96 Ich habe in der vorigen Woche ſchon eine An⸗ frage, die auf dieſem Gebiete liegt, an den Maaiſtrat gerichtet; ſie iſt heute beantwortet worden, und zwar von der zuſtändigen Stelle, von dem Herrn Polizei⸗ präſidenten Richter. Der Herr Polizeipräſident hat bei dieſer Gelegenheit erklärt, daß ca. 554 Einbrüche und 141 Schaufenſtereinbrüche ſtattgefunden haben, und zwar in der Zeit von 4½ Monaten. Ich möchte dem Herrn Polizeipräſidenten dabei zu bedenken geben, daß dieſe Zahlen nur ſo weit zutreffen, als es ſich hier um tatſächlich gemeldete Fälle handelt. Denn es wird dem Herrn Polizeipräſidenten viel⸗ leicht nicht unbekannt ſein, daß ein großer Teil der Gewerbetreibenden Einbrüche nicht anmeldet, nämlich aus dem ſehr einfachen Grunde, weil ſie befürchten, daß die Verſicherungsgeſellſchaften ſie dann aus den Verträgen entlaſſen. Es iſt daher ſelbſtverſtändlich, daß ein großer Teil der Einbrüche, namentlich der Schaufenſtereinbrüche, nicht gemeldet wird. Ge⸗ meldet werden ferner aber unzweifelhaft nicht die Einbrüche in den Schaukäſten:; denn dieſe werden Überhaupt von den Verſicherungsgeſellſchaften gar nicht aufgenommen, fallen daher den Gewerbetreiben⸗ den zur Laſt, und die Anmeldung unterbleibt faſt ausnahmslos. Aus dieſem Grunde kann man ſich gar kein Bild davon machen, wie aroß die Zahl der⸗ 1 4 Einbrüche iſt, die in der Tat ſtattaefunden en. Wenn nun der Herr Oberbüraermeiſter ſaat, für die Jahre 1916 bis 1918 würde für die Kommune eine Mehrbelaſtung von ca. 2 Millionen Mark erfor⸗ derlich werden, ſo iſt das eine ſehr aroße Zahl. (Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Jedes Jahr!) — Pro Jahr? — Dann wird ſie noch deſto größer. Aber ich möchte dem Herrn Oberbüraermeiſter ſagen, daß die Summe der Einbrüche eine ſo ungeheure iſt, daß ſie mindeſtens auch mit dieſer Zahl kon⸗ kurrieren kann. Wenn man berückſichtiat, daß tat⸗ ſächlich derartige Schäden bei einigen Erwerbs⸗ gruppen der Bürgerſchaft ſtattaefunden haben, dann muß natürlich auch die Stadtverwaltung dafür Sorage tragen, daß derartige Schäden nicht in dem Umfange eintreten dürfen. Ich gebe zu, daß der Maaiſtrat keine Handhabe hat, das zu verhindern. Wir ſind deswegen damit einverſtanden, daß in einer gemiſchten Deputation darüber beraten wird. (Die Ausſprache wird geſchloſſen) Stadv. 1247 (Schlußwort): Der Herr Oberbürgermeiſter ſagte in ſeinen Ausführungen, daß in meiner Begründung gewiſſermaßen auf eine Bankrotterklärung des Staates hingewieſen worden wäre. Das hat mir ſelbſtverſtändlich ferngelegen, und ich habe auch nur betont, daß der Staat bei den mannigfachen Aufgaben, die an ihn herantreten, die beſonderen Intereſſen der Stadt Charlottenburg jedenfalls nicht ſo berückſichtigen wird, wie wir es wünſchen. Es iſt mir ſelbſtverſtändlich klar — und das findet auch vollſtändig die Billigung meiner Freunde —, daß die Frage der Kommunaliſterung nur im Einderſtändnis mit den übrigen Gemeinden Groß⸗Berlins gelöſt werden kann, und darum haben putation beantragt. tun Sie das mi wir ſa auch die Beratung in einer gemiſchten De⸗ Situng am 19. März 1519 Wenn ich im einzelnen auf die Einbrüche, Straftaten uſw. eingegangen bin und dabei keine Vergleichszahlen herangezogen habe, ſo iſt das des⸗ halb geſchehen, weil tatſächlich eine beſondere Stei⸗ gerung in der Zeit der Revolution nicht ſtattgefun⸗ den hat. Es hat in dem erſten Monat nach der Revolution ſogar eine Verminderung ſtattgefunden, ſpäter ſtiegen die Zahlen wieder, und es iſt zweifel⸗ 1os — das iſt ja auch ſchon an anderen Stellen ge⸗ nügend nachgewieſen worden, ſo daß ich es nicht be⸗ ſonders zu betonen brauche —, daß die Vermehrung der Straftaten ſelbſtverſtändlich mit der allgemei⸗ nen Erwerbslage im Zuſammenhang ſteht. Wenn es die neue Regierung fertig bekommt, hier in Preußen und auch in Charlottenburg einen Zuſtand zu ſchaffen, daß niemand mehr ſtiehlt und einbricht, ſo wäre es mir perſönlich ſelbſtverſtändlich am lieb⸗ ſten, wenn wir auf dieſe Art und Weiſe die Polizei entbehren könnten. Aber an dieſe Zukunftsmuſik, die hier Herr Kollege Dr Hertz verkündet hat, glaube ich nicht. Ich glaube auch, daß es nicht ge⸗ lingen würde, wenn ſeine Freunde in der Regie⸗ rung die Mehrheit hätten. Und da es nun leider einmal ſo iſt, können wir auf den Polizeiſchutz nicht verzichten. Seor richtig) Wenn bei den Beratungen in der gemiſchten Deputation auch nicht alles das herauskommen wird, was meine Freunde ſpeziell wünſchen, ſo wird doch zweifellos den maßgebenden Stellen mehr als disher klargemacht werden, daß Charlottenburg tatſächlich eines größeren Schutzes bedarf. Die Zahl der Polizeibeamten in Charlottenburg verhält ſich, an Berlin gemeſſen, wie 2:3, ſo daß hieraus ſchon klar erſichtlich iſt, daß Charlottenburg hierin im Nachteil iſt, trotzdem die hieſige Bevölkerung nach Anſicht meiner Freunde und nach Ihrer aller Ueber⸗ zeugung zweifellos denſelben Anſpruch auf Schutz hat wie die von Berlin. (Der Antrag auf Einſetzung einer gemiſchten De⸗ putation wird hierauf einſtimmig angenommen.) Vorſteher Dr Borchardt: Wir kommen jetzt zum 11. Punkt der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Bade und Gen. betr. unbeſol⸗ dete Magiſtratsmitlieder. — Druckſache 43. (Der Antrag lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen, einen Antrag an die Regierung zu richten, nach wel⸗ chem ein Geſetz erlaſſen wird dahingehend, dasß alle unbeſoldeten Magiſtratsmitglieder von 1 5 Stellen zurückzutreten haben und 25 ausgeſchrieben werden.) 2 Antragſteller Stadto. Heilm und Herren! Aus Geſprä des Magiſtrats und der an worden ſind, habe ich dieſer etwas verklauf Antrags allerlei böſe