Sitzung am 19. März 1919 Groß⸗Berlin in den Vordergrund der Erörterung wieder gerückt iſt, mit einem derartigen Antrage zu kommen. Aber die Gründe für den Antrag, die uns früher hier auch ſchon mehrfach beſchäftigt haben, zwingen doch dazu. Die Zahl der Polizeibeamten, der Außenbeamten, iſt in Charlottenburg immer gegenüber Berlin äußerſt niedrig geweſen; ſie hat bei weitem den Anſprüchen der Charlottenburger Be⸗ völkerung nicht genügt. (Sehr richtig!) Das iſt auch in dieſem Saale des öfteren zum Aus⸗ druck gebracht worden. (Zuruf.) — Wenn ich auf den Zwiſchenruf des Herrn Bür⸗ germeiſters erwidern darf, ſo war der Standpunkt unſerer Partei früher ſo, daß wir ſaaten: wenn die Polizei ſich nicht mit allzu vielen Dingen beſchäf⸗ tiate, die ſie eigentlich nichts angehen, dann würden für die Bewachung der Stadt mehr Kräfte frei werden. Durch die Revolution iſt ja dieſer Umſtand behoben. Gott ſei Dank hat die Polizei ſich mit vielen Sachen nicht mehr zu beſchäftigen — ich er⸗ innere nur an die Aufhebung der politiſchen Poli⸗ zei —, ſo daß alſo Kräfte frei geworden ſind. Nach meinen Feſtſtellungen ſind jedoch die freigewordenen Kräfte nicht ausreichend, um das Manko, das in anderer Beziehung eingetreten iſt, zu decken. Früher war bei der Schutzmannſchaft der 24 ſtündige Dienſt, jetzt iſt dieſer Dienſt in einen achtſtündigen umgewandelt. Dadurch kommt für den Außendienſt ein erheblicher Teil der Beamten in Fortfall. Wie dieſes Manko gedeckt werden ſoll, da⸗ für ſind Vorkehrungen nicht getroffen. Weiter kommt hinzu, daß die Vergehen aegen das Eigentum gegen früher ganz bedeutend geſtiegen ſind. In der Zeit vom 1. November 1918 bis 15. März 1919 ſind bei⸗ ſpielsweiſe zur Meldung gelangt: Ladeneinbrüche 554, (Hört! hört!) Wohnungseinbrüche 235, (Sörti hört!) Keller⸗ und Bodeneinbrüche 843, —(Sorti börtt) Taſchendiebſtähle 210 und Schaufenſtereinbrüche 143. zuſammen 1985 Fälle. Meine Herren, Sie mwmerden ſich ſelbſt ſagen müſſen, daß unter dieſen Umſtänden es doppelt bedauerlich erſcheint, daß die Zahl der Nolizeibeamten hier nicht erböht wird. Nach den Berechnungen, die von dem Führer der FCharlottenburger Schutzmannſchaft aufaeſtellt wor⸗ 93 habe, bekommen habe. Da die Stadt ein lebhaftes Intereſſe daran hat, daß ihr ein ausreichender Schutz gewährt wird, und der Staat wohl die Verpflichtung, aber auf Grund der allgemeinen Verhältniſſe nicht die Möglichkeit hat, die Frage zufriedenſtellend zu löſen, iſt es meiner Ueberzeugung nach am beſten, wenn die Stadt ſelbſt die Polizei in eigene Ver⸗ waltung übernähme. 5 Hierbei muß auch vielleicht betont werden, daß die Polizei in einer ſolchen Weiſe ausgeſtaltet wer⸗ den muß, daß es nicht nötia iſt, bei irgendwelchen Anläſſen auf das Militär zurückzugreifen. Ich will eine Debatte über die letzten Vorkommniſſe in Berlin nicht aufrollen, möchte aber doch betonen, daß es zweckmäßiger iſt, wenn die Ordnung, Sicherheit und Ruhe der Stadt durch aeſchulte Polizeikräfte auf⸗ rechterhalten wird als durch Militär, das ſeinen Beruf eigentlich auf einem ganz anderne Gebiet hat. Ich möchte meine Ausführungen nicht ſo gedeutet wiſſen, daß ich nicht ebenfalls voll und ganz aner⸗ kenne, daß es die Pflicht der Reaierung war, mit allen ihr zur Verfüaung ſtehenden Mitteln die Ruhe in Berlin wieder herzuſtellen. (Sehr richtial) Aber für die Zukunft wäre es beſſer, wenn wir Polizeioraane hätten, die für dieſen Beruf ausae⸗ hildet und auch beſſer geeianet ſind. Das Militär wird, ſoweit ich die Sache beurteilen kann und mit den maßgebenden Herren beſprochen habe, darüber nicht böſe ſein, ſondern erblickt auch ſeine Aufaaben auf anderen Gebieten, ſehnt ſich alſo nicht danach, wieder zu ähnlichen Aufaaben verwandt zu werden, wie es hier in Berlin der Fall geweſen iſt. Trotz⸗ dem iſt es ſelbſtverſtändlich ſeine erſte Pflicht, die zum Weiterbeſtande des Staates notwendige Ruhe und Ordnung zu gewährleiſten. Alſo ich möchte nochmals zuſammenfaſſend be⸗ merken, daß meine Freunde in der Kommunaliſie⸗ rung der Polizei einen weſentlichen Fortſchritt des allgemeinen Polizeibetriebs ſehen und ferner die Erwartung ausſprechen, daß dann auf polizeilichem Gebiete die beſonderen Wünſche, die Charlottenburag in dieſer Beziehuna ſchon ſeit Jahren hat, beſſer er⸗ füllt werden können als bisher. (Bravo!) Oherbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine verehrten Frauen und Männer! Aus der Begründung des Herrn Vorredners ſind mir beſonders zwei Punkte in der Erinnerung geblieben, die meiner Anſicht nach charakteriſtiſch waren. Zunächſt bearüße ich dieſer Begaründuna ein ſtarkes Bekenntnis zur Selbſt än digkeit Charlotten burgs, obaleich ich bezweifle, daß der Herr Vorredner und ſeine Parteigenoſſen aerade dieſes Bekenntnis in dieſer Stunde ablegen wollten. Zweitens muß ich en. Daß das nun aerade eine Be⸗ „die für die Stadtverordneten⸗ ottenbura, die in erſter Linie 2