtiſche Gemeinweſen bedeutet. das Gegenteil von dem, nach dem wir ſtreben. Deshalb haben wir es uns im Ausſchuß energiſch angelegen ſein laſſen, zu prüfen, ob nicht dieſe Er⸗ höhung der Gebühr zu vermeiden oder weniaſtens in geringerer Höhe feſtzuſetzen iſt. Da fanden wir unter den Ausgaben einen Poſten, über den heute ſchon zu Anfang der Tagesordnung gehandelt worden iſt, näm⸗ lich den Poſten für das Defizit aus der Müllbeſeiti⸗ gung im vorigen Jahre, der mit 250 000 ℳ dem Etat zur Laſt geſchrieben iſt. Es erwies ſich jedoch nach langen Debatten als unmöglich, dieſen Poſten her⸗ auszubringen und durch irgendeine andere Einnahme zu erſetzen. Meine Freunde in der Demokratiſchen Fraktion ſehen ſich deshalb genötigt, dem Etatvoran⸗ ſchlag, wie er Ihnen vorliegt, zuzuſtimmen. Wir tun das aber mit dem Vorbehalt, daß wir bei der Bera⸗ tung der anderen Etattitel eine ernſte Prüfung an⸗ ſtellen werden, ob es nicht möalich iſt, für die Be⸗ meſſung der Laſten des Hausbeſitzes eine anderweite Verteilung eintreten zu laſſen. Wir werden dann, wenn wir das Geſamtergebnis der Ausgaben und der zu Gebote ſtehenden Einnahmen überſehen können, verſuchen, ob es nicht möglich iſt, durch Bemeſſung der Grundſteuer oder anderweit die erhöhte Belaſtuna, die mit Annahme dieſer Vorlage dem Hausbeſitz auf⸗ erlegt wird, in billige Rückſicht zu ziehen. Stadtv. Frau Henl: Geehrte Anweſende! Die FIrauen ſind in einem Augenblick in die Verwaltung eingetreten, wo die ſieben mageren Jahre einſetzen. Deswegen erlauben Sie mir, eine Anregung zu geben, die von meiner Fraktion für würdig befunden worden iſt, hier ausgeſprochen zu werden. zch glaube, daß es durchaus notwendia iſt, daß wir in der Zukunft — ich ſpreche nicht von dieſem SEtat, denn daran wird ja nichts zu ändern ſein — eine Selbſthilfe durch Verminderung des Mülls ſchaffen müſſen. Wir haben Millionen ausgegeben, um dieſe Millionenwerte aus der Stadt zu ſchaffen. Das kommt uns Frauen ganz fonderbar vor, die wir . 2 e zch bitte, dieſe kleine An freundiich Volkes be⸗] Ich bitte, dieſe kleine Anregung freundlich auf⸗ 87 Der Magiſtrat wolle beſchließen, daß eine beſſere Müllverwertung in der Büngerſchaft an⸗ geſtrebt und angeregt wird, und wolle in der zu⸗ ſtändigen Kommiſſion vorbereitende und prak⸗ tiſche Schritte dazu empfehlen: 1. Hebung der Kleinviehzucht, wie Kanin⸗ chen, Meerſchweinchen, — Ich möchte bemerken, daß dieſes Tier in Süd⸗ amerika als Nahrungsmittel in großem Umfange ge⸗ braucht wird und daß in Südamerika bei jeder Küche ein Stall dafür vorhanden iſt, in dem Meerſchwein⸗ chen durch Verfütterung von Küchenabfällen gezogen werden, die ein Volksnahrungsmittel erſter Güte bil⸗ den, ein Fleiſch geben, deſſen Wertung zwiſchen Huhn⸗ und Kaninchenfleiſch ſchwankt: kulinariſch iſt es einwandfrei. Wir haben eben ein Vorurteil da⸗ gegen, weil wir es in bakteriologiſcher Beziehung zu viel brauchen. Wenn Sie aber ſolche Einrichtung träfen, würde ſich ſchon allmählich der Nutzen bei der in Zukunft nur geringen verfügbaren Fleiſchquelle herausſtellen. — außerdem Ziegen durch Mehrverfütterung von friſchen und getrockneten pflanzlichen Abfällen. — Wir müſſen auch anſtreben, daß die friſchen Kar⸗ toffelſchalen uſw. nicht verkommen, ſondern daß man ſie trocknet, was beſonders dort, wo Zentralheizun⸗ gen ſind, leicht durch Anbringung von Hürden ge⸗ ſchehen könnte. — 2. Einrichtung von Sammelſtellen für 3 . Flaſchen, Papier und Abfälle aller Tt. Dieſe Sammelſtellen müßten vom Magiſtrat einge⸗ richtet, dann vielleicht verpachtet werden. Ich habe eine ſolche Sammelſtelle ein Jahr lang zur Probe durch vier Vereine errichtet. Dieſe hat ſich durchaus nentiert. Das Kapital iſt verdoppelt und 5% extra verdient. Wenn eine Pachtung einträte, würden ſich die Einnahmen wahrſcheinlich reduzieren, aber wir würden doch dieſe großen Mengen Müll nicht weg⸗ zutransportieren haben und dadurch Geld ſparen, auf der andern Seite immer noch eine Einnahme ſchaffen. 3. Einrichtung von Plätzen zur Sortierung von Kohle und Aſche (unausgenutzte Kohle für Freibrand Unbemittelter) und Schaffung von Erdmagazinen. Es ſind ſeinerzeit Stichproben in der Kohlenverwer⸗ tung vom Kriegsamt gemacht worden, und man hat vielfach 40% unausgenutzte Kohle in den Zentral⸗ heizungen gefunden. Dieſe unausgenutzte Kohle ſchaf⸗ fen wir mit großen Mitteln aus der Stadt und laſſen hier unſere armen Leute frieren. Ebenſo iſt es mit der Aſche. Es iſt verwunderlich, daß man alle dieſe mineraliſchen Beſtandteile wegtut, während wir eine Fuhre Erde mit 20 ℳ bezahlen müſſen. Wir haben große Plätze, wo man Stellen ſchaffen könnte, um mit Hilfe von Straßenmüll und Aſche die Erde zu präparieren. Wir müſſen die Abfallſtoffe mög⸗ lichſt hygieniſch ausnutzen und die Koſten der Abfuhr verringern. Mir kommt dieſer ganze Etat vom Frauenſtandpunkt aus einfach unmöglich vor. n und ſie gelegentlich durch die richtiaen in der Bevölkerung wirken zu laſſen, welche heren Koſten der Müllabfuhr ſicher den kann, ſie künftig wieder niedriger