Sitzung am 19. März 1919 auf den Groß⸗Berliner Straßenbahnen eintreten ſollte, und daß es Berliner Hemmniſſe waren, Hemm⸗ niſſe, die von der Berliner Sozialdemokratiſchen Fraktion insbeſondere getragen und geſtützt wurden, laſ damals den Plan nicht haben zuſtande kommen aſſen. (Sehr richtig!) ja, die es verhindert haben, daß über den Plan in einem größeren Ausſchuß überhaupt geſprochen wer⸗ den durfte. (Stadtv. Meyer I: Sehr richtig!) Jedenfalls können Sie verſichert ſein, daß in dem Kreiſe meiner Freunde und, ich glaube, auch im Magiſtrat, wenn die Stunde der Möglichkeit der Ueberführung in den Beſitz des Zweckverbandes für die Große Berliner Straßenbahn geſchlagen haben ſollte, Stimmung vorkanden iſt, daß wir jedenfalls für dieſe Pläne, wenn ſie in der richtigen Form zur Vorlage kommen, ohne weiteres zu haben ſind. Wenn ich nur noch mit einigen wenigen Worten — ich bin ſchon länger geworden, als ich wollte — auf die Dinge eingehen ſoll, die hier von den Herren als beſonders verſtadtlichungsreif genannt worden ſind, ſo kann ich mich auch da den Aus⸗ führungen des Herrn Skaller nicht anſchließen. Was die Apotheken anbetrifft, von denen er beſonders ge⸗ ſprochen hat und für die er, wie ich höre, beſonders ſachverſtändig iſt, ſo möchte ich ihm doch als ehe⸗ maliger Arzt ſagen, daß die Apothekertätigkeit in zwei Teile zerfällt, in die eigentliche Dispenſier⸗ tätigkeit, worin er wirklich eigene Arbeit leiſtet, und in die andere Tätigkeit, wo er — das gebe ich ohne weiteres zu — weiter nichts iſt als Wiederverkäufer. Was dieſe erſte Tätigkeit betrifft, ſo ſteht er — das hat ja Herr Kollege Skaller auch durch ſeine Worte ziemlich deutlich durchblicken laſſen — bereits ſo ſtark unter ſtaatlicher Kontrolle, daß ich wirklich nicht weiß, wie ſich die Gemeinde hier noch zweckmäßig dazwiſchen ſchieben kann. Für ſeine übrige Tätig⸗ keit, den ſogenannten Handverkauf, den Verkauf von Verbandſtoffen, von Drogen uſw., wo er unter dem Wettbewerb des Verbandſtoffhändlers und Fabri⸗ kanten ſowie des Drogenhändlers ſteht, da wünſchen wir eben nach unſerer wirtſchaftlichen Anſchauung abſolut freien Wettbewerb, wünſchen keine Eingliede⸗ rung in die Kommunalwirtſchaft. Ich glaube, Herr Kollege Skaller, es wird wohl doch notwendia ſein, daß wir uns darüber einiaen, daß das Apotheken⸗ weſen, das auch meiner Meinuna nach einer drin⸗ genden Reform ledarf — die Ausführungen, die Sie bezüglich des Wertes der Konzeſſtonen aemacht haben, ſind durchaus richtig und haben meine Zu⸗ ſtimmung —, ſich doch nur für eine landesgeſetliche, ſtaatliche Regelung eignet. ißſtände, die mict dunch 113 Ueber das Beſtattungsweſen kann vielleicht ſpäter in Verbindung mit der Frage eines kommu⸗ nalen Friedhofs geſprochen werden. Die Gebühren⸗ frage, die bei dem Transportweſen ja eine ſo große Rolle ſpielt, muß nach meiner Meinung im Zu⸗ ſammenhang mit der Gebührenfrage für das Be⸗ ſtattungsweſen geregelt werden. Was das Krankentransportweſen angeht, ſo, glaube ich, würden wir jetzt durch ein Eingreifen unſererſeits nur gewiſſe Beſtrebungen ſchädigen, die bereits im Wege ſind und ſich wahrſcheinlich in ſehr kurzer Zeit zu einer Regelung im Groß⸗Berliner Maßſtabe durchführen laſſen. Ich glaube daher, daß das aus dieſem Grunde ausſcheiden muß. Ich hatte nun allerdings geglaubt, daß die Herren den meiſten Wert auf die Lebensmittelver⸗ ſorgung legen würden und daß ſie die übrigen Dinge eigentlich nur mehr gleichſam als Ehrengarde dieſer Lebensmittelverſorgung beigegeben haben. Aus den vorſichtigen Worten des Herrn Kollegen Skaller habe ich erſehen, daß die Herren ſich der Schwierig⸗ keit, die der Durchführung dieſer Maßregel entgegen⸗ ſteht, durchaus bewußt ſind. Wir, meine Herren, ſtehen auf dem Standpunkt, daß wir dieſe Schwierig⸗ keiten für ſo aroß halten, daß wir vom einer Kom⸗ munaliſierung der Lebensmittelverſorgung ohne weiteres abſehen wollen, ja, daß wir derſelben voll⸗ kommenen und ausgeſprochenen Widerſtand entgegen⸗ ſetzen werden. Wir ſind der Anſicht, und das be⸗ gründet ſich zum Teil in dem, was ich vorhin all⸗ gemein ausgeführt habe, daß die Stadtverwaltung dieſer Aufgabe niemals gewachſen ſein wird. (Stadw. Meyer 1: Sehr richtig!) Wir ſind der Anſicht, daß vor dem Kriege, zur Zeit, als Fülle und Reichtum in dieſen Dingen herrſchte — und die ſozialdemokratiſche Wirtſchaft ſoll ja eine Wirtſchaft der Fülle und des Reichlichen ſein — unſer Lebensmittelhandel, der Groß⸗ und Klein⸗ handel, vollkommen die Bedürfniſſe befriedigt hat, die geſtellt werden konnten. Es muß nur dafür ge⸗ ſorgt werden — und die Stadt Charlottenburg hat dafür geſorgt —, daß über dem Handel immer die Geißel der Konkurrenz, des Wettbewerbs ſchwebt, damit immer darauf geſehen wird, daß nicht ſowohl — gute als auch billige Ware für die Einwohner der Städte vorhanden iſt. Wenn das geſchieht, dan glauben wir, daß Beſſeres auf keinen Fall die Stadt wird leiſten können. Ja, wir ſind der Anſicht, daß die Stadt Schlechteres leiſten wird, weil alle jene Dinge, von denen ich vorhin geſprochen habe: Un⸗ beweglichkeit, ſtarre Wirtſchaft, Hinderung durch zu viel Organe, ein Durcheinander ſtatt eines Neben⸗ einanders in den einzelnen Organen und Stellen, eintreten werden. Die Kriegswirtſchaft, die in dieſer Beziehung doch ſo außerordentlich lehrreich iſt, ſollte doch ſehr viele Leute, die früher die Idee gehabt haben, daß eine Lebensmittelwirtſchaft ſeitens der Stadt ſo leicht durchzuführen iſt, davon ſchon be⸗ kehrt haben. Und es wird — davon ſeien Sie über⸗ zeugt — viel anderes, als es in der Kriegswirtſchaft geweſen iſt, in der Friedenswirtſchaft auch nicht ge⸗ ſt leiſtet werden. — Ich hoffe, daß die Herren vom Magiſtrat, die die Kriegswirtſchaft hier geleitet ſtände,] haben. in dieſen meinen Worten nicht etwa eine miß⸗ inſtige oder herabſetzende Kritik ihres eigenen Ver⸗ tens ſehen; die war nicht gemeint.