112 liſcht das Streben zum Vorwärtskommen, dann tritt — und das wird in den Staatsbetrieben ohne weiteres ſein — ſtatt des freien Schaltens, das ſich immer zu entwickeln, das immer vorwärtszukommen ſucht, das ſich anpaſſen will, das immer nach neuen, beſſeren Formen ringt, die ſchwerfällige Maſſe, das Bleigewicht der bureaukratiſchen Verwaltung ein. Und wenn in jenem Aufſatz davon geſprochen iſt, daß, wenn dies nicht vermieden werden wird, tat⸗ ſächlich der ganzen Sozialiſierung ungünſtige Pro⸗ ſpekte zu ſtellen ſind, ſo ſagen wir: ſie ſind nicht zu ſtellen, es läßt ſich nicht vermeiden. (Sehr richtig! bei den bürgerlichen Parteien.) Und gerade das eine Beiſpiel, das Herr Dr Hertz angeführt hat, daß es möalich wäre, auf dem Wege eines durchdachten Arbeitsplanes anſtelle der ſchein⸗ bar planloſen, wie ich ſage: bewealichen Wirtſchaft, eine planvolle zu ſeten und nun aleichſam wie von einem Feldherrnhügel aus zu beſtimmen, in welcher Weiſe ſich alle die wirtſchaftlichen Bahnen regeln und regieren laſſen wollen, ſo muß ich ſagen: wo ſind die Richter und die Leute, die das durchführen können? Herr Dr Hertz bat darauf hinaewieſen, das wäre möglich, und man wäre durchaus in der Lage, zu beſtimmen, welche Arten der Güterherſtel⸗ lung als nicht dem Geſchmack und Gebrauch ent⸗ ſprechend unterbleiben könnten und welche dafür an ihre Stelle zu treten hätten. Herr Dr Hertz, ich kann Ihnen ſagen: das Geſetz von Angebot und Nachfrage regelt das viel beſſer, als es irgendein Menſch kann: (Sehr nichtial) denn kein Menſch, kein Untemnehmer, der die Ver⸗ antwortung ja mit ſeinem eigenen Geldbeutel zu tragen hat, wird jemals darauf eingehen, Dinge zu machen oder weiter zu machen, wenn er ſie nicht los wird. (Sehr richtigl) Das weſentliche in all dieſen Dingen — auch das iſt in dem, was Sie vorgeleſen haben, durchaus 5 richtig hervorgehoben — liegt in der Verſchiedenheit der Art der Verantwortunga, die der Kaufmann und die der Beamte hat. Das weiß ich aus eigener Er⸗ fahrung am beſten, der ich auf der einen Seite Kaufmann geweſen bin, auf der andern Seite aber auch in einer halb öffentlich⸗rechtlichen Stellung habe auftreten müſſen. Der Beamte wird ſich und kann gar nicht anders als ſich außerordentlich vor⸗ ſichtig bewegen und für alles das, was er tut, ſich zum mindeſten eine möglichſt aroße Rückendeckung durch ſeine Kollegen oder andere Inſtanzen ſuchen. (Sehr richtig!) Der Kaufmann hat aber keine andere Ueberleaunas⸗ hemmung als die Größe ſeines Geldbeutels, als die Gefahr, die er läuft, wenn er ſeine kaufmänniſchen Geſchäfte erledigt und abſchließt. Kann er es mit dem verantworten, dann iſt er auch in der Lage, ſchnell, durch Telegramm oder Telephon, zu handeln, und das iſt notwendig. Infolae jener veränderten bei Einzelunternehmen möglich iſt. (Sehr rchtial) Verantwortuna, von der ich aeſprochen habe, wird niemals ein ſtaatsſozialiſtiſch, ein aemeinverwaltetes Unternehmen von derſelben Bieaſamkeit, Elaſtizität und Schnelliakeit des