110 Fraktion keine Grenzen gezogen ſind, und bearüße andererſeits den von Herrn Dr Frentzel und Gen. geſtellten Antrag, den Antrag der Mehrheitsfraktion dadurch abzuändern, daß die Bezugnahmen wea⸗ fallen. Denn das Gebiet der Kommunaliſierung iſt von jeher auch von uns in der Verwaltung als ein unendlich weites aufgefaßt worden, aus dem wir uns die zweckmäßig zu kommunaliſierenden Dinge ausſuchen, und wie verſchieden die Frage der Kom⸗ munaliſierung im einzelnen beurteilt werden kann, das hat, alaube ich, die bisberige Beſprechung ſchon ergeben. Denn ich kann mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, daß die Begründung des erſten An⸗ trages etwas anders ausgefallen wäre, wenn der Be⸗ gründer nicht Sachverſtändiger auf dem Gebiete des Apothekengewerbes, ſondern beiſpielsweiſe Sachver⸗ ſtändiger auf dem Gebiete des Schornſteinfege⸗ weſens geweſen wäre. (Heiterkeit und Sehr richtig! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Ich alaube, ſchon daraus geht hervor, daß man die Dinge von ſehr verſchiedenen Perſpektiven an⸗ ſehen kann, und ich möchte deshalb auch völlig ver⸗ meiden, namens des Maaiſtrats heute zu iraend⸗ einer Spezialfrage irgendeine Stellung einzuneh⸗ men. Denn uns darf bei der Prüfung der ganzen Fiage nur das eine leiten: eignen ſich ſpezielle Ge⸗ biete tatſächlich ſo zum kommunalen Berriev, daß ſelbſt unter Hintanſetzung von perſönlichen, aewerb⸗ lichen und ſonſtigen Gegengründen die Konmunali⸗ ſierung ſich im gegenwärtigen Augenblick empfiehlt? In dieſe Prüfung, meine Damen uno Herren, mit Ihnen einzutreten, iſt der Magiſtrat bereit. Ich werde dem Maaiſtrat empfehlen, ſeinerſeits die Zu⸗ ſtimmung zu der von Ihnen beantragten Depu⸗ tation zu erteilen und mit Ihnen in die gemein⸗ ſchaftliche Beratung einzutreten. Aber ich möchte doch die Bitte ausſprechen, daß Sie ſich von der Arbeit dieſer Deputation nicht ſo viel verſprechen, daß in wenig Wochen die Geſchichte reif iſt. Deun hier bedarf es tatſächlich erſtens eingehender Unter⸗ ſuchungen, und zweitens des Benehmens mit den übrigen Gemeinden Groß⸗Berlins, auf das die Gen Antragſteller mit Recht bereits hingewieſen haben. Endlich würde ich die Bitte ausſprechen, daß dieſe Deputation vielleicht dieſelbe ſein möge, die ſich auch über die Kommunaliſierung der Polizei zu verhalten hat. Weniaſtens ſcheint es mir unzweck⸗ mäßiag zu ſein, hier auch noch zwei Deputationen zu konſtruieren: Kommunaliſierung iſt das eine wie das andere. Aber das iſt eine Frage, die ſchließlich die Verſammlung mehr angeht als uns. Ich bitte, es als eine Anregung aufzufaſſen. Stadtv. Dr. Frentzel: Nur um es nicht zu ver⸗ geſſen, will ich am Anfang meiner Ausführungen das Thema behandeln, das der Herr Oberbürgermeiſter zuletzt angeſchnitten hat: die formale Behandlung in der gemiſchten Deputation. Ich glaube doch nicht, daß es zweckmäßig iſt, alles in eine Deputation zu⸗ ſammenzuwerfen. Ich meine, daß die Frage der Sozialiſterung oder Kommunaliſterung ſo ſchwierig iſt und auch wieder andere Kräfte aus dieſer Ver⸗ ſammlung erfordert als diejenigen, die mit der Polizei zu beſchäftigen haben. in der Form