Handelns beſeelt ſein, wie das Sitzung am 19. März 1919 Dieſe Umſtände werden zum Stillſtand, wie ich vor⸗ hin ſchon geſagt kabe, und ſpäter zum Rückſchritt führen, und dieſer Rückſchritt wird ſich dann am be⸗ drohlichſten und agefährlichſten zeigen, wenn die Wirtſchaft unſeres Landes gezwungen iſt, in Wett⸗ bewerb mit den Wirtſchaftsformen anderer Länder zu treten, (Sehr richtig!) die ſich dieſe Beweglichkeit und Elaſtizität, dieſe Schnelliakeit des Entſchluſſes, die Entſchlußkraft und den Erfindunasgeiſt des einzelnen noch bewahrt haben. Wenn nicht die Gedanken der Sozialiſierung über die gamze ziviliſierte Welt Anklang finden, dann kann es dahin kommen, daß die Sozialiſterung, die Sie wünſchen — wie ich nochmals betone und zugeſtehe: aus edlen und ideal gedachten Motiven heraus —, daß dieſe Wirtſchaft wirklich zum Ver⸗ derben unſeres Landes wird. Das wollen wir nicht. Deshalb müſſen wir ſie aus allgemeinen Prinzipien ablehnen. Das hindert aber nicht, daß wir für einzelne Dinge dicſe Wirtſchaft zulaſſen, und nicht nur zu⸗ laſſen, ſondern gar direkt wünſchen und für nötig halten. Wir haben in dieſem Saale — der Herr Oberbürgermeiſter hat ſchon davon geſprochen — über die Notwendigleit von kommunalbetriebenen Werken ja des häufigeren ſchon geredet. Ich ſelber habe ſehr oft im Namen meiner Freunde hier dicſe Anſchauung kelennen dürfen. Das ſind Betniebe, bei denen auf der einen Seite die Gefahren, von denen ich geſprochen habe, der Erſtarrung uſw., zwar bis zu einem gewiſſen Grade auch vorhanden ſind, aber doch nicht in Irage kommen gegenüber den arcßen Vorteilen, die dadurch herbeigeführt werden, daß die Stadt oder auch der Kreis oder eine Provinz oder ein anderes Eebilde dieſe Dinge ſelber in die Hand nimmt, und zwar deswegen, weil dieſe Be⸗ triebe — Gas, Waſſer, Elektrizität, auch das Ver⸗ kehrsweſen fällt darunter — geführt werden und nur geführt werden können auf Grund von Hoheitsrechten, die erſt einer dritten Perſon ver⸗ liehen werden müſſen, und dieſe Hoheitsrechte, Wegerechte uſw. ſind ein ſo wertvolles Gut, daß man ſie meiner Meinuna nach nicht privaten Händen aus⸗ liefeim darf. Zweitens haben dieſe Betriebe die Eigenſchaft, daß der Kreis ihrer Abnehmer ganz be⸗ ſchränkt iſt und daß ſie eine Monopolwirtſchaft eben auf Grumd dieſer Hoheitsrechte darſtellen. Des⸗ wegen iſt es notwendia, ſelbſt auch, wenn gewiſſe wirtſchaftliche Unvollkommenheiten an dieſen Be⸗ trieben kleben, ſie in die Gemeinwirtſchaft über⸗ zuführen. Dieſe Frage iſt für uns in Charlottenburg eine rein akademiſche; denn alles das, was Sie wünſchen und für richtig halten, haben wir bereits längſt. Das einzige, was noch fehlt, ſind die Verkehrsunter⸗ nehmen. Aber ich darf auch darauf hinweiſen, daß wir in Charlottenburg kein Verkehrsunternehmen haben, das in dem Raume unſeres Gebiets anfängt und endet, und daß wir desw . ſammengehen mit den anderen meinden angewieſen ſind. Ich ſedoch Gelegenheit nicht verſchwei Charlottenburg waren in dieſem Saa