der ſich lediglich Dies vorausgeſchickt, mochte ich bemerken, daß Sitzung am 19. März 1919 der beiden Anträgen zugarunde lieat, von vornherein übereinſtimmen. Sie ſind durchaus der Anficht, daß cs dringend notwendig iſt, daß wir Gelegenheit haben, uns über dieſe Fragen, von denen Herr Kol⸗ lege Skaller am Beginne ſeiner Ausführungen, und 2war mit vollem Recht, betont hat, daß ſie bei Beginn der Umwälzung alle Gemüter in beſonderem Grade beſchäftigt haben, auszuſprechen und dabei auch die beſtehenden Gegenſätze, die nicht hinweggeleugnet werden können, nicht hinweggeleugnet werden ſollen, auch voll und reſtlos zum Ausdruck zu bringen. Wir halten auch die Form einer gemiſchten De⸗ putation für die richtige, weil wir in dieſer das Sach⸗ verſtändnis des Magiſtrats in dieſer Frage und alle die Dinge, die ſich bereits vorher auf dieſem Gebiet abgeſpielt haben, zu unſerer Verfügung haben. Wir haben aber den Antrag geſtellt, der Ihnen von dem Herrn Vorſteher bereits verleſen worden iſt, in dem Antrag der Mehrheitsſozialiſten die angeführten Worte zu ſtreichen, mit anderen Worten, die Spezi⸗ fikation der Fragen zu unterlaſſen, auf welche ſich die Beratungen nach Anſicht der Antragſteller in erſter Linie zu erſtrecken haben. Wir ſind — und damit decke ich mich mit Herrn Dr. Hertz — zunächſt einmal der Anſicht, daß dem Tätigkeitsgebiet dieſer gemiſchten Deputation über⸗ haupt keine Grenzen geſteckt werden ſollten, ſondern daß ſie ſich dieſe Grenzen ſelber zu ſtecken hat. Wir würden aber, wenn wir dieſem Antrag in der un⸗ veränderten Form zuſtimmen, dadurch den Anſchein erwecken, als ob wir uns der Anſicht, die Herr Skal⸗ ler vertreten hat und die ſeine Freunde in ihrem An⸗ trag niedergelegt haben, daß die genannten Betriebs⸗ unternehmungen bereits als zur Sozialiſierung oder Kommunaliſierung reife Wirtſchaftsgebiete anzu⸗ ſehen ſeien, anſchließen. Das iſt nicht der Fall. Wir tun das nicht, wir ſind im Gegenteil vollkommen an⸗ derer Anſicht. Wir würden alſo, nicht ſowohl nach außen, ſondern auch gegenüber den Herren, die dieſen Antrag geſtellt haben, gewiſſe Erwartungen erwecken oder gewiſſe Meinungen aufkommen laſſen, die wir nachher durch unſere Haltung nicht rechtfertigen können. Meine Damen und Herren, es iſt ja ſelbſtver⸗ ſtändlich und wird Sie nicht weiter wundernehmen, wenn wir hier bei dieſer erſten Gelegenheit, die uns gegeben iſt, klipp und klar ausſprechen, daß unſere wirtſchaftspolitiſchen Gedanken von den Ihrigen voll⸗ kommen abweichen. Das iſt kein Geheimnis, das wiſſen Sie, und das müſſen wir hier noch einmal be⸗ kennen. Wir geben ohne weiteres zu, daß die Ge⸗ danken, die zu Ihrem wirtſchaftspolitiſchen Pro⸗ gramm geführt haben, wie ſie insbeſondere im Er⸗ furter Programm niedergelegt ſind, zum großen Teil ſehr hoch, ſehr idealiſtiſch gedacht ſind. Ein Teil der Ausführungen, die Herr Dr Hertz gemacht hat, kann ich auch unter dieſe Rubrik rechnen. ja, daß dieſe Gedanken eigentlich die Phantaſte aller ziviliſterten und auch nichtziviliſterten früheren Jahrhunderten und beſchäftigt haben, das nie meine Freunde, und zwar ſämtlich, mit dem Sinn, ſeie n Si